Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
- Seite 79 von 127
Eröffnung im Museumsquartier. Es wäre ja auch schade gewesen. Sie haben am
1. noch genügend Zeit, nach Salzburg zu fahren.
Hier, meine Damen und Herren, werden wir in Zukunft aber ganz genau Acht
geben, wann die Grenzen des Erlaubten überschritten werden, wann mit der Gewalt
gespielt wird, wann hier offen zur Gewalt aufgerufen wird. Das werden wir
aufzeigen. Sie wissen ja, laut dem OGH ist für die Übernahme fremder Inhalte
auf einer Homepage eine Haftung für fremde Rechtsverstöße. Also passen Sie auf,
dass Sie nur immer "truly democratic" bleiben!
Ich habe da aus dem "Elektrofrühstück" einen Artikel von Kollegin
Ringler, Netzkultur und Zivilgesellschaft: "Wie die Alten zur Banane
wurden". (GR Dkfm Dr Ernst Maurer:
Lesen Sie es doch!) Na, da kommt nichts mehr. Das war schon das Spannende
von dem Artikel. Aber sie sagt eines: "Tatsächlich leben's wie in einer
interessanten Zeitstadt. Niemals vergessen heißt auch mehr als zuvor genau hinsehen."
Genau hinsehen, Frau Ringler!
Meine Damen und Herren, das verspreche ich Ihnen, das werden wir in Zukunft
auch! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GR Josefa Tomsik:
Als nächster Redner ist Herr GR Dr Michael LUDWIG zum Wort gemeldet. Ich
erteile es ihm.
GR Dr Michael LUDWIG (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter
Herr Stadtrat! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich möchte meine Ausführungen mit einem Zitat von Karl Kraus beginnen, der
einmal sehr richtig und treffend gemeint hat: "Die Straßen Wiens sind mit
Kultur gepflastert. Die Straßen anderer Städte mit Asphalt." Und so
pathetisch das klingt, hat das doch sehr viel Richtigkeit und hängt zusammen
mit der Tradition und Geschichte unserer Stadt, sicher auch mit dem Umstand,
dass Wien immer eine Begegnungsstätte sehr unterschiedlicher Kulturen war. Es
hängt aber in den letzten Jahrzehnten sicher vor allem auch damit zusammen,
dass die Stadtregierung für Kultur, für Kunst in unserer Stadt auch immer die
entsprechenden Rahmenbedingungen und finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt
hat. Es ist in den letzten Jahren, man kann fast sagen, in den letzten Jahrzehnten,
nie zu einer Reduzierung der Kulturbudgets gekommen, sondern ganz im Gegenteil,
immer zu einer Ausweitung für die Angelegenheiten in Sachen Kultur. Das reicht
von der Beteiligung bei Großprojekten, wie beispielsweise dem Museumsquartier,
bis hin zur dezentralen Kulturarbeit.
Das Museumsquartier ist in der Tat eines von zwei Großprojekten, das in den
letzten Jahren sehr intensiv auch in diesem Haus diskutiert wurde. Das Museumsquartier
hat ja Teile bereits geöffnet. Es ist die Kunsthalle bereits geöffnet, die
Hallen E und G für die Wiener Festwochen, das Tabakmuseum, das Architekturzentrum.
Und wenn wir über Architektur reden - Frau Mag Unterreiner, Sie haben die
Architektur des Museumsquartiers angesprochen -, so müssen wir feststellen,
dass es über Architektur immer kontroversielle Diskussionen gibt, insbesondere
auch über moderne Architektur. Ich war bei der "Langen Nacht der Museen"
auch einige Stunden im Museumsquartier, vor allem auch deshalb, weil dort
Hunderte Menschen bei regnerischem Wetter versucht haben, ins Museumsquartier
hineinzugehen und sich dort auch die Architektur anzusehen. Ich habe dort keine
einzige kritische Anmerkung gehört, aber sehr viel Neugierde, sehr viel
Staunen. Ich denke, dass es auch gut und richtig ist, dass man historische
Bausubstanz auch mit Elementen moderner Architektur verbindet. Und ich kann Sie
trösten, Frau Mag Unterreiner, es ist nicht einmal der kleinste Teil des
Fischer von Erlach-Baues zu Gunsten der modernen Architektur zerstört worden.
Es sind nur Zubauten aus den fünfziger Jahren, die zum Teil den ursprünglichen
Bau mehr oder weniger verschandelt haben, weggerissen worden und es ist eine Symbiose
von historischer und moderner Architektur geschaffen worden, die durchaus als
kontroversiell einzustufen ist. Aber das ist, wie ich meine, auch Sinn der
Kunst und auch der modernen Architektur.
Wenn jetzt am Freitag die mehr als 60 000 Quadratmeter im
Museumsquartier eröffnet werden, wird sich ein völlig neues Kulturviertel in
Wien, in unserer Stadt, darbieten. Es werden bis zum Sommer 2002 mehr als
20 Institutionen eine neue Heimat im Museumsquartier finden. Neben den
auch über unsere Grenzen hinaus bekannten Museen, wie das "Museum für
moderne Kunst" oder die Leopoldsammlung, sind es vor allem die kleinen
Anbieter, die Drittnutzer, die eine ganz bedeutende Stellung im Museumsquartier
bis jetzt gehabt haben und auch in Zukunft haben werden. Ich denke hier an
Public Netbase, an Basis Wien, an Depot, aber auch an das Kindermuseum und an
das Tanzhaus. Hier bei diesen Drittnutzern, bei diesen kleinen
Kulturinitiativen, ist besonders darauf hinzuweisen - und das wurde ja auch von
der Kollegin Ringler bereits getan -, dass diese Nutzer noch immer wenige Tage
vor der Eröffnung keine Miet- und Nutzungsverträge haben und es eigentlich
notwendig wäre, auch von der Betriebsgesellschaft hier entsprechende Verträge
zur Verfügung zu stellen.
Das Museumsquartier darf in Zukunft kein Kunst- und Kulturtanker werden,
sondern soll eine Stätte und ein Ort vielfältiger Kunstproduktion und
Kunstdarstellung sein und werden und es soll auch in die gesamte Stadt
eingebettet sein. Das heißt, es müssen auch die Höfe, Innenhöfe und der
Zentral- und Kernraum des Museumsquartiers für die Nutzung der Bevölkerung in
unserer Stadt möglich und notwendig sein.
Ich möchte noch zu einem zweiten Großprojekt, das im Gemeinderat sehr oft
und lange in den vergangenen Jahren diskutiert wurde, Stellung nehmen - es hat
gerade im letzten Jahr eine ganz besondere Bedeutung gehabt - und das war die
Enthüllung des
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular