Gemeinderat,
5. Sitzung vom 21.9.2001, Wörtliches Protokoll
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wista-Antrag: Die
Transaktion ist im April dieses Jahres erfolgt - also nicht vor kurzem, sondern
das ist immerhin schon einige Zeit her. Der Stand vorher, vor dem April 2001,
war folgendermaßen: 51 Prozent waren in der BC Holding, 33 Prozent
waren Progress und 16 Prozent waren IWG Holding. Das waren nämlich jene
ursprünglich im Eigentum des Bauernbundes und des Wirtschaftsbundes
befindlichen Anteile, die bereits im Jahr 2000 an Decaux verkauft worden sind.
Wenn Kollege Pfeiffer hier auf den Zuruf, der Verkauf ist durch die ÖVP
erfolgt, gesagt hat, das ist nicht die ÖVP gewesen, dann hat er zwar semantisch
Recht, aber von der Treffergenauigkeit her - nämlich zu unterscheiden zwischen
Wirtschaftsbund, Bauernbund und ÖVP - liegt man nicht weit daneben.
Ich frage
mich, wieso diese Aufregung bei der Österreichischen Volkspartei entstanden
ist, wenn eigentlich der erste Schritt zum Transfer durch Teilorganisationen
der Österreichischen Volkspartei erfolgt ist. (GR Gerhard Pfeiffer: Das ist eine freie Vereinigung!) Ich frage
mich, warum es nicht schon im Jahr 2000 zu einer Diskussion gekommen ist? Warum
kommt sie jetzt? (GR DDr Bernhard Görg:
Weil es um die Mehrheit geht!) Warum kommt sie in Bezug auf einen
strategischen Partner, der uns immer wieder bei passenden und viel häufiger
noch bei unpassenden Gelegenheiten von der Österreichischen Volkspartei
angeboten worden ist?
Ich erinnere
mich an den strategischen Partner für die Stadtwerke und in vielen anderen
Zusammenhängen, wo man immer wieder gesagt hat, man muss einen starken
Ausländer hereinnehmen. Und wenn ich mir überlege, was der ÖVP-Wirtschaftsminister
vor kurzem im Strombereich getan hat, nämlich einen strategischen Partner,
einen großen beachtlichen ausländischen Stromgiganten - man könnte, wenn man es
pointiert formuliert, Atomstromgigant sagen - hereinzunehmen, dann frage ich
mich: Was soll jetzt die Aufregung über die Hereinnahme eines strategischen
Partners? - Und zum anderen: Was hat das sozusagen mit der geschichtlichen, mit
der zeitgeschichtlichen Dimension zu tun, dass es möglicherweise in der Frage,
bevor es ein Holding-Teil der Bank Austria war, irgendwo auch einen
Stadt-Wien-Teil gegeben hat? - Das ist so lange in der Vergangenheit
zurückliegend, dass dieser Bezug wohl keine Bedeutung mehr haben kann. (GR DDr Bernhard Görg: Es geht um die Monopolstellung!)
Gut, ich räume
ein, man beschäftigt sich intensiv mit der Frage der Verträge. Der nach meinem
Wissensstand letzte Vertrag, der mit der Gewista von einem Teilbereich der
Stadt Wien abgeschlossen worden ist, ist der Vertrag mit den Wiener Linien. Der war bereits 1997 Gegenstand einer Rechnungshofüberprüfung.
Ich erinnere daran, dass die Gewista im Jahr 1997 durch den Rechnungshof
überprüft worden ist und dass dabei auch die Vertragskonstruktionen
durchleuchtet worden sind. Und ich mache darauf aufmerksam, dass das
Rechnungshofergebnis auch hier im Gemeinderat und im Kontrollausschuss debattiert
worden ist. - Also offensichtlich ist da eine merkwürdige Veränderung vor sich
gegangen.
Ich sage noch
einmal: Die heutige Konstruktion besteht aus einem zugegebenermaßen sehr
eindrucksvollen, aber in der europäischen Werbebranche auch sehr wichtigen,
nämlich tatsächlich strategischen Partner. 67 Prozent sind durch die Einbringung
der Holding-Anteile der Bank Austria jetzt in der Decaux Central Eastern Europe
zusammengefasst und 33 Prozent sind weiter bei Progress.
Also gemessen
an der Diskussion, die von der Bundesregierung im Zusammenhang mit den Unternehmungen
der verstaatlichten Industrie losgetreten worden ist, nämlich weg mit der
Kernaktionärschaft, kann ich über diese unterschiedlichen Meinungen in der
Österreichischen Volkspartei nur den Kopf schütteln. Was der Antrag, gemessen
an all dem, was ich geschildert habe, bedeuten soll, wirft Fragen über die Motive
auf. Es hätte mich eigentlich interessiert, ob sich jemand von der Österreichischen
Volkspartei mit Fug und Recht hier herstellen und erklären kann, aus welchen
Motiven heraus dieser Antrag jetzt gestellt wird, ob da nicht andere Motive
dahinter sind.
Dieser
Verdacht drängt sich bei mir nicht auf, weil Sie einen großen Vertrauensvorschuss
bei mir haben, Herr Kollege Pfeiffer, aber ich frage mich, was hat die
Österreichische Volkspartei veranlasst, vor dem Hintergrund einer Diskussion
über einen möglicherweise nicht zum Zug gekommene Konkurrenten einen derartigen
Antrag zu stellen, obwohl es alle diese Fakten gegeben hat, insbesondere
bereits eine eingehende Untersuchung des Rechnungshofs und eine Debatte hier im
Kontrollausschuss und im Gemeinderat.
Seien Sie so
nett, Herr GR Pfeiffer, das, wenn Sie können, gleich aufzuklären (GR Gerhard Pfeiffer: Ich habe mich schon
gemeldet!), zu erklären, dass Sie nichts damit zu tun haben, dass es keinen
Zusammenhang gibt zwischen der Wiener ÖVP und möglichen
Konkurrenzverhältnissen, sondern dass es ein lauterer Versuch ist, noch einmal
untersuchen zu lassen und zu sagen, der Rechnungshof hat damals vielleicht
nicht genau geprüft, schauen wir uns das noch einmal an. Das möchte ich gerne
von Ihnen hören, damit diese Unterstellungen, die im Raum stehen, ausgeräumt
werden können.
Meine sehr
geehrten Damen und Herren! Es sind in der Diskussion über die Neuordnung und
Aufstockung der Mittel über die Wirtschaftsförderung einige Punkte angesprochen
worden. Ich möchte sie hier nicht unbeantwortet und unkommentiert lassen.
Gestatten Sie mir dazu einige Bemerkungen.
Klubobmann
Chorherr hat das Thema des Auslaufens des Öko-Business-Plans angesprochen. Es
gibt dazu eine Studie, die sehr viel Positives hervorhebt, allerdings auch
einige Dinge erwähnt, die einen zu der Aussage veranlassen, das eins zu eins
fortzusetzen wird nicht gehen.
Ich möchte nur auf
eines aufmerksam machen: Na
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