Gemeinderat,
4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll
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undifferenziert nebeneinander gestellt sind und die auch
unterschiedlich zu behandeln sind.
Man kann nicht einen weitestgehenden Antrag stellen
und erwarten, dass es eine generelle Zustimmung geben kann, wenn Fragen umfasst
sind, die all das beinhalten: Mietvertrag bei Todesfall, Mitversicherungsfragen,
Pflegeurlaub für Lebensgefährten (GR Franz Ekkamp: Freistellung!),
Familienzusammenführung und Aufenthaltsbewilligungen, Steuerrecht und
Sozialversicherungsrecht, gleichzeitig die Forderung rund um den § 209 und
die absolute und nicht weiter definierte Gleichstellung von
gleichgeschlechtlichen und verschiedengeschlechtlichen Lebensgemeinschaften
sowie zusätzlich die Möglichkeit einer eingetragenen Partnerschaft für gleichgeschlechtliche
Paare und dann noch das Antidiskriminierungsgesetz.
Das heißt, hier wird eine Fülle von Themen in einen
Antrag verpackt, obwohl über jedes einzelne eine Diskussion und
Beschlussfassung notwendig wäre. Dabei muss die Beschlussfassung über die
Themen zum allergrößten Teil sowieso auf Bundesebene erfolgen. Daher glauben
wir, dass der Antrag als solcher mehr als Demonstration gemeint ist, als ein
Antrag ein bisschen zum Fenster hinaus zum Zeichen für die eigene Klientel,
aber nicht mehr, und daher auch nicht als wirklich politisch tragbarer oder
politisch ernst gemeinter Antrag, der hier eine entsprechende Beschlussfassung,
so weit sie möglich ist, einleiten soll.
Meine Damen und Herren! Es sind dabei selbstverständlich
eine Reihe von durchaus diskussionswürdigen und notwendigen Themen angesprochen
worden. Es ist keine Frage, dass hier zivilrechtlich Handlungsbedarf besteht.
Es ist um den § 209 eine, wie ich glaube, sehr heftige Diskussion
unterwegs, die auch, so habe ich zumindest den Eindruck, in erwartbarer Bälde
zu einer Lösung führen wird. Unsere innerparteiliche Diskussion, die sich
hauptsächlich auf Parlamentsebene im Nationalratsklub abspielt, hat noch kein
Endergebnis gefunden.
Ich bin aber der Meinung, gerade im zivilrechtlichen
Bereich, zum Beispiel in Bezug auf Eintrittsrechte in Wohnungen oder auch in
der Frage, warum nur Ehepaare gemeinsam Wohnungseigentum erwerben können und
warum nicht auch andere, hat das überhaupt nichts mit gleichgeschlechtlich oder
heterosexuell zu tun. Warum soll das nicht möglich sein? Wie schaut es, wenn
man von Lebensgemeinschaften gleichgeschlechtlicher Art spricht, mit der
Rechtsstellung von heterosexuellen Lebensgemeinschaften aus? - Da gibt es, wie
ich glaube, auch klare Lücken und, abgesehen vom Eintritt in Wohnungsrechte von
Todes wegen, nicht sehr viel.
Daher ist es sicherlich notwendig, solche Fragen wie
Erbrechts- und Sozialversicherungsfragen zu diskutieren. Dazu kann durchaus
Bereitschaft bestehen - sicherlich nicht hier, sondern auch im Parlament. Aber
zu dem Antrag als solchem kann auf Grund des Gesamt-Mixes, der uns hier
dargebracht wird, eine Zustimmung unsererseits nicht vorhanden sein. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.
Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort. -
Bitte.
Berichterstatterin GR Renate Winklbauer:
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich finde es für richtig und besonders wichtig, dass
dieser Antrag gerade auch bei diesem Aktenstück gestellt wird. Ich glaube, dass
man ihn wirklich mit vollem Herzen befürworten kann.
Was den Verein Link betrifft, glaube ich, dass es
auch hier um die Beseitigung von Diskriminierung - in dem Fall von Frauen -
geht. Auch dort ist noch einiges zu tun. Ich erwähne nur Themenbereiche wie
Künstlerinnen, wie Musikerinnen, die nach wie vor Benachteiligungen hinzunehmen
haben, wenn sie in großen Orchestern vorspielen und dort tätig sein wollen. Ich
erinnere daran, dass auch Diskriminierungen bei der Förderung von bildenden
Künstlerinnen durchaus ein Thema sind.
In diesem Sinne bitte ich, sowohl dem Akt als auch
dem Antrag zuzustimmen.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke
schön. - Wir kommen jetzt zur Abstimmung.
Ein Gegen- oder Abänderungsantrag wurde nicht
gestellt.
Ich bitte jene Damen und Herren des Gemeinderats, die
dem Antrag der Frau Berichterstatterin zustimmen wollen, die Hand zu erheben. -
Das ist mehrheitlich, gegen die Stimmen der Freiheitlichen, angenommen.
Wir kommen
zur Abstimmung über den Beschluss- und Resolutionsantrag, eingebracht von den
GRe Christian Oxonitsch, Mag Sonja Wehsely, Mag Christoph Chorherr und Dr
Monika Vana, betreffend Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der Zustimmung.
- Dieser Antrag ist ebenfalls mehrheitlich, gegen ÖVP und Freiheitliche, angenommen.
Es gelangt nunmehr die Postnummer 54 (PrZ 97/01-M07)
der Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft eine Subvention an die IG Kultur
Wien.
Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GR Nurten Yilmaz,
die Verhandlung einzuleiten.
Berichterstatterin GR Nurten Yilmaz: Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Ich
eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag STEFAN.
GR Mag Harald STEFAN (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr
Vorsitzender! Frau Berichterstatter! Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Die Debatte über die Zustimmung zu einer Förderung für IG
Kultur macht es mir möglich, zu einer Replik des Stadtrats auf die Wortmeldung
von GR Ebinger kurz Stellung zu nehmen. Was war der Replik vorausgegangen? - GR
Ebinger hatte herausgearbeitet,
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