Gemeinderat,
3. Sitzung vom 26.6.2001, Wörtliches Protokoll
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wollen. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Der
nächste Debattenredner ist Herr GR Walter Strobl. Ich erteile ihm das Wort.
GR Walter Strobl (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Vizebürgermeisterin! Meine Damen und Herren!
Wenn wir heute
den Rechnungsabschluss diskutieren, dann ist das ein Rechnungsabschluss - und
sicherlich auch der letzte -, der noch in einem hohen Ausmaß in der
Mitverantwortung des ehemaligen Koalitionspartners ÖVP erstellt und letztlich
auch abgehandelt wurde.
Ich möchte das
durchaus vergleichen mit einer Situation in Parallelwelten. Wir haben
einerseits den Vollzug des Budgets noch mitzuverantworten, gleichzeitig gab es
aber schon im letzten Jahr eindeutig erkennbare Tendenzen einer
Veränderungsunwilligkeit, einer Tendenz hin eben zu einer neuen Situation, wie
sie der Wähler - ob tatsächlich von allen so eingeschätzt und letztlich auch
tatsächlich so gewollt, würde ich in Frage stellen - am 25. März gebracht
hat, nämlich die Wende zurück ins rote Wien.
Ich darf das
an einigen Beispielen durchaus klarlegen und vorzeigen. Ich möchte aber zuerst
einmal auf die meines Erachtens erfolgreichen Punkte der letzten vier Jahre und
vor allem des letzten Jahres noch einmal deutlich hinweisen.
So ist es uns
immerhin in einem ganz wesentlichen Bereich der Familienpolitik gelungen, die
Valorisierung des Familienzuschusses in insgesamt drei Etappen sicherzustellen
und damit ein deutliches Signal zu geben, wie Familienpolitik in Wien umgesetzt
werden kann. Es wird sich für die Zukunft natürlich die Frage stellen, wieweit
diese Maßnahmen im Hinblick auf die Überlegungen der neuen Bundesregierung
unter Umständen kompensiert werden und wenn es zu Kompensierungen kommen
sollte, was mit diesen Geldern der Stadt Wien dann zu geschehen hat. (VBgm Grete Laska: Das geht in Grassers
Defizit!) Das glaube ich nicht.
Wir haben es
darüber hinaus geschafft, dass die Kindergartenförderung neben den bereits
bestehenden Förderungsrichtlinien um die im privaten Bereich befindlichen
Anbieter erweitert wurde, sodass auch jene im alternativen Bereich tätigen
Anbieter ebenfalls in den Genuss von Förderungen kommen. Es ist dies eine
Maßnahme, die noch vor einigen Jahren sehr umstritten war, nicht zuletzt
deshalb, weil es hier unterschiedliche Qualitätsüberlegungen gegeben hat.
Letztlich konnten wir uns dann aber zu einem Standard durchringen und können
somit sozusagen für jedes Wiener Kind, das einen Kindergarten besucht,
tatsächlich auch Förderungsmöglichkeiten bieten.
Oder die
Jugendförderung. Neben den exorbitanten Geldern, die für die staatliche
Jugendförderung ausgegeben wurden, wurde auch die Förderung der verbandliche
Jugendarbeit mit 1 Million S zusätzlich pro Jahr immerhin deutlich
erhöht und damit ein Impuls gesetzt. Es wird sich zeigen, ob diese
Überlegungen, diese Maßnahmen und diese Impulse in den kommenden Jahren
fortgesetzt werden.
Wir haben in
Ansätzen - und das muss man tatsächlich so differenziert sehen - auch die
Sportpolitik ein bisschen konzeptiver gestaltet. Es ist gelungen, über die
Dachverbände doch Unterlagen und mittelfristige Planungsüberlegungen zu
bekommen, sodass wir sowohl hinsichtlich der Budgetsicherheit als auch
hinsichtlich der Sicherheit für die Dachverbände einiges bewirken konnten, aber
sicherlich noch nicht genug. Ich werde heute auch in einigen Details noch
darauf zurückkommen.
Es gibt eine
interessante Entwicklung mit der Stadt Wien Marketing, also mit der Idee der
Ausgliederung einer Event-Gesellschaft aus dem Presse- und Informationsdienst
der Stadt Wien. Wir haben es geschafft, dort immerhin sehr erfolgreich gleich
zu Beginn - obwohl die Vorlaufzeit sehr kurz war - den Millenniums-Silvesterpfad
auszurichten. Es gab ein erfolgreiches Filmfestival im Sommer, wir haben den
Traumpfad, die Stadttore, Unbekanntes Wien, Time out am Donaukanal, die
Lichtinszenierungen durchgeführt und letztlich auch eine interessante
fiskalische Bilanz vorlegen können, die, wenn ich richtig informiert bin, doch
deutlich über 2 Millionen S gegangen ist.
Es ist dies
also eine sehr richtige Idee, die nur in der Absicht, wie sie sich sozusagen
weiterentwickeln soll und wird, durchaus kritisch gesehen werden muss, denn
wenn wir hier schon eine GesmbH geschaffen haben, dann sollen wir auch die
Lebendigkeit einer solchen Einrichtung zum Tragen kommen lassen und nicht
Gefahr laufen, dass es unter Umständen nur eine zusätzliche
Magistratsabteilung, eine versteckte Magistratsabteilung im Bereich des
Ressorts wird.
Wir haben es
geschafft, die Privatschulen mit den öffentlichen Schulen gleichzustellen, in
dem wir den Warenkorb erweitert haben. Damit haben wir nun auch für alle Kinder
im Privatschulbereich eine Gleichstellung mit allen anderen Kindern erreicht,
nach dem Motto: Jedes Kind ist uns gleich viel wert, egal, in welche Schule es
geht oder wo es die Schule besucht.
Wir haben es
in einem sehr aufwändigen Prozess über den so genannten Wiener Bildungsrat immerhin
geschafft, eine Entwicklung einzuleiten, die ihresgleichen in Österreich
wahrscheinlich suchen wird. Es gab eine Allparteieneinigung zu einem sehr
sensiblen und gleichzeitig auch zu einem existenziellen Problem der
Ballungsräume, nämlich zum Mittelstufenproblem. Mit der Idee der kooperativen
Mittelschule gab es eine Zusammenführung der verschiedenen Positionen, die
ideologisch durchaus weit auseinander gelegen waren, die aber letztlich in
einem Kompromissmodell, dem alle Parteien zustimmen konnten, eine Erfindung
gewesen ist, die ihresgleichen wahrscheinlich nicht so schnell finden wird.
Ich sage aber auch
dazu, was meinem Dafürhalten
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