Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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können sich ja mit Ihrer Kollegin, mit Frau Laska, zusammentun, weil wir
alle wissen, dass der gute Ruf der Musikstadt Wien sehr wohl auf unseren großen
Orchester begründet ist. Sie wissen ganz genau, dass es einen wirklich
dramatischen Mangel an Nachwuchsmusikern gibt, und zwar deswegen, weil wir hier
ins Hintertreffen nicht nur zu anderen Bundesländern, sondern auch zu anderen
europäischen Ländern geraten sind. Das heißt, in den anderen Ländern haben
Kinder und Jugendliche schon viel früher die Chance, ein Musikinstrument oder
Gesang zu studieren, kommen dann nach Wien, gehen hier zur Aufnahmeprüfung und
sind einfach viel besser und unsere Kinder kommen ins Hintertreffen. Ich
glaube, das sollte man ganz einfach nicht hinnehmen.
Ich komme noch einmal auf die Antrittsrede von Herrn Bgm Häupl zurück, weil
er gesagt hat, dass Wien die optimale Ausschöpfung aller Begabten fördere, und
dann hat er auch gesagt, politisches Gestalten heißt auch Verpflichtungen zu
erkennen und danach zu handeln. Also ich bitte Sie, Herr Kulturstadtrat, nehmen
Sie sich dieses Anliegens an. Hier ist wirklich Handlungsbedarf.
Ja, in vielen Bereichen werden wir Freiheitliche ähnliche Vorstellungen
haben wie die Sozialdemokraten, vielleicht auch wie die anderen Parteien hier
im Haus, sicherlich ähnliche Vorstellungen, was die Nutzung des Theaters an der
Wien angeht, auch vielleicht ähnliche Vorstellungen bei den neu zu schaffenden
Besetzungsmodalitäten. Das wird sicher eine ganz große Sache in den nächsten
Jahren werden. Natürlich, glaube ich, haben wir auch die gleiche Einstellung
über die erfolgreiche Entwicklung des Klangbogens und dem Intendanten Roland
Geyer. Es gibt aber viele Bereiche, wo unsere Vorstellungen wahrscheinlich
verschieden bleiben werden. Ich finde das aber auch in Ordnung, weil ich finde
es nicht notwendig, dass man überall den Konsens haben muss.
Zum Beispiel stehen wir nicht nur - und ich zitiere wieder das
Arbeitspapier der Sozialisten - konsequent auf der Seite der Kunst- und
Kulturschaffenden, sondern auch auf der Seite derjenigen, für die diese Kunst
gemacht wird. Also kurz gesagt, auf der Seite des Publikums.
Wir finden, dass Subventionen nicht nur nach den subjektiven künstlerischen
Kriterien des Antragstellers vergeben werden - da unterscheiden wir uns von den
GRÜNEN, weil ich habe immer den Eindruck, dass die nur überlegen, wie sie die
Bedürfnisse der Künstler befriedigen können -, sondern sie müssen auch danach
vergeben werden, welchen Wert das künstlerische Projekt beziehungsweise das
Produkt für das Publikum hat. Ein Gradmesser - und wir haben das seit Jahren
immer wieder gesagt - sind natürlich Besucherzahlen, ganz egal, ob das Theater
ist, Festwochen oder Film. Sie sind sehr wohl ein Gradmesser, ob dieses Produkt
auch einen Wert für das Publikum hat.
Zum Beispiel habe ich mir vorige Woche die Ausstellung "Eine barocke
Party" in der Kunsthalle angeschaut und außer mir waren nur zwei Menschen
dort, außer dem Aufsichtspersonal. Die beiden waren sehr bemüht, mit Hilfe
einer Broschüre das Kunstwerk, das aus einem Staubsauger, einer Matratze und
einem Stuhl bestand, zu verstehen. Wenn jetzt Tausende von Menschen hinkämen,
um dieses Kunstwerk zu sehen, weil es so lieb ist, und wenn Tausende kämen und
Eintritt zahlen würden, finde ich es in Ordnung, aber die Besucherzahlen der
Kunsthalle lassen manchmal wirklich zu wünschen übrig. Zum Beispiel in der zusätzlichen
Ausstellung ... (Amtsf StR Mag Dr Andreas
Mailath-Pokorny: Wissen Sie, wie viele es sind? - GR Ernst Woller: Es ist
dreimal so viel wie das Museum für moderne Kunst!) Na ja, es gibt schon
manchmal Ausstellungen, wo viele Leute hinkommen. Ich weiß schon, zum Beispiel
wo diese 45 nackten Mädchen waren. Das ist schon klar, da ist der Eintritt
frei, wer sieht das nicht gern! Das ist doch klar! Jeder schaut sich gerne
wunderschöne junge Mädel an. Ich frage mich nur: Wozu muss man das
subventionieren? - Das ist ja nicht notwendig. Ich meine, wie ich das gesagt
habe, ist man wütend über mich hergefallen. Herr StR Marboe hat mir sogar
körperliche Verklemmungen attestiert. (Heiterkeit
bei der SPÖ.) Ich habe mich furchtbar gefürchtet, Herr Stadtrat! Da war ich
sehr erschrocken! (Heiterkeit des StR Dr
Peter Marboe.)
Na gut, also ich würde sagen, man sollte sich diese Besucherzahlen genau anschauen.
Vielleicht war es, als ich dort war, gerade zufällig so, dass niemand dort war.
Aber ich war schon oft in der Kunsthalle am Karlsplatz. Da sind ein paar
Sandler gesessen und haben sich halt dort irgendwelche Filme angeschaut. Ich
meine, das ist eben die öffentliche Auseinandersetzung. Ich schäme mich nicht,
Dinge zu sagen, die in manchen Kreisen so ein bisschen tabu sind. Das ist so
wie des Kaisers neue Kleider. Also ich bin das Kind, das halt sagt, mein Gott,
der ist ja nackert und alle sagen: Wow, schau die schönen Spitzen, und wie
schön. Also, das stelle ich mir auch unter einer offenen Diskussion vor.
Auch bei den Festwochen ist das so mit den Besucherzahlen. Es heißt zwar
immer, es ist gut ausgelastet, aber wenn man hingeht, sind halbe Bankreihen
leer, und darüber muss man sprechen. Die Intendantenzukunft ist mit Luc Bondy
festgeschrieben. Es ist leider nicht so, wie es heute mehrmals gesagt wurde,
dass es Herrn StR Marboe geglückt ist, die Politik aus der Kultur fernzuhalten.
Das stimmt nicht so, weil Intendant Luc Bondy sicher jemand ist, der auch Parteipolitik
macht. Es ist auch so, dass weiterhin, auch nach dem Schlingensief-Skandal,
Leute eingekauft werden, nur weil sie, so wie es Hans Haider - bitte der hat
das so formuliert, so schön kann ich das gar nicht - in der "Presse"
vom 20. Juni formuliert, "das politisch passende avantgardistische
Fähnlein schwenken". Und die heurige Plakatwerbung - ich weiß nicht, ich
sage halt, ich glaube nicht, dass sie sehr viele Menschen angesprochen hat. Die
Festwochenführung
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