Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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wissen auch, dass StR Marboe diese Architekturphilosophie so gut gefunden
hat, dass er diese Politik auch weiter getragen hat. Die Menschen, die auch
Harmonie in der Architektur suchen und sich danach sehen, werden sich jetzt mit
dieser Philosophie zufrieden geben müssen. Sie haben noch einige Chancen, eine
Architektur zu erleben, wenn Sie Harmonie suchen. Sie finden noch ein
Schönbrunn, Sie finden noch ein Belvedere. Da hat man noch keinen Bunker dazu
gestellt. Wenn Sie moderne Architektur suchen, dann müssen Sie sich halt in ein
Flugzeug setzen und nach Bilbao oder Los Angeles fliegen, wenn es um
Kulturbauten geht.
2,97 Milliarden S wurden gegenüber dem Voranschlag verbraucht.
Das sind 280 Millionen S mehr und das sind genau die Gelder, die in
diese beiden großen Kulturprojekte gesteckt wurden, die die letzten Jahre so
heiß umstritten waren. Zu diesem Thema wurde aber in den letzten Jahren so viel
geredet, dass wir wirklich nicht mehr im Detail darauf eingehen können, aber
nur noch einmal die beiden Grundlinien. Das möchte ich schon noch einmal
aufzeigen.
Wie gesagt, am Freitag wird das MuQua eröffnet. Die einen werden es endlos feiern
als, wie soll man sagen, Meilenstein der Moderne. Die anderen - und ich
bekenne, da gehöre ich auch dazu - trauern natürlich um diese großartige
imperiale Anlage des Fischer von Erlach und um diese Dimensionen und um diese
zeitlose Eleganz der Architektur, um diese wunderbare Weite des Platzes (GR Inge Zankl: Aber das ist ja dort!),
der unserer Meinung zerstört ist durch Kunstbunker, nicht unähnlich dem
dahinterliegenden Luftschutzbunker aus der nationalsozialistischen Zeit.
Die einen werden diese Stein gewordene Kulturkumulation feiern. Alles wurde
vernetzt. Wir wissen ja, diese internationale Globalisierung und so, das muss
ja unbedingt sein. Das Plansoll muss natürlich erfüllt sein. Jedes Eckchen muss
genützt sein. Ich habe gehört, die GRÜNEN wollen auch noch den Turm haben. (GR Günter Kenesei: Ja! Ja!) Die anderen
- und dazu zählen wir Freiheitliche - bedauern, dass wir die Chance vertan
haben, an der Donau ein Kulturzentrum zu errichten, wo sich wirklich moderne
Architektur hätte manifestieren können. Das wäre wirklich einmal von unseren
Stadtvätern, von unseren Planungsstadträten ein großer Wurf gewesen, weil hier
hätte man am Anfang des 21. Jahrhunderts wirklich ein Wahrzeichen setzen
können. Diese Chancen sind vertan. (GR
Günter Kenesei: Aber im Bezirk waren Sie immer dagegen!) Das stimmt
überhaupt nicht. Wir waren selbstverständlich dafür, auch die Freiheitliche
Partei war dafür, dass beim Areal vor der UNO-City - die Platte - eine höhere
Entwicklung erlaubt wird. Das stimmt nicht, was Sie sagen. Also ich muss schon
sagen, genau das, was ich jetzt gesagt habe, wollten wir dort. Und was haben
wir jetzt dort? - Jetzt haben wir dort Bürobauten und Allerweltsarchitektur, so
wie wir sie überall finden. (GR Günter
Kenesei: Im Bezirk waren Sie aber immer dagegen! - GR Mag Hilmar Kabas:
Verleumdung!)
Ich sage das eigentlich nur deswegen, weil ich mich jetzt an Sie wenden
will, Herr Stadtrat. Ich möchte nur diese zwei Positionen aufzeigen, weil Ihr
Vorgänger hat, wenn man einfach eine andere Meinung hatte, gesagt: Mein Gott,
wenn die Freiheitlichen etwas zu entscheiden hätten, dann würden nur weiße
Flecken in der Stadtlandschaft stehen. So war das nicht. Wir hatten nur ein
anderes Konzept. Wir hatten nur eine andere Vorstellung und das ist mir eben
sehr wichtig. Bei den vielen Gesprächen, oder so viele waren es noch nicht, bei
den wenigen, die wir miteinander führen konnten, hatte ich schon den Eindruck,
dass Sie sehr wohl die Einstellung der Andersdenkenden achten werden. Also wenn
das so ist, dann freue ich mich und dann könnte vielleicht das Eine oder das
Andere, was auch Bgm Häupl in seiner Antrittsrede gesagt hat, verwirklicht
werden. Ich bin nun einmal am Anfang jeder Periode optimistisch. Wir werden
sehen, wie es weitergeht.
Bgm Häupl hat gesagt, dass das Zusammensetzen sicher möglich sein wird.
Aber wir müssen schon realistisch sein, denn in Wirklichkeit ist ja die Arbeit
der Oppositionspolitik eher das Sich-auseinandersetzen, und dass man eine
andere Meinung einbringt. Da haben Sie eben allen anderen Parteien ein Klima
der Fairness ohne persönliche Verletzungen und ohne persönliche Diffamierungen
zugesagt.
Eine kleine Probe habe ich ja vom Kollegen Salcher wieder gehört. Er hat
gesagt, er macht intelligente Oppositionspolitik, die Freiheitlichen machen die
fundamentale. (GR Dr Andreas Salcher: Das
habe ich nicht gesagt!) Zack. Aus. Also das war ja wiederum typisch. (Heiterkeit des GR Günter Kenesei.) Ich
hoffe, dass da jetzt ein anderer Ton einzieht. (Aufregung bei der ÖVP.)
Das heißt, uns ist es sehr wichtig und wir haben das in unserem
Kulturkonzept, das wir entwickelt haben, auch festgeschrieben, dass neben dem
Freiheitsgrundsatz des Artikels 17a Staatsgrundgesetz, der ja besagt, dass
das künstlerische Schaffen, die Vermittlung der Kunst sowie deren Lehre frei
sind, festgehalten sein muss, dass dieser Freiheitsbegriff der Kunst auch in
gleicher Weise für die uneingeschränkte Freiheit der Kritik gelten muss.
Deswegen ist es unserer Meinung nach falsch, wenn die Sozialdemokraten in Wien
die Kunst und Kultur allein für sich vereinnahmen würden. Ich hoffe, es wird
nicht der Fall sein. Allerdings im Weißbuch, bei dem Sie ja federführend waren,
habe ich damals vor zwei Jahren, wie ich das gelesen habe, schon einige Sätze
gefunden, die mich stutzig gemacht haben. Da stand zum Beispiel
festgeschrieben, dass der Staat die Definitionsmacht über Kunst und Kultur
innehabe.
Sie werden ja jetzt wiederum ein so genanntes Weißbuch schreiben. Wir
werden das dann im Herbst diskutieren und ich hoffe sehr, dass Sie diese Idee,
wenn Sie die so herüberholen sollten, weil das ja be-
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