Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Denn ich sage Ihnen,
inhaltlich will ich keines dieser Modelle. Aber finanziell - wenn es das ist,
was Sie wollen: dass Wien zahlt, das zahlen wir mit links, ja. Denn die
preislichen Unterschiede sind so gewaltig und die Modelle sind inhaltlich so
gewaltig, dass ich, wie gesagt, sowohl Ihren als auch deinen Zuruf gerne
aufnehme und dann nicht verlange ... (Zwischenruf
des GR Walter Strobl.) Das tue ich jetzt. Ich verlange, dass der Bund in
Zukunft für den Teil der Kosten, über den er auch zu entscheiden hat - denn die
Ernennung erfolgt letztendlich durch den Bund -, gemäß der Regierungserklärung
dieser Bundesregierung objektiv und objektiviert, wie wir das in Wien machen
wollen, auch bezahlt. (Beifall bei der
SPÖ.)
Wenn Sie das
durchsetzen - Sie bei Ihrem Finanzminister und du bei deiner Bildungsministerin
-, dann sage ich (GR Walter Strobl: ...
durchsetzen!): Wien bezahlt den Teil der Pflichtschulen selbstverständlich,
genauso wie die Kosten des Stadtschulrats insgesamt aufgeteilt sind. Daher sehe
ich hier kein Problem. Allerdings sehe ich, wie gesagt, das Problem, dass wir
eine breite Zustimmung nie bekommen werden, weil das schon aus
unterschiedlichem inhaltlichem Verständnis nicht möglich ist.
Ich wünsche
mir, dass wir fortsetzen können, was wir begonnen haben, dass wir das auch mit
Budgetzahlen fortsetzen können, die es uns ermöglichen, und dass wir in Zukunft
nicht Budgets haben werden, die geprägt dadurch sind, dass Wien mit den
Überschüssen, die es erwirtschaftet, die Schulden, die von dieser Bundesregierung
gemacht werden, abzudecken hat und damit eine Verschlechterung in Wien herbeigeführt
wird, die wir in Wirklichkeit nicht wollen. Ganz im Gegenteil, wir wollen den
guten Wiener Weg fortsetzen! - Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GR
Josefa Tomsik: Zur Geschäftsgruppe
Bildung, Jugend, Soziales, Information und Sport liegt keine Wortmeldung mehr
vor.
Wir kommen nun
zur Beratung der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung und Verkehr.
Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Mag Chorherr. Ich erteile es ihm.
GR Mag
Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Frau
Vorsitzende! Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Weil Planungs-
und Verkehrsfragen üblicherweise einen starken Verkehrs-Schwerpunkt haben,
möchte ich es dieses Mal bewusst umdrehen, weil ich glaube, dass Planungsfragen
vielleicht nicht so sehr Gegenstand breiterer öffentlicher Erregung sind, wie
der rituelle Stau auf der Tangente und die relativ festgefahrene Situation im
Verkehrsbereich, sondern dass einige offene Fragen auch vom neuen Stadtrat
angesprochen wurden, die es lohnen, darüber ein bisschen genauer zu diskutieren.
Ich glaube
auch, dass da die Standpunkte vielleicht offener sind und dass hier von allen
Seiten neue Instrumente diskutiert werden. Ich möchte mir über Planungsinstrumente
ein bisschen den Kopf zerbrechen und ein paar Vorschläge machen, sodass dann,
wenn in den nächsten Jahren der neue Stadtentwicklungsplan - oder wie immer er
auch heißen wird - diskutiert wird, vielleicht manches davon einfließen kann.
Ich möchte mit
einem Bereich beginnen, der ein durchaus ambivalenter ist. Das ist die Frage
von Öffentlichkeit und Demokratie im gesamten Planungsbereich. Da haben es
gerade diejenigen in der Stadt durchaus nicht leicht, die, wie wir GRÜNE, auf
der einen Seite Partizipations- und Demokratisierungselementen stark das Wort
reden und auf der anderen Seite ebenso vehement für neue Architektur eintreten.
Sie sind dann oft mit eindeutigen Bürgervoten konfrontiert, die "Dieser
Entwurf sicherlich nicht!" besagen, sodass sich die Frage stellt, wie
innovative Entwürfe umgesetzt werden können.
Da ist mir ein
Bereich oder ein Kulturbruch relativ wichtig, bei dem es darum geht, wann
Öffentlichkeit im Planungsbereich einsetzt. Meistens ist es ja so, dass mit
Ausnahme der öffentlichen Auflage erst dann, wenn ein konkretes Bauprojekt auf
dem Tisch liegt, die öffentliche Diskussion beginnt. Das ist zu spät. Ich werde
am Beispiel von Schönbrunn noch einmal diskutieren, dass es zwei Phasen einer
öffentlichen Auseinandersetzung geben muss.
Die relevante
erste Phase, die jetzt nicht stattfindet, ist: Wo sollen in welchem Ausmaß und
warum Kubaturen und Flächen geschaffen werden? - Ich mache es am Beispiel von
Wien-Mitte fest. Die Kritik vieler Anrainer hat sich nicht auf den Entwurf von
Ortner bezogen, sondern auf die Dichte, die dort geplant wurde. Wenn es darum
geht, neue Flächenwidmungspläne festzusetzen und insbesondere deutliche
Veränderungen in den Dichten vorzunehmen, dann ist, glaube ich, unabhängig vom
konkreten architektonischen Entwurf, eine viel intensivere Rechtfertigungs- und
Diskussionsaufgabe der Stadt gegeben, mit intensiver Bürger-Mitbeteiligung und -Information,
um klarzustellen, warum in welchen Fällen und in welchen Bereichen der Stadt
Verdichtungen vorgesehen sind. - Das ist das eine.
Das andere ist
die Umsetzung in einen modernen Städtebau, die Umsetzung in zeitgenössische,
mutige, ja auch kontroverse Architektur. Würde man diese beiden Dinge
auseinander halten, dann wären wir einen großen Schritt weiter.
Zweitens
betrifft es das prinzipielle Verfahren. Da ist für uns völlig klar - das
verschwimmt leider immer mehr in einer Zeit, in der auch Grundstückseigentümer
immer größeren Einfluss auf die Stadtplanung beanspruchen und umsetzen -, dass
Bauen in der Stadt ein öffentlicher Akt ist und dass die Öffentlichkeit, repräsentiert
durch den Stadtrat, sehr wohl massive Mitwirkungs- und Mitgestaltungsinteressen
haben soll.
Zum Beispiel kann man
einen alten Hut aus dem letzten Jahr aufwärmen, für den StR Schicker gar nichts
kann, weil das auf das Konto der von Görg immer wieder gepriesenen,
"funktionierenden" letzten
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