Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
- Seite 62 von 121
vor der Tür
getroffen, während hier herinnen diskutiert wurde. Ich habe Ihre Rede schon
mitverfolgt. Mir war es nur wichtig, den niederösterreichischen Kollegen nicht
unverrichteter Dinge wegzuschicken.
So weit zu
einem großen und breiten Feld der Stadtplanung, der Stadtentwicklungspolitik
und des Verkehrs. Ich lade Sie ein, an den Projekten, die jetzt anstehen -
Verkehrsmasterplan, Stadtentwicklungsplan, Konzept für den Donauraum --, und am
Zielprogramm für den Gürtel mitzuarbeiten und zielgerichtet an der Entwicklung
für diese Stadt mitzutun. - Danke schön. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Rudolf Hundstorfer: Zu
dieser Geschäftsgruppe liegt keine Wortmeldung mehr vor.
Wir kommen
somit zur Geschäftsgruppe Umwelt.
Ich darf als
erstem Redner Herrn GR Mag Maresch das Wort erteilen.
GR Mag Rüdiger
Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Zunächst
einmal die ganz gute Nachricht für uns: Herr StR Svihalek ist nicht mehr in Amt
und Würden und wir haben eine neue Stadträtin. Das ist die gute Nachricht für
uns. Die schlechte Nachricht ist, dass wir eine schwarz-blau oder blau-schwarze
Bundesregierung haben, bei der das Umweltministerium aufgelöst worden ist und
verschwunden ist im Düngemittelministerium.
Herausgekommen
ist bei all diesen Dingen, dass wir die Müllproblematik in ganz Österreich,
aber auch in Wien auf die Art und Weise, wie Herr Molterer die Dinge angeht,
nicht wirklich lösen werden können. Es schaut so aus, als ob die Mehrwegflasche
und die Mehrweggebinde verstorben wären. Nach der Plastikmilch kommt das
Plastikwasser, dann das Plastikbier und schließlich der Plastikwein. Am Ende
ist es so, dass unser Müll so voll von Plastik ist, dass sich nicht nur der
Herr Ruggenthaler, sondern auch andere aus der Zementindustrie freuen werden
über den netten Rohstoff, den sie verheizen werden können.
Uns ist
deswegen wichtig, in Wien von dieser Einweggeschichte wieder wegzukommen und
der Mehrwegflasche, dem Mehrweggebinde wieder mehr Auftrieb zu geben und im
Verpackungsbereich einige Dinge zu verändern. Es wird von uns einen
Beschlussantrag geben, der lautet:
"Der
Wiener Gemeinderat fordert den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft auf, die im Vorjahr erlassene Senkung der
Verwertungsquoten im Verpackungsbereich zurückzunehmen und stattdessen
geeignete Instrumente zur Rettung von Mehrwegsystemen einzuführen.
Die Stadt Wien
setzt Schritte, in ihrem Einflussbereich verstärkt auf Mehrwegverpackungen zu
setzen. Dies betrifft den Einsatz von Verpackungen in Institutionen oder bei
Veranstaltungen der Stadt Wien oder solchen, die von ihr maßgeblich finanziert
werden.
Von Seiten der
zuständigen Stadträtin für Umwelt und der zuständigen MA 48 sollen
sämtliche Maßnahmen geprüft und umgesetzt werden, die es Wien im Alleingang
erlauben, im Bereich des Stadtgebiets den Einsatz von Mehrwegverpackungen zu
fördern beziehungsweise der Einwegflut entgegenzuwirken."
In formeller
Hinsicht beantragen wir die sofortige Abstimmung des Antrags, das heißt, heute
am Abend.
Nach diesem
kurzen Ausflug in den Müll bleiben wir gleich dabei. Presseberichten, und zwar
in der Zeitung "Die Presse", war zu entnehmen, dass Wien jetzt den
Stein der Weisen gefunden hat. Es wird sozusagen dem Müllproblem an den Leib
gegangen, und zwar nicht zunächst durch Reduzierung und Vermeidung im
Verpackungswesen und im Müllwesen, sondern durch einen riesigen Müllofen, der -
so stand es zumindest in der "Presse" zu lesen - in Simmering
errichtet werden soll. Wo immer es dann letztendlich auch sein wird, Herr BV
Brix freut sich sicher schon über dieses nette Öfchen, das dort in Simmering
stehen wird. Weiters stand noch, es gäbe im Sommer die total tolle Müllenquete,
auf der uns das sozusagen schmackhaft gemacht wird.
Wenn man
nachlesen will, kann man das in den "100 Projekten" der SPÖ tun, denn
da steht ja die Wahrheit der Dinge drin. Da steht zum Beispiel, dass es
weiterhin weniger Mist und saubere Straßen mit großen Informationskampagnen zur
Motivierung der Wiener Bevölkerung geben wird und eine Abwicklung der
Abfallwirtschaft Wiens auf höchstem Stand der Technik. Das heißt, die besten
und umweltfreundlichsten Technologien müssen zum Einsatz kommen. - Das Wort der
SPÖ in Gottes Ohr! Wir werden sehen, was da herauskommt. Auf jeden Fall ein
großer Müllofen mit 450 000 Tonnen Volumen.
Daneben gibt
es noch zwei kleinere andere Müllverbrennungsanlagen, wie alle von Ihnen wissen
werden, und zwar die in der Spittelau und den Flötzersteig. Der Flötzersteig
müsste unserer Meinung nach daraufhin auf jeden Fall geschlossen werden. Wir
werden sehen wie unserer Frau Stadträtin oder auch die Mehrheitsfraktion der
SPÖ darauf reagieren werden.
Ein weiteres
ungelöstes Problem in Wien im Bereich der Umwelt ist die Ozonproblematik. Dazu
findet sich im Buch der Weisheit der SPÖ, im Buch der "100 Projekte"
kein einziger Satz. Warum wohl? - Hier scheint die Umweltpolitik einer
rot-schwarzen Bundesregierung seinerzeit, aber auch einer rot-schwarzen
Stadtregierung gescheitert zu sein. Obwohl immer wieder gesagt wird, es gibt
ohnehin keinen Handlungsbedarf, ist es so, dass die Hintergrundbelastung in den
letzten fünf Jahren kontinuierlich gestiegen ist. Maßnahmen dagegen gibt es
keine. Vorwarnstufen sind Vorwarnstufen geblieben. Die EU-Werte, die dafür
notwendig wären, liegen weit unter den Wiener Werten. Wahrscheinlicht schützt
die Stadtverwaltung das Unwissen.
Eigentlich müsste man
hergehen und sagen: Gibt es die Vorwarnstufe, dann gibt es Gratis-Öffis. Aber
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular