Gemeinderat,
3. Sitzung vom 25.6.2001, Wörtliches Protokoll
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handlungen und den
Maßnahmen, die von der Bundesseite her gesetzt wurden, zu sehen. Der Herr
Finanzstadtrat hat schon auf die höheren Einnahmen hingewiesen, wodurch trotz
der Steigerung der Ausgaben eine Verringerung des Abgangs gegenüber dem
Voranschlag zu verzeichnen gewesen ist. Das ist sicher etwas, was positiv ist,
wobei man allerdings feststellen muss, dass das, was wir immer wieder fordern,
nämlich dass auch hier in Wien eine Verwaltungsreform stattfindet, dass auch im
Personalwesen Maßnahmen gesetzt werden, die zu einer Reduzierung des doch
aufgeblähten Bereichs führen, nicht umgesetzt wurde. Man muss feststellen, dass
dieser angebliche Personalabbau von ungefähr 700 fast ausschließlich auf die
Ausgliederung von Wiener Wohnen zurückzuführen ist und dass in dem eigentlichen
Verwaltungsbereich der Magistratsabteilungen wieder mehr Beamte zu Buche
schlagen, nämlich 50.
Wegen der
guten Einnahmenentwicklung konnten im Vorjahr auch die Schulden erstmals seit
Jahren reduziert werden. Das ist gut so, das ist auch notwendig so, weil ja die
Schulden gerade in den letzten Jahren in Wien sehr stark angestiegen sind.
Daher ist es gut, dass auf Grund der Basis der Finanzausgleichsmaßnahmen und so
weiter die Schulden etwas reduziert werden konnten. Man muss aber jetzt auch
etwas Positives daraus machen.
Sicher war
nicht positiv - das auch als ein Zeichen dafür, wie Steuergelder noch unter der
Mitverantwortung der ÖVP hier wirklich verurasst wurden -, dass die Ausgaben
für die Regierungspropaganda um 100 Millionen S auf
424 Millionen S angestiegen sind und wir damit einen Rekordwert im
Jahr 2000 zu verzeichnen hatten.
Zu den Tarifen
nur noch ein Wort. Ich glaube, dass sich das, was jetzt vor allem im
Strombereich vor sich geht, so nicht entwickeln sollte, denn allen Anzeichen
nach versucht der Finanzstadtrat gerade, eine neue Steuer zu erfinden und
einzuführen. Statt dass er die Möglichkeit nützt, den Stromkonsumenten die
Verbilligung beim Strom weiterzugeben, wie es in anderen Bundesländern, etwa in
Kärnten, vor sich gegangen ist, will er durch die Einführung einer so genannten
Leitungssteuer in Wirklichkeit den Konsumenten, den einzelnen Bürgern diese
Verbilligung nicht weitergeben. Wir werden das daher genau beobachten und wir
werden darauf hinweisen, wer die Verantwortung dafür trägt, falls der Strom in
Wien nicht billiger wird.
Insgesamt
treten wir deshalb dafür ein, weil es auch auf Grund der Ergebnisse der
Finanzausgleichsverhandlungen notwendig ist, generell einen Belastungsstopp in
Wien herbeizuführen. (Beifall bei der
FPÖ. - GR Christian Oxonitsch: Aber zwei Häuser weiter, bitte!)
Wir brauchen
keine Gebühren- und Tariferhöhungen, sondern wir sollten endlich zu einer
umfassenden Verwaltungsreform durch eine Reform der Organisationsstruktur im
Magistrat kommen. Das soll angeblich schon in einer Schublade sein, nur wird es
nicht umgesetzt.
Man sollte
endlich auch das, was man mit einem Schlagwort als New Public Management
bezeichnet, als Steuerungsinstrument einführen. Man sollte - ich zähle jetzt
nur ein paar Sachen auf, wie wir auch in Wien zu echten Sanierungsmaßnahmen
kommen sollten - eine Gesundheitsholding einführen, damit es endlich zu einer
Bündelung der Finanzströme im Gesundheitsbereich kommt. Wir sollten zu einer
Wiener Immobiliengesellschaft nach dem Beispiel der
Bundesimmobiliengesellschaft kommen. Wir würden auch ein modernes
Beschaffungswesen in Form einer Beschaffungsgesellschaft brauchen, damit wir
auch hier zu wirkungsvolleren und günstigeren Vorgangsweisen kämen. Und es muss
- da hinken wir überhaupt völlig nach - endlich zu Gewerbe- und
Technologiezentren kommen. Da sind wir im Vergleich zu den anderen
Bundesländern leider auch Schlusslicht und in diesem Kreis sind wir wiederum
deshalb drinnen, weil wir die letzten Jahre verschlafen haben.
Technologiezentrum, Technologiepark gibt es überhaupt noch keinen fertig
gestellten in Wien, daher schlägt das auch auf den Arbeitsmarkt durch.
Daher sind
wir, verglichen mit den anderen Bundesländern, seit einiger Zeit an die letzte
Stelle zurückgerutscht und das wird sich erst dann ändern, wenn wir auch auf
diesem Gebiet in diesen Zukunftsbereichen Technologiebereich,
Informationstechnologie endlich Dynamik hineinbekommen. Da hat zweifellos die
Stadtpolitik versagt. Ganz besonders versagt hat sie eben im Bereich der
Informationstechnologie. Wir haben immer wieder darüber diskutiert, aber es ist
in Wien nichts Konkretes geschehen. Es gibt Bundesländer - eigentlich die
überwiegende Anzahl der anderen Bundesländer -, die da schon viel weiter sind,
die da auch schon viel mehr investieren - Kärnten, Steiermark, Salzburg, aber
auch Niederösterreich, Oberösterreich -, die auch von den Investitionen her
wesentlich mehr machen als Wien. Niederösterreich etwa investiert
300 Millionen, Oberösterreich 280 Millionen. Wir bleiben da mit
30 Millionen jährlich weit, weit zurück.
Daher - das
sagt auch eine WIFO-Studie, die aber schon vom Beginn des Jahres 2000 stammt -
werden wir im Jahre 2003 eine Lücke von 9 000 Arbeitskräften haben, für
die wir nicht genügend Angebot auf dem Arbeitsmarkt vorfinden werden, was dann
natürlich wiederum seine negativen Folgen insgesamt auf die wirtschaftliche
Entwicklung haben wird.
Wir haben das hier
vor mehr als einem Jahr diskutiert. Alle Parteien, inklusive Bürgermeister,
waren sich einig, man muss etwas machen, aber weder in Richtung Fachhochschule
noch auf sonst einem Gebiet ist etwas geschehen. Wir haben vorgeschlagen, eine
Ideenakademie in Wien einzurichten. Auch da ist kein Millimeter weiter
vorangegangen und wir haben ein wertvolles Jahr in Richtung auf diese
prognostizierte Lücke von 9 000 verstreichen lassen. Das geht voll zu
Lasten und fällt in die Verantwortung der
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