Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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Frau
Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!
Es wurde schon
angekündigt, was jetzt kommt. Das macht es mir leichter, oder auch nicht, warum
wir die Subvention für das Interkult Theater ablehnen.
Es ist an sich
immer wieder dasselbe. Manche so genannte Kulturinstitutionen benützen ihre
Plattform dazu, politische Agitation zu betreiben. Wenn die politische Stoßrichtung
der Rathausregierung in den Kram passt, fließen Fördergelder. So geschieht es
eben beim Interkult Theater.
Gebetsmühlenartig
werden dort die Wähler der FPÖ mit Rassismus und Faschismus in Verbindung
gebracht. Ich erspare mir jetzt irgendwelche Zitate, Sie können es sich
vorstellen. Sie kennen es im Wesentlichen.
Hier kommt aber noch ein weiterer Aspekt dazu, der auch
beachtenswert ist. Das Theater ist eine multikulturelle Institution. Dazu muss
ich gleich für die FPÖ klar bekennen: Wir die FPÖ bekennen uns zu einem
multikulturellen Europa und zu einer multikulturellen Welt. Wir sind aber
massive Gegner der multikulturellen Immigrationsgesellschaft, denn wir sind
davon überzeugt, dass über Einschmelzung und Nivellierung mehr Probleme
geschaffen als gelöst werden. Außerdem wissen wir bereits, dass diese Gesellschaftsutopie
gescheitert ist. Man braucht nur nach Ost- und Südosteuropa zu schauen.
Längst ist
bekannt, dass die Einwanderung einer großen Zahl von Menschen, die uns
kulturell und anthropologisch fern stehen (GR
Mag Rüdiger Maresch: Anthropologisch?), dazu führt, dass sich diese durch
Brauchtum und Aussehen abgrenzen. Damit entwickelt sich automatisch eine
Konkurrenzsituation, da jede Gruppe ihr Einzelinteresse in den Vordergrund
stellt. In wirtschaftlichen und sonstigen Krisenzeiten kann das zu extremen
Spannungen führen. Im Sinne eines harmonischen Zusammenlebens sollte man sich
daher davor hüten, multiethnische Immigrationsgesellschaften auszubauen. Aus
den bereits getätigten Fehlern sollte man eigentlich lernen!
Heute konnte
man wieder in der Zeitung lesen, wir bekommen jetzt in Wien Türkisch als zweite
Unterrichtssprache. Das ist genau der falsche Weg! Die Solidargemeinschaft wird
zunehmend aufgelöst! Die Einzelgruppen vertreten ihre Interessen mit immer
größerer Rücksichtslosigkeit! Das ist eine Gefahr für die Gesellschaft und für
die Demokratie! Das muss man erkennen! Wir müssen uns über den Grundsatz
einigen. Kulturelle Vielfalt ist ein Wert an sich. Multikulturelle
Immigrationsgesellschaft aber führt zu einer Nivellierung und Einschmelzung.
Eine Mischkultur entsteht, die sich weltweit immer mehr angleicht.
Auch im Sinne der Globalisierungsgegner dachte ich mir, dass Sie da mit
mir einer Meinung sind. Das ist ein Armutszeugnis und keineswegs als Weltoffenheit
positiv zu bezeichnen! Verantwortungsvolle Politik sorgt dagegen dafür, dass
die angestammte Kultur bewahrt wird und die notwendigen Voraussetzungen für
Integration geschaffen werden. Das heißt, Integrationsfähigkeit und
Integrationswilligkeit müssen bei den Menschen, die man als Einwanderer
hereinlässt, vorhanden sein.
Es ist auch
anzustreben, Menschen mit möglichst geringer kultureller Distanz zu uns zu
holen und zu integrieren. Es muss klargestellt werden, dass sich Einwanderer an
den heimischen Wertekatalog anzupassen haben. Die Diskriminierung von Frauen beispielsweise
in manchen Einwanderergruppen zeigt ganz deutlich, welche Brisanz diesem
Anliegen zukommt. Genau das Gegenteil aber wird beim Interkult Theater
deutlich. Neben des grundsätzlich abzulehnenden Missbrauchs der Kunst für politische
Agitation ist auch die Förderung der kulturellen Abgrenzung der Einwanderer im
Gastland ein völlig falsches Zeichen!
Das ist mehr
als genug Grund, die Subvention abzulehnen! (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Als
Nächste ist Frau GR Klicka zum Wort gemeldet. - Bitte.
GR Marianne Klicka (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte Frau Berichterstatterin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Die
Drei-Jahres-Verträge, die mit den bestehenden Kleinbühnen abgeschlossen wurden,
sichern diesen Bühnen wieder die wirtschaftliche Arbeit in den nächsten Jahren,
aber auch die Möglichkeit, ein gut geplantes künstlerisches Programm anzubieten.
Uns ist es wichtig, dass in dieser Stadt die Vielfalt der Kleinbühnen erhalten
bleibt. Dabei nimmt auch das Interkult Theater einen ganz besonderen
Stellenwert ein.
Jede dieser
Bühnen hat ihren Besucherkreis. Jede dieser Bühnen hat auch sehr gute
Schauspieler, die hier die Möglichkeit zur Darstellung finden. Für die Auswahl
der Theater zur weiteren Förderung, für die Drei-Jahres-Verträge, ist es uns
besonders wichtig, die Kriterien festzusetzen. So haben wir für die nächsten
drei Jahre diese Kriterien noch etwas erweitert, um in dieser Stadt weiterhin
eine Lebendigkeit im Kulturleben zu sichern.
Es ist uns
wichtig, dass Uraufführungen und Erstaufführungen von zeitgenössischen Autoren
gefördert und gespielt werden. Theater, die sich dazu bereit erklären und in
ihrem Spielplan festlegen, können sicherlich mit einem Zusatzbonus und mit
einer weiteren Förderung rechnen. Es ist wichtig, dass auch die Kleinbühnen
eine internationale Ausstrahlung haben.
Viele der
Kleinbühnen haben es bereits geschafft, Gastspiele im deutschsprachigen Ausland
durchzuführen. Viele der Veranstaltungen finden bereits in den internationalen
Medien Niederschlag.
Weiters ist es uns
ganz wichtig, dass eine Zusammenarbeit dieser Bühnen mit den freien Gruppen,
wie sie auch Frau Kollegin Ringler erwähnt hat, angeregt wird. Jede dieser
Bühnen sollte sich eine Theatergruppe aus dem freien Bühnenbereich suchen und
mit ihr in Kooperation das Haus bespielen können. Das können ganz unterschiedliche
Wünsche sein, einer
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