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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 75 von 127

 

hat sich nämlich als Hort der wahren Kunst gegeben, unverstanden von den Kleingeistern, den so genannten Kulturproleten, die sich gegen die Kunst empören. Kein Wunder - kann man dann sagen -, wenn zahlendes Publikum fernblieb.

 

Ein letzter Punkt, in dem wir uns wahrscheinlich auch weiterhin unterscheiden und den ich noch anführen möchte, ist die Einstellung der Sozialdemokraten und vor allem auch der GRÜNEN zu den kulturellen Werten und zur kulturellen Identität. Unter kultureller Vielfalt verstehen hier die Sozialdemokraten und auch die GRÜNEN - ich zitiere aus den "100 Projekten für die Zukunft Wiens" vom Mai 2001 -: "Die Förderung der Kunst von zugewanderten Menschen in Wien, die einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Vielfalt der Stadt bilden." Und heute haben Sie, Frau Ringler, das ja wieder als Schwerpunkt hervorgehoben.

 

Wir Freiheitliche fordern die Integration in unseren Kulturkreis anstatt der multikulturellen Parallelität. Wir halten es für wichtig, dass sich diejenigen, die einwandern wollen, dem Wertekanon des Gastlandes anpassen. Wir glauben auch, dass wir Werte haben, die für die Einwanderer ein hohes Gut sein müssten. Das ist ja sicher auch ein Grund, warum sie kommen. Das heißt, nicht nur die Stadt bietet Integration an, sondern der Einwanderer sollte auch bereit sein, sich integrieren zu lassen. Die Ideologie der Multikulti-Anhänger verwechselt aber kulturelle Vielfalt - und mir fällt das immer wieder in den Reden auf - mit dem unverbundenen Nebeneinander von Kulturkreisen. Wir Freiheitliche wollen aber einen verbindlichen Sprach- und Wertekonsens.

 

Ich möchte noch einmal zum Schwerpunkt der Rede zurückkommen, der darin besteht, dass nur eine lebhafte Auseinandersetzung in der Kultur diese Dynamik hervorbringt, die in unseren Augen einen kulturellen Fortschritt darstellt. Ich freue mich auf diese offen ausgetragene faire Diskussion, bedanke mich auch bei den Beamten - sie sind großartige Fachleute - für die gute Zusammenarbeit und freue mich auch auf eine Zusammenarbeit mit Ihnen, Herr Stadtrat. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Josefa Tomsik: Als nächste Rednerin ist Frau GR Nurten Yilmaz zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.

 

GR Nurten Yilmaz (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Damen und Herren! Verehrte Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Vorab möchte ich nur eine Kleinigkeit klarstellen. Herr GR Salcher! Die Blumen, die Sie am Rathaus gesehen haben, das sind Pelargonien! Mir können Sie es wirklich glauben! Den Unterschied zwischen Nelken und Pelargonien kenne ich sehr gut, weil so viele Nelken, wie ich in meinem Leben schon gekauft habe, werden Sie in Wien nicht einmal gesehen haben! Das sind wirklich (Heiterkeit bei der SPÖ.) rote Pelargonien! (Beifall bei der SPÖ. - Die Rednerin zeigt auf die amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny geschenkte rote Nelke.) Das ist wohl eine Nelke, ja!

 

Verehrte Damen und Herren! "Vieles, was in Venedig die Kunstwelt ins Staunen versetzt, hat man längst in der Wiener Secession gesehen", schreibt Erwin Melchardt, Ihnen bekannt als renommierter Kulturkritiker der "Kronen Zeitung". Anlass dazu war die Eröffnung der Biennale in Venedig. Gemeint ist damit, dass Wien seiner Zeit voraus war, denn die Kunst, die in Venedig ausgezeichnet wurde, war bereits vor einem Jahr im Haus an der Friedrichsstraße zu sehen. Fazit Melchardt: "International bestens informiert und höchst aktuell." Zitat Ende.

 

Verehrte Damen und Herren! Beispiele wie dieses zeigen, dass es sich auszahlt, in Kunst und Kultur zu investieren. Und Wien ist eine Kulturstadt ersten Ranges, noch dazu eine sehr lebendige, in der Platz für unterschiedliche Kunst- und Kulturschaffende ist. Denn wenn ich mir den Rechnungsabschluss für das Jahr 2000 anschaue, zeigt sich, dass sich die Stadt für Freiheit der Kunst und die Vielfalt der Kultur eingesetzt und damit vieles möglich gemacht hat.

 

Ich denke da zum Beispiel auch an das im Vorjahr gegründete Referat für interkulturelle und internationale Aktivitäten. Wie aus dem Kunst- und Kulturbericht 2000 ersichtlich ist, war es dadurch möglich, über 100 Vereine mit mehr als 150 Projekten zu fördern und das erstmals auch in Jahresförderungen. Das heißt, ein Verein muss nicht mehr für jedes Projekt einen Antrag stellen, sondern in einem Jahresantrag seine Aktivitäten vorstellen und eine Förderung beantragen. Die Mitglieder dieser Vereine kommen aus unterschiedlichen Ländern und Kontinenten und so unterschiedlich wie ihre Kulturen, so unterschiedlich waren auch ihre gut besuchten Veranstaltungen.

 

Diese Vereine wurden aber nicht nur finanziell, sondern auch ideell unterstützt, durch Politik des Miteinanders und des Dialogs. Kultur ist auch Kommunikation. Kultur ist Dialog, der gerade in Wien immer groß geschrieben wurde. Denn die Voraussetzung für eine gute Kulturpolitik ist ein weltoffenes Klima, das aktuelle internationale Entwicklungen aufgreift und es zu einem Teil des Stadtlebens werden lässt.

 

Ein gelungenes Beispiel ist die Kunst- und Kulturszene am Wiener Gürtel. Nicht nur, dass sich in den neu renovierten Stadtbahnbögen eine lebendige Kultur abseits des Mainstream entwickelt hat, auch der Spaziergang entlang der Szene-Meile, der Gürtel-Nightwalk, gehört mittlerweile zum jährlichen kulturellen Highlight. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Die Kulturentwicklung am Gürtel ist auch Motor für Stadterneuerung, unter anderem mit Förderungsmittel der EU. Aber auch für bedeutende Kunstwerke. Valie Exports gläserner Kubus "Der transparente Raum" ist mit Unterstützung der Frauenstadträtin entstanden. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Kunst und Kultur können aber auch unbequem sein. Unbequem ist Kunst für diejenigen, die Kultur eindimensional definieren. Kultur ist aber vielschichtig. Kultur ist Toleranz und Bewusstseinsbildung. Kultur ist

 

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