Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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über den Wiener Film
Fonds gefördert wurden. Insgesamt wurde 13 österreichischen Filmen dadurch der
Kinostart ermöglicht. 20 von diesen geförderten Filmen sind im Fernsehen zu
sehen gewesen, mit ganz hervorragenden Zuseherzahlen. Wiener Filmschaffende
haben auch große internationale Anerkennung gefunden. Ich denke hier nur an
Barbara Albert's "Nordrand" oder Michael Haneke, der in Cannes für
den Film "Die Klavierspielerin" ausgezeichnet wurde.
Aber wenn wir
über Filmförderung sprechen, kann das nicht nur eine Sache der Stadt Wien sein.
Wenn Kollegin Ringler 100 Millionen S mehr für den Film Fonds fordert,
ist das legitim, aber es kann auch eine Verdoppelung des Budgets eigentlich
nicht die Schwächen abdecken, die es auf Bundesseite gibt.
Wenn StR Dr
Mailath-Pokorny vorgeschlagen hat, zu einem Filmgipfel zusammenzukommen, ist
das sicher ein erster Schritt, auch auf die Bundesregierung einzuwirken, mehr
für den Film zu tun. Aber es ist auch notwendig, die Möglichkeiten in den
anderen großen elektronischen Medien für den österreichischen Film zu verbessern.
Es wird heute
Abend in genau einer Stunde der 33. Fernsehpreis der österreichischen
Volksbildung vergeben, unter anderem an Paul Lendvai, Helene Maimann, Ulrich
Seidl und an Michael Haneke. Wenn der ORF keine Möglichkeiten mehr vorfindet,
gute Filme zu produzieren, weil er auf Grund der Maßnahmen der Bundesregierung
finanziell ausgetrocknet wird, es zwar die Überlegung ist, dass beispielsweise
die Bundesregierung nachdenkt, wie sie im Stiftungsrat Mehrheiten schafft, wenn
die drittstärkste Partei, die ÖVP, die einfache Mehrheit im Stiftungsrat anstrebt,
um gemeinsam mit dem Regierungspartner eine Zweidrittelmehrheit zu haben, dann
ist das zu wenig, denn man müsste auch darüber nachdenken, dem ORF die Möglichkeiten
zu geben, damit er die finanzielle und materielle Ausstattung hat, auch den
österreichischen Film zu unterstützen und zu fördern. Das wäre für den
österreichischen Film und die Wiener Filmproduzenten notwendig und wichtig. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich möchte
fast schon zum Schluss kommend noch auf einen Bereich aufmerksam machen, der
bis jetzt noch nicht im Ressort war, aber in Zukunft dem Ressort angegliedert
sein wird als ganz wichtiger Bereich. Das ist die Wissenschaft in unserer
Stadt.
Wissenschaft
ist ein wichtiger Bestandteil in Wien. Wien hat acht Universitäten mit sehr
hohem internationalem Ansehen, eine Akademie der Wissenschaften, die jetzt erst
den 150. Geburtstag gefeiert hat, und eine Ludwig-Boltzmann-Forschungsgesellschaft
mit 131 Instituten und Forschungsstellen, wobei die Stadt Wien mit 64
dieser Forschungsstellen sehr eng zusammenarbeitet. Wien war und ist immer eine
Stadt gewesen, in der auch neue innovative wissenschaftliche Erkenntnisse
kreiert wurden und auch Denkschulen geschaffen wurden. Ich denke nur an die
wichtigen Wissenschafter, die Geschichte geprägt haben, von Alfred Adler über
Ludwig Boltzmann, Karl und Charlotte Bühler, Sigmund Freud, Erwin Schrödinger,
Ludwig Wittgenstein und Sie kennen viele andere mehr, aber ich möchte Sie nicht
zu lange beanspruchen.
Es ist
zweifellos eine große Stärke der Stadt Wien, dass sie es verstanden hat, auch
Wissenschaft zu fördern, eine Wissenskultur aufzubauen, auch eine Begegnungsstätte
in Wien zu schaffen, beispielsweise in den Wiener Vorlesungen, aber auch neue
Formen des Ideenaustausches, des Gedankenaustausches, des Wissenstransfers von
den Universitäten hin zur Bevölkerung. Da ist sehr viel auch über die Wiener
Vorlesungen geschehen. Die Kooperation zwischen dem Wissenschaftsreferat und
den Universitäten hat zweifellos eine sehr große Bedeutung. Ich denke, dass vor
allem in Zusammenarbeit mit der Wiener Volksbildung, mit dem Projekt
"university meets public", es auch möglich sein wird, in Zukunft die
Bevölkerung noch stärker einzubeziehen.
Es gibt neu
geschaffen eine Reihe von Fonds, die sich mit der Förderung der Wissenschaft
auseinander setzen. Es sind vier Fonds, der Jubiläumsfonds für die
Österreichische Akademie der Wissenschaften, der Jubiläumsfonds für die Wirtschaftsuniversität,
der Viktor-Frankl-Fonds und der Fonds für die interdisziplinäre Krebsforschung.
Es wäre mir ein großes Anliegen, wenn diese Fonds nicht nur in dieser Form im
neuen Ressort weiter bestehen, sondern auch zusätzliche finanzielle Mittel
bekommen, um die wichtigen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu transportieren
und Wien mit einem Innovationsschub im Bereich der Wissenschaft und Forschung
auszubauen.
Ich möchte zum
Schluss kommend noch auf einige Punkte aufmerksam machen, die gerade in den
letzten Monaten gezeigt haben, dass der neue Kulturstadtrat Dr Mailath-Pokorny
auch in sehr kurzer Zeit in der Lage ist, mit Managementqualifikationen
Probleme aufzugreifen und einer Lösung zuzuführen. Ich denke nur an die
Diskussion über das Theater in den Außenbezirken, das viele Jahre vom Volkstheater
betrieben wurde und 1954 vom damaligen Dior Leon Epp im Kulturauftrag der
Arbeiterkammer für Wien gegründet wurde. Es haben in dieser Theateraktion vom
Jahr 1954 bis heute mehr als 9 500 Vorstellungen mit 350 Premieren
stattgefunden und fast 3 Millionen Besucherinnen und Besucher diese
Veranstaltungen frequentiert. Es ist eigentlich dem Herrn Stadtrat sehr hoch
anzurechnen, dass es ihm gelungen ist, in sehr kurzer Zeit diese Aktivität, die
gefährdet war, zu erhalten - wofür vor allem ich als Floridsdorfer Abgeordneter,
als Vertreter eines Bezirks, der flächen- und bevölkerungsmäßig groß ist und
nicht einen unmittelbaren Zugang zu den Zentren des Theaterlebens hat, sehr
dankbar bin -, dass die Stadt Wien mit 9 Millionen S eingesprungen
ist und dass diese Theateraktion weitergeführt werden kann, zu Gunsten der mehr
als 8 000 Abonnentinnen und Abonnenten und unter Einbeziehung zweier neuer
Theater, nämlich der
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