Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
- Seite 46 von 127
abbaut und die
restlichen Investoren im Bereich der Gesellschaft bleiben. Auf alle Fälle kann
man, glaube ich, sagen, dass finanziell auf lange Sicht gesehen auch durch den
Einsatz von Mitteln von privaten Investoren eine solche Vision erreichbar und
verwirklichbar ist.
Wien hätte
damit sicherlich die Möglichkeit, einen Meilenstein in der Stadtentwicklung zu
setzen. Ich möchte nur auf das heute schon in einem anderen Zusammenhang
genannte Beispiel Berlin verweisen. Wenn Sie sich anschauen, was auf dem
riesigen Areal entlang der Berliner Mauer alles gemacht wurde, so stellen Sie
fest: Das Flächenangebot ist zum Großteil optimal genützt worden und es wurde
in diesem breiten Streifen, der sich hier quer durch Berlin gezogen hat, eine
hochwertige Verbauung vollzogen. Auch Wien hätte eine ähnliche Gelegenheit und
Wien sollte diese Chance ergreifen! Wenn Sie sich den Potsdamer Platz anschauen
- dieser umfasst ein Areal von 46 Hektar ... (Berichterstatter VBgm Dr Sepp Rieder: Jetzt müssen Sie den Herrn
Landowsky kommen lassen!) Das ist ja wieder etwas anderes, Herr Vizebürgermeister!
Es geht nicht darum, dass hier Herr Landowsky sozusagen angesprochen wird,
sondern dass Berlin diese Dinge mit einer ungemeinen Dynamik verwirklicht hat
und dass diese Gebiete, die hier aufgebaut wurden, in Zukunft mit Garantie
städtebauliche Glanzpunkte Berlins bleiben werden. Ohne jetzt, was den
Potsdamer Platz oder Ähnliches betrifft, auf Gigantonomie eingehen zu wollen -
das ist nicht das Thema -, sollten wir uns doch ansehen: Was ist dort alles
entstanden? Welche Dynamik hat sich entwickelt - die natürlich auch im
privatwirtschaftlichen Bereich massive Veränderungen herbeigebracht hat? Was
ist hier im Bereich Mauer, Potsdamer Platz und so weiter alles geschehen?
In Wien haben
wir 122 Hektar eines brachliegenden hochwertigen und zentral gelegenen
Gebiets zur Verfügung. Ich glaube, wir sollten die Chancen ergreifen, die sich
uns hier bieten, und danach trachten, dass wir einen einheitlichen Gestaltungsrahmen
für ein solches Projekt zusammenbringen. Ich würde den Sozialdemokraten
vorschlagen, dass sie sich diese Vorschläge von uns als Grundlage der
Diskussion einmal ansehen. (Beifall bei
der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zur
allgemeinen Beratung des Rechnungsabschlusses für das Jahr 2000 liegt keine Wortmeldung
mehr vor.
Wir kommen nun
zur Beratung der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener
Stadtwerke.
Zum Wort
gemeldet ist Herr GR Dipl Ing Margulies. Ich erteile es ihm.
GR Dipl Ing
Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!
Ich werde es
um einiges kürzer machen, als bei der ersten Rede. Ich möchte nur noch ein paar
Punkte, vor allem auch im Hinblick auf künftige Perspektiven, herausgreifen.
Eines ist
klar: So einen Glücksfall, wie er im Jahr 2000 eingetreten ist, dass die
Einnahmen so massiv steigen, den wird es voraussichtlich in den kommenden
Jahren nicht spielen. Einerseits wird die Volkszählung schlagend werden, auch
für Wien, andererseits ist auf Grund der gegenwärtigen Situation, der Belastungen
auf Bundesebene, des Eintretens einer langsamen Rezession eher damit zu
rechnen, dass vor allem die Einnahmen aus den Ertragsanteilen des Bundes
zurückgehen werden. Und nicht nur das: Die Sparprogramme auf Bundesebene bewirken
selbstverständlich auch im Sozialbereich gerade für Wien immer wieder enorme
Belastungen, auch in Bereichen, die vielleicht auf den ersten Blick nicht so
sichtbar sind.
Ich nehme
deshalb jetzt ein Beispiel heraus, welches auch zeigt, wie diese Bundesregierung
in Wirklichkeit mit der Vergangenheit umgeht, und zwar die Betreuung der Gräber
am Zentralfriedhof, Gruppe 40. - Für alle, die es nicht wissen: Am
Zentralfriedhof, Gruppe 40, liegen diejenigen Opfer des Nationalsozialismus,
die im Landesgericht hingerichtet wurden. - Was ist in der letzten Zeit
passiert? Der Bund hat seine Mittel gekürzt. Na, selbstverständlich wird auch
bei der Betreuung der Gräber der Opfer des Nationalsozialismus gekürzt. Es
leben noch mehr als 60 direkt Verwandte. Während auf der einen Seite Landesparteichefs
der Freiheitlichen - aber nicht nur die, sondern auch andere Freiheitliche -
offen darüber nachdenken, betreffend Vertreibung der Sudetendeutschen beziehungsweise
Beneš-Dekrete, unbedingt eine Aufhebung einzufordern und ansonsten ein Veto bei
der Erweiterung einzulegen, während sie darüber nachdenken, dass manche
Sudetendeutsche überhaupt entschädigt werden sollen (StR Johann Herzog: Wie der Cohn-Bendit! Der hat das auch
vorgeschlagen!), macht diese Bundesregierung bei den Gräbern der Opfer des
Nationalsozialismus nur eines: Sie spart ein.
In der
Hoffnung, dass die Stadt Wien, sollte sich der Bund nicht eines Besseren
besinnen, einspringt, haben wir als Wiener GRÜNE diesmal noch keinen Antrag
eingebracht.
Aber es ist wirklich
traurig, wenn man sich anschaut, wie diese Bundesregierung agiert, wie sie mit
der Vergangenheit umgeht. Es ist am Vormittag schon lauthals bekundet worden:
Erstmals gibt es eine Restitution! (GR Dr
Matthias Tschirf: Ja! Stimmt!) - Ja, das stimmt, und ich muss Ihnen sagen,
mir persönlich tut es sehr Leid, dass es so lange gedauert hat. Wir als GRÜNE
haben das leider früher nicht durchsetzen können. (GR Dr Matthias Tschirf: ... von Bundeskanzler Schüssel, dass sie
kommt!) Na ja, ganz so ist es nicht, denn dann müsste man sich in
Wirklichkeit fragen, ob Ihr damaliger Außenminister, der ja damals schon
Wolfgang Schüssel geheißen hat, und Sie - Sie waren doch, glaube ich, auch in
den letzten 20 Jahren an der Regierung - die ganze Zeit geschlafen haben!
Oder waren Sie so eine kleine Regierungspartei, die
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular