Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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es im Bereich der Kongresse, und zwar der internationalen
Kongresse, in Wien einen Rückgang von minus 15 Prozent gegeben hat.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das sind
Tatsachen!
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn ich noch
betonen darf, was die Wirtschaftsförderung - es wurde schon angesprochen -
betrifft, lag diese bei insgesamt 1,95 Milliarden S und damit um
490 Millionen S über dem Voranschlag. Auch Frau Dr Rothauer hat das
schon erwähnt.
Ich glaube, auch bei den Unternehmensgründungen
können wir auf sehr beeindruckende Zahlen verweisen. Es wurden 5 774 neue
Unternehmen in dieser Stadt im vergangenen Jahr gegründet, was ein Rekord ist,
was bedeutet, dass zum Beispiel jeder vierte Betrieb Österreichs in Wien
gegründet wurde und auch gemessen an der Bevölkerung den Spitzenplatz bedeutet.
Im Übrigen, Schlusslicht in dieser Statistik ist auch hier Kärnten. Das nur der
Ordnung halber. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ein paar Fakten
- ich möchte mich wirklich kurz fassen - zum Wirtschaftsstandort Wien, weil er
von so vielen Rednern heute in Frage gestellt wurde.
Wien ist die fünftreichste EU-Region und die zweitreichste
Hauptstadt der EU. In Wien haben wir die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit.
Auch das wurde heute schon kurz angesprochen und vom Herrn Klubobmann Kabas
kritisiert, der gesagt hat, wir müssen wesentlich mehr unternehmen, was die
Ausbildung für die Jugendlichen betrifft. Da kann ich einen sehr schönen
Vergleich dazu sagen, wenn man nämlich Wien und Berlin vergleicht. In Berlin
gibt es 16 000 arbeitslose Jugendliche und in Wien gibt es eine Größenordnung
von in etwa 400, eine Zahl, die statistisch quasi nicht erfassbar ist.
Die Betriebsgründungen habe ich schon erwähnt.
Die Betriebsansiedlungen wurden schon von der
Kollegin LUDWIG erwähnt.
Jetzt zur Investitionsquote, weil das auch ein Thema
war, sowohl bei der Wortmeldung des Herrn Dr Serles als auch bei der
Wortmeldung des Herrn Kabas, wo es um die Investitionsquote gegangen ist und
dass Wien dabei so schlecht liegt. Da haben Sie sich die Zahlen nicht genau
angesehen, denn das Gegenteil ist der Fall:
Erstens ist es in Wien so, dass durchschnittlich
2,3 Millionen S pro Betrieb und pro Jahr investiert werden, im
Gegensatz zu den anderen Bundesländern, wo das rund 1,5 Millionen S
sind.
Zweitens ist die Investitionsquote in Wien im Vergleich
zu den letzten Jahren deutlich angestiegen, so im vergangenen Jahr auf
15,7 Prozent.
Und drittens glaube ich - das ist ein ganz wichtiger
Punkt -, sind die Investitionen in Wien in absoluten Zahlen bereits höher als
die Investitionen im Bund, und das, obwohl der Bund ein sechsmal so großes
Budget als Wien hat.
Wenn Sie hier über Arbeitsmarktpolitik sprechen und
auf solche Zahlen vergessen, dann möchte ich Ihnen schon sagen, dass diese
Investitionen der öffentlichen Hand auf Bundesebene gerade der Bauwirtschaft,
dem Bau- und Baunebengewerbe fehlen. In Wien wird dagegen erfolgreich
gegengesteuert. (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Jetzt zum
dritten Punkt - auch hier werde ich versuchen, mich relativ kurz zu fassen -,
nämlich die Belastungen, die Horrorszenarien, die Sie in den Raum gestellt
haben, was in Wien nicht alles auf die Wiener Bevölkerung zukommen könnte. Da
kann ich immer nur darauf hinweisen, dass das eben Szenarien sind, die Sie aufstellen.
Auf der anderen Seite gibt es aber schon Tatsachen, wenn wir uns nämlich die
Belastungen auf Bundesebene anschauen. Ich erinnere daran, dass wir derzeit zum
Beispiel die höchste Steuer- und Abgabenquote in der Geschichte der Zweiten
Republik haben, dass, wenn wir von der Wirtschaft reden, zum Beispiel der
Investitionsfreibetrag abgeschafft wurde, dass die Einkommensteuervorauszahlung
massiv erhöht wurde, dass die Kfz-Steuer für Lkw erhöht wurde, dass das EFZG
gerade kleine und mittlere Unternehmen bis zur Schmerzgrenze belastet. Die Erbschafts-
und Schenkungssteuer wurde kräftig angehoben. Rückstellungen wurden
eingeschränkt. Die Verwertung von Verlustvorträgen wurde eingeschränkt. Die
Pendler wurden belastet. Kranksein wurde zum Luxus. Die Post wurde zum
Dienstleister für die Wenigen, die sich alles leisten können. Der freie Zugang
zum Studium wurde abgeschafft. Die Lehrerschaft an unseren Schulen wurde
dauerhaft demotiviert. Die Armen, die Alten, die Schwachen, die Pensionistinnen
und Pensionisten werden ins Abseits gestellt. Und jetzt haben wir auch noch die
höchste Inflation seit acht Jahren.
Meine sehr geehrten Damen und Herren von ÖVP und FPÖ!
Wenn Sie Vergleiche zwischen Bund und Wien anstellen, hören Sie sich diese
Zahlen an! Dann müssten Sie sich eigentlich dafür schämen, dass es so eine
Situation gibt! (Beifall bei der SPÖ.)
Wenn ich bei der
Inflation bin, gibt es immer die Argumente - das weiß ich schon -, dafür sind
die bösen Ölpreise in Wirklichkeit verantwortlich. Das ist aber nicht der Fall.
Ich sage das jetzt gar nicht, sondern ich lese Ihnen eine Stellungnahme aus
einem "Kurier" der vergangenen Woche vor - wenn ich sie noch
rechtzeitig finde, aber das wird sich schon machen lassen -, wo ganz klar etwas
über die konjunkturellen Defizite Österreichs steht, und zwar schreibt das
Reinhard Göweil: "Neben den Ölpreisen ist die Regierung verantwortlich
dafür, dass die Nettoeinkommen wachstumsschädlich sinken. Insgesamt zahlten die
Steuerzahler der Republik heuer bisher 29 Milliarden S mehr an
Steuern als im Vorjahr. Dieses Geld geht bei den privaten Konsumausgaben ab.
Bisher wird es einigermaßen kompensiert, weil die Sparquote sinkt. Wenn aber
das Vertrauen in den
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