Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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Herr
Vizebürgermeister, Sie haben sich dabei auf den vorläufigen Rohbericht des WIFO
gestützt (Berichterstatter VBgm Dr Sepp
Rieder: Nein, auf den endgültigen Bericht! Der ist schon erschienen!), den
Sie heute im Übrigen in Ihren Ausführungen relativiert haben, allerdings nicht
zur Gänze.
Ich sage Ihnen jetzt noch
ein paar Meinungen oder Untersuchungen und Ergebnisse von anderen unabhängigen
Instituten, die dem entgegenzusetzen wären.
Zunächst einmal, Herr Vizebürgermeister, haben Sie
das relativ geringere Wachstum Wiens beklagt. (Berichterstatter VBgm Dr Sepp Rieder: Ich habe es nicht beklagt! Das
ist vom WIFO festgestellt worden!) Relativ sagt schon, dass das in
Prozenten gemessen ist. Sie haben es festgestellt, ich würde es als
Wirtschaftsstadtrat beklagen. Ich hätte vor allen Dingen dazugesagt, was ich
dagegen unternehmen möchte. Ich muss noch darauf hinweisen, dass ein relativ
geringeres Wachstum von einem hohen Ausgangspegel absolut gesehen natürlich
viel besser dasteht, als wenn man es nur in der Relation darstellt. Dazu ist
noch zu sagen, die Wiener Wirtschaft hat im Österreichvergleich eine um zirka
10 Prozent höhere Produktivität und Wien hat ein um 10 Prozent höheres
durchschnittliches Einkommen.
Europaweit zählt Wien übrigens zu den sechs reichsten
Regionen. Auch die renommierte Wirtschaftstreuhändergruppe Ernst and Young hat
zuletzt festgestellt, dass sich Wien in Sachen Standortqualität vom 17. auf den
8. Rang verbessert hat. Nur fünf Städte Europas, nämlich Hamburg, Paris,
Frankfurt, Stockholm und Brüssel, erzielen eine noch höhere Wertschöpfung pro
Einwohner als Wien.
Die Produktivität in Wien, wenn man sie jetzt nicht
mit Österreich alleine vergleicht, sondern mit dem Durchschnitt der
EU-Großstädte, hat sich in den letzten Jahren um 3 Prozent besser
entwickelt.
Auch ein erfreuliches Ergebnis ist die Statistik des
Forschungsförderungsfonds, der nämlich belegt, dass die Wiener Betriebe im
Österreichvergleich überdurchschnittlich forschungsintensiv sind, was natürlich
gerade für die zukünftige Entwicklung eine ganz besondere Komponente ist. Was
noch ganz wichtig ist, ist die Zahl der Neugründungen. Diese erhöhte sich im
vergangenen Jahr gegenüber 1999 um rund 13 Prozent. Ich muss sagen, darauf
können wir stolz sein. Ich werde dann noch darauf zu sprechen kommen. Gerade
auf so etwas soll die Politik, so wie wir es bisher gemacht haben, auch in
Zukunft reagieren. (Beifall bei der ÖVP.)
Wenn ich jetzt das Ergebnis des WIFO-Berichts mit
belegbaren Fakten ein wenig relativiert habe, so bedeutet das natürlich nicht,
dass man sich jetzt zurücklehnen und sagen könnte, es ist eh alles in Ordnung,
es läuft bestens. Ich meine ganz im Gegenteil, es müssen noch eine Menge
Anstrengungen gesetzt werden, um im internationalen Wettbewerb weiterhin nicht
nur bestehen zu können, sondern auch besser zu werden. Das müssen die
Verantwortlichen mit großem Ernst und Verantwortungsbewusstsein in die Wege
leiten, und zwar in zweierlei Hinsicht, erstens dass der Standort Wien
weiterhin verbessert wird - dazu zähle ich auch die fehlende
Verkehrsinfrastruktur, um einfach Ansiedlungsakquisition von Betrieben
erfolgreich betreiben zu können - und zweitens - was mir sehr wichtig ist -,
dass auch massiv in die Zukunftshoffnung der Wiener Wirtschaft investiert wird,
denn ein Wirtschaftsstandort kann nur so stark sein, als seine eigene
Wirtschaft Kraft aufbringt.
Was sind die Zukunftshoffnungen? - Die
technologieorientierten Betriebe, die Innovationsbereitschaft der Betriebe und
die Gründungsbereitschaft. In diese drei Bereiche muss meiner Meinung nach
massiv investiert werden.
Eine Technologieoffensive wurde in der letzten
Periode wirkungsvoll eingeleitet. Es wurde auch für die Zukunft eine wichtige
Weichenstellung gestellt, nämlich mit der Gründung des Zentrums für Innovation
und Technologie im Rahmen des Wirtschaftsförderungsfonds. Ich hoffe sehr und
ich werde auch sehr darauf achten, dass in diesem Bereich nicht nachgelassen
wird, sondern eher verstärkt wird.
Noch etwas, weil Sie, Herr Vizebürgermeister, die
Zahlen aus der Beschlussfassung des letzten WWFF-Präsidiums gebracht haben. Das
ist natürlich ein Schlaglicht, eine Momentaufnahme. (Berichterstatter VBgm Dr Sepp Rieder: Eine durchaus positive!) Der
ganz wichtige Gründungsbereich lässt sich als Erfolg über Jahre hin belegen.
1997 haben wir mit der Unternehmungsgründungsaktion begonnen. Sie ist nicht nur
sehr erfolgreich verlaufen, sondern sie ist nahezu explodiert. Seit Mitte 1997
wurden 2 367 Anträge im Wirtschaftsförderungsfonds eingereicht und es
wurden von Jahr zu Jahr mehr Mittel ausgeschüttet. Zuletzt im Jahr 2000, über
das wir sprechen, sind 41 Millionen S an Unternehmensneugründer als
Subvention ausgezahlt worden, die immerhin an Investitionen der Gründer
301 Millionen S geriert haben. Hier besteht natürlich die Gefahr,
dass auch auf Grund der budgetären Situation, weil eine erfolgreiche Aktion
natürlich immer mehr Geld braucht, eingespart wird.
Ich appelliere hier und hoffe, dass dem nicht so ist,
sondern dass erkannt wird, wie wichtig die Neugründungsrate in einem
Wirtschaftsraum ist. - Danke. (Beifall
bei der ÖVP.)
Vorsitzende GR Mag Heidemarie Unterreiner: Als nächster Redner ist Herr GR Strobl
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
GR Friedrich Strobl
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Herr
Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Bevor ich allgemein auf den Rechnungsabschluss
beziehungsweise auch schon auf so manches Gesagte eingehen werde, möchte ich
ganz kurz zu meiner Vorrednerin Stellung nehmen, die diese positiven
Wirtschaftsdaten für Wien so vorwurfsvoll in den Raum gestellt hat. Ich glaube,
dazu besteht kein
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