Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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bei der ÖVP.) Oder noch ein Zweites: Da findet beispielsweise
eine wunderschöne Festveranstaltung "200 Jahre Theater an der
Wien" statt. Da werden viele eingeladen, aber dass beispielsweise der Bundeskanzler,
der der Kunst- und Kulturminister dieses Landes ist, eingeladen wird, das ist
einfach nicht möglich. So weit reicht die Toleranz in dieser Stadt nicht. Dass
der Staatssekretär für Kultur eingeladen wird - das geschieht alles nicht. Das
ist der Stil. Ebenso wie bei der Eröffnung der Festwochen, wo einfach ein Film
gezeigt wird, der die Stadträte darstellt, aber auf den Peter Marboe, der
sicherlich wie kein Zweiter Impulse für die Kulturszene dieser Stadt gesetzt
hat, vergisst man.
Das ist kein Stil, meine Damen und Herren, und ich glaube, Sie sollten die
nächsten Monate und Jahre nutzen, um hier an sich zu arbeiten und wieder zu dem
zurückzukehren, wo von Demut die Rede war. (Beifall
bei der ÖVP.)
Es ist auch bedauerlich, dass die GRÜNEN tatsächlich als Oppositionspartei
völlig abgetreten sind. Man hat beim Klubobmann Chorherr den Eindruck gehabt,
dass er sich offensichtlich nur mehr mit bundespolitischen Themen befasst und
nur darauf wartet, bis ihn einmal der Professor van der Bellen zum Staatssekretär
oder gar Minister promoviert. Ich möchte Sie beruhigen, der Wähler wird ein
anderes Wort sprechen, der Bundeskanzler der nächsten vier Jahre nach den
nächsten Wahlen wird wieder Wolfgang Schüssel heißen. (GR Dipl Ing Martin Margulies: Ist das jetzt eine Prognose? - Beifall
bei der ÖVP. - GR Johann Driemer: Wird die Prognose halten? - Heiterkeit bei
der SPÖ und bei den GRÜNEN.)
Ich bin mir sicher, und die Leistungen, die gerade die Bundesregierung
erbringt, zeigen, dass sie am richtigen Weg ist. (GR Franz Ekkamp: Und die Prognose wird halten?) Ich weiß, dass es
Ihnen nicht leicht fällt, das zu hören, wenn man etwa daran denkt, dass
Bundeskanzler Schüssel derjenige war, der als Erster die Restitutionsfrage
angegangen ist - etwas, wo Sie Jahrzehnte geschlafen haben -, und dass
Innenminister Strasser die Polizeireorganisation in einer ganz anderen Form
angeht, als seine sozialdemokratischen Vorgänger. Er schließt nicht die
Wachzimmer, sondern er geht tatsächlich danach vor, wie Kriminalität bestens
bekämpft werden kann und wie tatsächlich (GR
Johann Driemer: Und die Prognose wird halten?) das Innenministerium ein
Bürgerministerium ist. Darum geht es dem Minister Strasser. (Weitere Heiterkeit bei der SPÖ. - Beifall
bei der ÖVP.)
Herr Vizebürgermeister, irgendwie habe ich den
Eindruck, Sie haben einen Zwillingsbruder, der bei den Verhandlungen auf
Bundesebene dabei ist. (Berichterstatter
VBgm Dr Sepp Rieder: Den gibt es nicht!) Er sieht so aus wie Sie, er hat
Ihren Namen und er arbeitet dort konstruktiv mit. (Berichterstatter VBgm Dr Sepp Rieder: Nein, den gibt es nicht!) Plötzlich
kommt er von diesen Verhandlungen hierher, hat mit dem Bürgermeister eine
Pressekonferenz und sagt: Das, was mit den Lehrern vereinbart worden ist,
kündigen wir alles auf, den Stabilitätspakt. Herr Vizebürgermeister, Sie
sollten sich zu einer Person bekennen, zu dem, was Sie dort sagen, dass Sie das
auch hier vertreten! (Berichterstatter
VBgm Dr Sepp Rieder: Ich bin keine gespaltene Persönlichkeit!) Wenn Sie in
Ihrer Rede Berlin angesprochen haben, dann hätte ich mir doch mehr Sensibilität
zu Berlin erwartet. Mehr Sensibilität vor allem auch deshalb, weil das, was
sich dort in Berlin abspielt, etwas ist, was uns zu denken geben sollte,
nämlich dass zehn Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung - auch ein Helmut
Zilk hat diese in einer bemerkenswerten Weise in Wien gefeiert - die PDS, das
heißt jene Partei, die heute noch zum Mauerbau steht, bestimmt, wer Berliner
Bürgermeister ist.
Herr Vizebürgermeister, ich hätte mir erwartet, dass Sie daher nicht so
locker von Berlin reden, sondern die Sensibilität aufbringen, die Sie immer
einfordern, wenn es um die politischen Ränder im politischen Spektrum geht.
Mehr Sensibilität und mehr Nachdenklichkeit wären hier gerade von Ihrer Seite
notwendig gewesen. (Berichterstatter VBgm
Dr Sepp Rieder: Über den Immobilienskandal wird aber nicht geredet! Über den
Immobilienskandal wird aber nicht geredet! Darüber wird nicht geredet! -
Beifall bei der ÖVP.)
Was unverständlich ist, ist, dass offensichtlich nicht einmal die Daten auf
Bundesebene gelesen werden, wenn hier vom Bildungsbudget die Rede ist, und dass
dieses in einem Ausmaß für 2002 wächst, wie das in der Vergangenheit nicht der
Fall war. Es wird um 8,5 Prozent erhöht und hier wird vieles geleistet.
Sie wollen es nicht hören, weil Sie sich offensichtlich zwei Jahre in einen
Wahlkampf begeben haben.
Was wir tatsächlich tun sollten, ist, uns um Wiener Probleme zu kümmern, um
die Verkehrsproblematik und den Stau, und dass Wien hier auch einiges selbst
beitragen könnte, indem beispielsweise durch Vorfinanzierung endlich der
Bahnhof Wien geschaffen wird. Verwenden wir beispielsweise Gelder etwa aus dem
Verkauf von Anteilen am Flughafen, um hier einen Bahnhof Wien vorzufinanzieren.
Verwenden wir Privatisierungserlöse dafür, um für die Infrastruktur, für
Sozialleistungen in dieser Stadt etwas zu leisten.
Wir sind nicht privatisierungsblind, sondern wir sind dagegen, dass man
blind am Auge der Privatisierung ist. Wir sind dagegen, dass man Privatisierung
nicht nutzt, um für diese Stadt tatsächlich etwas weiterzubringen, und wir
werden dieses Thema auch in den nächsten Jahren in diesem Haus einfordern. (Beifall bei der ÖVP.)
Es geht auch um die Frage der stärkeren Kooperation zwischen dem
Universitätsstandort Wien und der Stadt, zum Beispiel dass wir hier
Universitätsstandorte etwa der Technischen Universität mit Fachhochschulen
zusammenführen und Geld ausgeben, das dazu führt, dass entsprechendes Know-how
in dieser Stadt gerade im Bereich von Naturwissenschaften, Medizin, Technik
auch entsprechend wachsen kann. Aber
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