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Gemeinderat, 5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 52 von 105

 

Aufklärung, die im politischen Gewissen unserer Stadt auch wichtig ist. Wir können nicht immer nur sagen, NS-Zeit, das sind die anderen und nach dem Krieg war alles anders und die Sozialdemokratie hat hier nicht den Bedarf, nachzuschauen.

 

In diesem Sinn sind wir natürlich, um auf das Geschäftsstück zurückzukommen, nicht gegen den Vertrag für das Institut für Stadtgeschichtsforschung, gegen diese Übersiedlung in den Gasometer. Dem werden wir natürlich zustimmen. Aber wir erwarten von der Sozialdemokratie, von der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft, eine Aufklärung dieser Fragen, die wir gestellt haben. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

 

Der Herr Berichterstatter hat das Schlusswort.

 

Berichterstatter GR Dr Michael LUDWIG: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

 

Die Kollegin Pilz hat ja bereits darauf hingewiesen, dass Herr StR Rieder in seiner Funktion als BSA-Obmann die Öffnung aller Archive bereits zugesagt hat. Ich würde mir sehr wünschen, dass andere Institutionen und Einrichtungen diesem Beispiel folgen, denn es ist für mich auch als Historiker unverständlich, dass man sich eigentlich immer auf Einrichtungen konzentriert, die in den letzten Jahrzehnten ganz deutlich gezeigt haben, dass sie sich als antifaschistische Einrichtungen verstehen und auch sehr konsequent gegen Mitglieder vorgehen, wenn bekannt wird, dass sie eine solche Vorgeschichte haben, und das ist im Fall Gross auch geschehen. Leider hat man das zu spät erkannt, aber es sind sofort, nachdem die Informationen weitergeleitet worden sind, auch die entsprechenden Schritte eingeleitet worden. Wie gesagt, ich würde mir wünschen, dass andere Organisationen, Parteien, Vereinigungen und Einrichtungen diesem Beispiel folgen.

 

Nur, all das hat jetzt nicht unmittelbar mit unserem Akt zu tun und nicht unmittelbar mit dem Ludwig-Boltzmann-Institut, über das wir heute reden. Man sollte auch bei dieser Gelegenheit sehr deutlich unterscheiden, dass es eine Struktur in der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft gibt, die vorsieht, dass diese Gesellschaft aus den wissenschaftlichen Instituten und Forschungsstellen auf der einen Seite besteht und auf der anderen Seite aus einer Gesellschaft, die sich mit Ressourcenmanagement und mit der eigentlichen Dachverwaltung auseinander setzt. Gerade bei den Instituten der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft kann man sehr deutlich machen, dass in den letzten Jahrzehnten eine besonders intensive Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus in Österreich stattgefunden hat. Ich möchte hier nur einige wenige Beispiele zitieren, um zu zeigen, wie intensiv sich die Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft in den verschiedensten Instituten auch mit diesem Teil unserer Vergangenheit auseinander gesetzt hat.

 

Es hat beispielsweise im Ludwig-Boltzmann-Institut für China- und Südostasien-Forschung unter der Leitung von Prof Kaminsky eine sehr intensive Aufarbeitung der Exilforschung in China gegeben, wohin vor allem sehr viele jüdische Österreicherinnen und Österreicher in der Nazizeit flüchten konnten und mussten.

 

Aber auch beispielsweise am Ludwig-Boltzmann-Institut für Geschichte und Gesellschaft unter der Leitung von Frau Prof Weinzierl hat es eine ganze Reihe von Forschungsarbeiten gegeben, die sich vor allem mit den Themenschwerpunkten Widerstand, Verfolgung und Exil auseinander gesetzt haben.

 

Aber auch beispielsweise das Ludwig-Boltzmann-Institut für Gesellschafts- und Kulturgeschichte unter der Leitung der Professoren Adelt, Konrad und Kanonier hat sich ganz intensiv mit der Faschismusforschung auseinander gesetzt und hat gerade zuletzt auch ein Projekt über Gedächtnis- und Österreichbilder der Enkelgeneration österreichischer Emigrantinnen und Emigranten durchgeführt.

 

Oder beispielsweise, um nicht zu lang zu werden, noch zwei Beispiele: Das Ludwig-Boltzmann-Institut für historische Sozialforschung unter der Leitung von Herrn Prof Botz. Er war der Erste, der sich überhaupt sehr konsequent und mit großer internationaler Anerkennung und Beachtung mit Antisemitismus, Konzentrationslager und historischer Faschismusforschung beschäftigt und auseinander gesetzt hat.

 

Oder ein letztes Beispiel noch, aber ich könnte die Liste auch noch fortsetzen: Das Ludwig-Boltzmann-Institut für Kriegsfolgenforschung unter der Leitung von Prof Karner. Das Institut hat sich ganz intensiv ebenfalls mit großer internationaler Anerkennung mit der Thematik von Lagern in Vergleich mit Kriegsgefangenschaft und Kriegsentschädigungsfragen auseinander gesetzt.

 

Wie gesagt, ich könnte die Liste jetzt noch fortsetzen. Es sind nur einige wenige Beispiele, die aber zeigen, dass die verschiedensten Institute der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft gerade diesem Teil der österreichischen Geschichte ganz besonders Augenmerk geschenkt haben und ich bin eigentlich dafür, dass man die Bestrebungen der Ludwig-Boltzmann-Gesellschaft auch in dieser Frage weiter unterstützen sollte und die große internationale Anerkennung, die die Gesellschaft und die verschiedensten Institute gefunden haben, auch entsprechend würdigen soll.

 

Zum vorliegenden Akt vielleicht noch eine Anmerkung. Es geht vor allem darum, dass es in diesem Institut zur Herausgabe des Historischen Atlas der Stadt Wien und des Österreichischen Städteatlas kommt. Es sind zwei epochale Werke, die auch für die Geschichte unserer Stadt von ganz großer Bedeutung sind und hier hat sich das Institut bereits große Verdienste erworben. Es ist für uns alle eine große Genugtuung, dass dieses Institut gemeinsam mit dem Archiv der Stadt Wien eine neue Bleibe in den Gasometern gefunden hat und ich persönlich freue mich schon sehr auf die Eröffnung des Archivs am kom

 

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