Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Richtung gearbeitet
worden. Das sind doch alles nur Pseudoaktivitäten, wenn man sich anschaut, was
dann wirklich geschieht.
Was tun wir
denn hier in Wien? Was ist denn im Klimaschutzprogramm, Ihrem liebsten
Herzeigkind, im Bereich der erneuerbaren Energie vorgesehen? - Es gibt eine
Vielzahl von Kleinmaßnahmen wie Fahrrad fahren gegen die Einbahn und lauter
solche Dinge, und wenn man schaut, was im Bereich der erneuerbaren Energie drinnen
steht, dann ist das äußerst mäßig. In Wien wird die Solarthermie als Substitut
gefördert, das heißt, ich bekomme nur dann eine Förderung für Solarthermie,
wenn nicht irgendwo in der Nähe - es ist gestern einmal kurz angesprochen
worden - bereits ein Fernwärmeanschluss ist. Die Fotovoltaik kommt im
Klimaschutzprogramm überhaupt nicht vor. Also, es ist kein massives Umdenken im
Energiebereich, nämlich Ausstieg aus der Atomkraft europaweit und Reduktion der
fossilen Energieträger und Umstieg in den erneuerbaren Bereich. Aber man kann
das nicht so eindimensional sehen. Warum sehen Sie es nicht mehrdimensional? -
Sie sperren sich seit Jahren. Seit wir versuchen, im Bereich der erneuerbaren
Energie auch die Sonnenenergie einzubringen, wird das von Ihnen blockiert, auch
im Klimaschutzprogramm. Nicht zuletzt das war auch der Grund, warum wir es abgelehnt
haben. Und all diese Alternativen, die in den letzten Jahren geboten worden
sind, sind auch der Grund, warum wir diesem Rechnungsabschluss nicht zustimmen
können.
Ich kann nur
einen Appell an die Stadträtin richten, dass sie ein Zeichen setzt und sich
massiv stärker einsetzt für erneuerbare Energie. Dazu gehört auch eine kostengerechte
Einspeisevergütung für erneuerbare Energie. Und ich hoffe, dass Sie unserer
Initiative, die wir in der Landtagssitzung setzen werden, Ihre Unterstützung
nicht verweigern werden. Denn ohne solche Begleitmaßnahmen wird der Klimaschutz
in Wien sein Ziel weit verfehlen. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzende GR
Mag Heidemarie Unterreiner:
Als nächster Redner ist Herr GR VALENTIN am Wort. Ich erteile es ihm.
GR Erich VALENTIN (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats):
Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und
Herren!
In der Debatte
zum Rechnungsabschluss 2000 ist seitens der ÖVP und seitens der FPÖ immer
wieder der Vorwurf erhoben worden, wir würden uns hier mit bundespolitischen Themen
auch beschäftigen. Ich denke mir, dass es in dem Moment, wo die Bundespolitik
die Lebensumstände von Wienerinnen und Wienern beeinflusst, in dem Moment, wo
Dinge negative Auswirkungen auf Gesundheit, auf Ernährungsschutz, auf
Umweltschutz haben, in dem Moment, wo in diesen Bereichen Bedrohungen sind,
nicht nur legitim ist, darüber zu reden, sondern es ist Aufgabe, ja sogar Verpflichtung
eines frei gewählten Mandatars dieser Stadt, dies aufzuzeigen und zu bekämpfen.
Und ich bin
froh, dass Kollegin Reinberger Temelin heute erwähnt hat. Wir haben heute einen
denkwürdigen Tag. In Wien erfolgt das Hearing der tschechischen
Kraftwerksbetreiber, ein Hearing als Bestandteil eines UVP-Verfahrens, dem
gegenüber wir sehr skeptisch sind. Es ist ein UVP-Verfahren, wo die bundesdeutsche
Regierung, der deutsche Außenminister, aber vor allem auch der dafür kompetente
Umweltminister Deutschlands, bereits klar und deutlich gesagt haben, dass die
UVP für dieses Katastrophenkraftwerk, dieses Kraftwerk, von dem man tagtäglich
hört, weil tagtäglich über Pannen berichtet wird, dieses Kraftwerk, von dem man
letzte Woche gehört hat, dass man nicht einmal die Baustatik im Griff hat, sicherlich
nicht sinnhaft ist, dass dieses Hearing, das stattfindet, von dem sich Molterer
als zuständiger Minister nicht distanziert hat, dass dieses Verfahren, dass
dieses Hearing einzig und allein dazu dienen soll und auch dazu dient, dass das
Image der Kraftwerkbetreiber in eine andere Richtung geht, als sie sich in den
letzten Wochen und Monaten immer wieder profiliert haben, nämlich als
diejenige, die Defekte, die Pannen verschwiegen haben, als diejenigen, die versucht
haben, immer wieder den Eindruck zu erwecken, als könnte dieses AKW in Temelin
reibungslos ans Netz angeschlossen werden.
Meine Damen
und Herren! Wir sagen klar und deutlich, und da sind wir uns einig mit all
denjenigen in Österreich, denen Umweltschutz am Herzen liegt: Dieses Kraftwerk
darf nicht aufgesperrt werden, dieses Kraftwerk ist ein Risiko für Wien, und
wir können nicht argumentieren, dass das Bundeskompetenz ist, denn das wird diejenigen
Bürgerinnen und Bürger, die von einem Fallout betroffen sind, sicherlich wenig
interessieren.
Wir sind
dafür, dass Umweltschutznormen eingehalten werden. Wir sind dafür, dass dieses
Kraftwerk nicht aufsperrt, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Und da ist es
nicht Aufgabe, meine Damen und Herren, sich zu verschweigen, wie das der Bundeskanzler
dieser Republik in seiner bewährten Konfliktstrategie auch in diesem Fall tut.
Da ist es nicht Sache, dass ich die Interessen der Atomstromlobby vertrete, wie
das bei Minister Molterer, der unter anderem auch für Umweltschutz in dieser
Republik zuständig ist, der Fall ist. (GR
Dr Matthias Tschirf: Es ist ungeheuerlich!) Aber es ist die Wahrheit. Sie haben
Recht, es ist ungeheuerlich, und wir verwahren uns ganz massiv dagegen, dass
der Umweltschutzminister diese Gefährdung von Wienerinnen und Wienern zulässt.
Und wenn ich, meine
Damen und Herren, das letzte Wochenende Revue passieren lasse und überlege, was
die zweite Regierungspartei dazu zu sagen hat, und wenn ich mir anhöre, was die
Frau Vizekanzlerin vollmundig zu dieser Frage sagt, aber vor allem, was das
einfache Parteimitglied und Landeshauptmann von Kärnten gesagt hat, da habe ich
mir gedacht, wie er
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