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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 62 von 105

 

Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!

 

Es wurde schon angekündigt, was jetzt kommt. Das macht es mir leichter, oder auch nicht, warum wir die Subvention für das Interkult Theater ablehnen.

 

Es ist an sich immer wieder dasselbe. Manche so genannte Kulturinstitutionen benützen ihre Plattform dazu, politische Agitation zu betreiben. Wenn die politische Stoßrichtung der Rathausregierung in den Kram passt, fließen Fördergelder. So geschieht es eben beim Interkult Theater.

 

Gebetsmühlenartig werden dort die Wähler der FPÖ mit Rassismus und Faschismus in Verbindung gebracht. Ich erspare mir jetzt irgendwelche Zitate, Sie können es sich vorstellen. Sie kennen es im Wesentlichen.

 

Hier kommt aber noch ein weiterer Aspekt dazu, der auch beachtenswert ist. Das Theater ist eine multikulturelle Institution. Dazu muss ich gleich für die FPÖ klar bekennen: Wir die FPÖ bekennen uns zu einem multikulturellen Europa und zu einer multikulturellen Welt. Wir sind aber massive Gegner der multikulturellen Immigrationsgesellschaft, denn wir sind davon überzeugt, dass über Einschmelzung und Nivellierung mehr Probleme geschaffen als gelöst werden. Außerdem wissen wir bereits, dass diese Gesellschaftsutopie gescheitert ist. Man braucht nur nach Ost- und Südosteuropa zu schauen.

 

Längst ist bekannt, dass die Einwanderung einer großen Zahl von Menschen, die uns kulturell und anthropologisch fern stehen (GR Mag Rüdiger Maresch: Anthropologisch?), dazu führt, dass sich diese durch Brauchtum und Aussehen abgrenzen. Damit entwickelt sich automatisch eine Konkurrenzsituation, da jede Gruppe ihr Einzelinteresse in den Vordergrund stellt. In wirtschaftlichen und sonstigen Krisenzeiten kann das zu extremen Spannungen führen. Im Sinne eines harmonischen Zusammenlebens sollte man sich daher davor hüten, multiethnische Immigrationsgesellschaften auszubauen. Aus den bereits getätigten Fehlern sollte man eigentlich lernen!

 

Heute konnte man wieder in der Zeitung lesen, wir bekommen jetzt in Wien Türkisch als zweite Unterrichtssprache. Das ist genau der falsche Weg! Die Solidargemeinschaft wird zunehmend aufgelöst! Die Einzelgruppen vertreten ihre Interessen mit immer größerer Rücksichtslosigkeit! Das ist eine Gefahr für die Gesellschaft und für die Demokratie! Das muss man erkennen! Wir müssen uns über den Grundsatz einigen. Kulturelle Vielfalt ist ein Wert an sich. Multikulturelle Immigrationsgesellschaft aber führt zu einer Nivellierung und Einschmelzung. Eine Mischkultur entsteht, die sich weltweit immer mehr angleicht.

 

Auch im Sinne der Globalisierungsgegner dachte ich mir, dass Sie da mit mir einer Meinung sind. Das ist ein Armutszeugnis und keineswegs als Weltoffenheit positiv zu bezeichnen! Verantwortungsvolle Politik sorgt dagegen dafür, dass die angestammte Kultur bewahrt wird und die notwendigen Voraussetzungen für Integration geschaffen werden. Das heißt, Integrationsfähigkeit und Integrationswilligkeit müssen bei den Menschen, die man als Einwanderer hereinlässt, vorhanden sein.

 

Es ist auch anzustreben, Menschen mit möglichst geringer kultureller Distanz zu uns zu holen und zu integrieren. Es muss klargestellt werden, dass sich Einwanderer an den heimischen Wertekatalog anzupassen haben. Die Diskriminierung von Frauen beispielsweise in manchen Einwanderergruppen zeigt ganz deutlich, welche Brisanz diesem Anliegen zukommt. Genau das Gegenteil aber wird beim Interkult Theater deutlich. Neben des grundsätzlich abzulehnenden Missbrauchs der Kunst für politische Agitation ist auch die Förderung der kulturellen Abgrenzung der Einwanderer im Gastland ein völlig falsches Zeichen!

 

Das ist mehr als genug Grund, die Subvention abzulehnen! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächste ist Frau GR Klicka zum Wort gemeldet. - Bitte.

 

GR Marianne Klicka (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Die Drei-Jahres-Verträge, die mit den bestehenden Kleinbühnen abgeschlossen wurden, sichern diesen Bühnen wieder die wirtschaftliche Arbeit in den nächsten Jahren, aber auch die Möglichkeit, ein gut geplantes künstlerisches Programm anzubieten. Uns ist es wichtig, dass in dieser Stadt die Vielfalt der Kleinbühnen erhalten bleibt. Dabei nimmt auch das Interkult Theater einen ganz besonderen Stellenwert ein.

 

Jede dieser Bühnen hat ihren Besucherkreis. Jede dieser Bühnen hat auch sehr gute Schauspieler, die hier die Möglichkeit zur Darstellung finden. Für die Auswahl der Theater zur weiteren Förderung, für die Drei-Jahres-Verträge, ist es uns besonders wichtig, die Kriterien festzusetzen. So haben wir für die nächsten drei Jahre diese Kriterien noch etwas erweitert, um in dieser Stadt weiterhin eine Lebendigkeit im Kulturleben zu sichern.

 

Es ist uns wichtig, dass Uraufführungen und Erstaufführungen von zeitgenössischen Autoren gefördert und gespielt werden. Theater, die sich dazu bereit erklären und in ihrem Spielplan festlegen, können sicherlich mit einem Zusatzbonus und mit einer weiteren Förderung rechnen. Es ist wichtig, dass auch die Kleinbühnen eine internationale Ausstrahlung haben.

 

Viele der Kleinbühnen haben es bereits geschafft, Gastspiele im deutschsprachigen Ausland durchzuführen. Viele der Veranstaltungen finden bereits in den internationalen Medien Niederschlag.

 

Weiters ist es uns ganz wichtig, dass eine Zusammenarbeit dieser Bühnen mit den freien Gruppen, wie sie auch Frau Kollegin Ringler erwähnt hat, angeregt wird. Jede dieser Bühnen sollte sich eine Theatergruppe aus dem freien Bühnenbereich suchen und mit ihr in Kooperation das Haus bespielen können. Das können ganz unterschiedliche Wünsche sein, einer

 

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