Gemeinderat,
4. Sitzung vom 27.6.2001, Wörtliches Protokoll
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ÖVP.)
Wenn Sie mir das - was ich verstehe, weil leider
Gottes immer wieder die parteipolitischen Mechanismen zum Tragen kommen -
sozusagen nicht ernsthaft abnehmen wollen, meinen Sie wirklich, dass, um nur
ein paar Namen zu nennen, Univ Prof Herbert Braunsteiner, Fritz Molden, Otto
Molden, Franz Olah, Univ Prof Pfaundler, Univ Prof Kurt Schubert, Ludwig
Steiner, Bernhard Stillfried, Rudolf Strasser, Karl Sokol, Hans Tuppy und so
weiter sich einen Spaß machen, wenn sie schreiben, sie sind empört, das
O5-Symbol wird entehrt! Kann man einfach sagen, das ist halt so, die entehren
halt euer Symbol, wo Tausende unter diesem Symbol hingerichtet wurden und heute
noch davon betroffen sind, weil sie um ihr Leben im Widerstand gefürchtet
haben? - Zeigen Sie mir einen, der auch nur ansatzweise um irgendetwas fürchten
muss, wenn er heute vom Widerstand spricht, meine Damen und Herren! (Beifall
bei der ÖVP.)
Das ist ein ganz kurzer Absatz: "Die missbräuchliche
Verwendung dieses Begriffs in der aktuellen Diskussion, um Kritik zu äußern und
Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, verharmlost die Gefahr diktatorischer
Terrorregime." - Ich nehme nicht an, dass Sie das wollen!
Für die Kritik an einer demokratisch legitimierten
Regierung eines stabilen Rechtsstaats und den Kampf gegen eine totalitäre
Gewaltherrschaft denselben Begriff zu verwenden, erscheint uns völlig
unzulässig. Es ist dies eine Form der Geschichtsverdrängung, die niemandem
hilft, außer jenen, die die dunklen Seiten der österreichischen Geschichte
nicht aufarbeiten wollen.
Meine Damen und Herren! Ich weiß, dass Sie zu denen
zählen, die das tatsächlich nicht wollen und die auf der richtigen Seite des
wahren Kampfs von Alfred Farau stehen. Deshalb leisten Sie diesen demutsvollen
Verzicht, denen nicht durch Sprachübertreibung und Wortradikalisierung Vorschub
zu leisten, gegen die es eigentlich gehen sollte, meine Damen und Herren!
Zum Schluss kommend: Ich glaube, dass wir einen
Beschluss wie den heutigen einfach vom gedanklichen her ernst genug nehmen
sollten, um uns nicht selber Grenzen der eigenen Reflexion zu setzen. Lassen
Sie uns heute am Abend einfach auseinander gehen und über das nachdenken ,was
hier gesagt und diskutiert wurde, meine Damen und Herren!
Ich glaube, dass der heutige Beschluss über die
konkrete Maßnahme hinaus ein Bekenntnis zu einer Politik der Gerechtigkeit, der
Versöhnung und des Abbaus von Vorurteilen darstellt! Ich glaube, meine Damen
und Herren, dass das ein Weg ist, zu dem wir uns auch in Zukunft
parteiüberschreitend bekennen sollten! - Danke vielmals. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Rudolf Hundstorfer: Als Nächster ist Herr GR Ellensohn zum Wort
gemeldet.
GR David Ellensohn
(Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender!
Herr Berichterstatter! Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Grünen lassen
sich in demokratiepolitischer Hinsicht nicht gerne von der ÖVP schulmeistern.
Der Herr nichtamtsführende StR Marboe hat Streckenapplaus bekommen. Das war in
der Mitte. Am Ende waren wir nicht mehr einer Meinung.
Die ÖVP hat in diesem Land die FPÖ - ich habe das
gestern gesagt -, eine Partei, die in meinen Augen eine rechtsextreme Partei
ist, in die Regierung hineingeholt! (GR
Heinz Christian Strache: Aus linksextremistischer Sicht!) Die ÖVP hat die
Verantwortung zu übernehmen, dass eine Partei, die nach meiner Meinung nicht im
Parlament vertreten sein sollte, in Österreich in eine Regierung gekommen ist! (GR Ingrid Lakatha: Wir diskutieren jetzt
nicht über demokratische Regierungen!) Ich möchte überhaupt nicht
irgendwelche Vorwürfe machen, die lange zurückliegen. Dann heißt es immer:
"Messt uns an unseren Taten und nicht an dem, was wir vor ein paar
Monaten, Jahren oder sonst wann gesagt haben!"
Der Herr Serles hat in sehr gesetzten Worten
gesprochen, aber er steht wahrscheinlich nicht für den gesamten Klub der FPÖ.
Er hat zwar das Entschädigungsgesetz und das Opferfürsorgegesetz durcheinander
gebracht, aber, sage ich einmal ganz großzügig, das ist jetzt nicht der Punkt.
Ich beziehe mich auf einen Artikel im
"Falter", der heute erschienen ist, Ausgabe 26/01,
Seite 10, Überschrift: "Treu wie deutsche Eichen". Letzten
Donnerstag war wieder einmal die unsägliche Sonnwendfeier der Österreichischen
Landsmannschaft, der rechtsextremen Landsmannschaft, die im Handbuch angeführt
wird. Ich muss jetzt aufpassen, was ich sage, deswegen muss ich zitieren und
genau herunterlesen, wer aller dort ist und mit dieser Landsmannschaft etwas zu
tun hat. Es sind Leute, die hier sitzen. Diese vielen Prozente, die noch
antisemitisch sind und diese vielen Prozente, die noch rassistisch sind, sitzen
zum Teil hier im Saale. Barbara Schöfnagel, Helmut Kowarik und Johann Herzog
sind laut "Falter"-Artikel in der Landsmannschaft im Vorstand, oder
waren es, sage ich einmal. Bei diesem wunderbaren Treffen werden Texte gesungen
wie "Wollt' nimmer von uns weichen, uns immer nahe sein, treu wie die
deutschen Eichen." oder "Wir wollen das Wort nicht brechen, wollen
predigen und sprechen vom Heiligen Deutschen Reich." Auf so einer
Sonnwendfeier sitzen mehrere Abgeordnete von hier. Da werden der Herr Herbert
RUDOLPH und der Herr Heinz Christian Strache angeführt. (GR Mag Thomas Reindl: Hört, hört!) Anschließend wird dort
gesungen: "Leuchtender Schein nahen wir im singenden Paare, schwören am
flammenden Altare Deutsche zu sein."
Das ist nicht von irgendwann, das war letzten Donnerstag.
Man wirft Ihnen nichts vor, was vielleicht irgendjemand einmal gesagt hat und sich
meinetwegen anschließend dafür entschuldigt. Das ist das, was jetzt passiert.
Wenn ich den Herrn Serles höre, dann denke ich mir, er sitzt irgendwie
vielleicht am falschen Ort. Vielleicht kenne ich Sie auch noch nicht gut
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