Gemeinderat,
2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll
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der Kultur und mehr Kultur in der Politik. Wir lehnen daher
diese Art von Gefälligkeitspolitik und Freunderlwirtschaft aus tiefstem Herzen
und tiefster Überzeugung ab. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Als nächster Redner ist Herr GR Römer zum Wort
gemeldet. Ich erteile es ihm.
GR Johann Römer
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Der jetzt zur
Beschlussfassung anstehende Akt kann mit seiner Vorgeschichte und öffentlichen
Diskussion hier nicht beschlossen werden, ohne dass er auch von uns kommentiert
wird. Die Vorgeschichte zeigt, soweit sie öffentlich ist, dass es hier viele
Dinge gibt, die zu hinterfragen sind.
Da ist einmal der Verein an
und für sich zu nennen. Kollege Strobl hat das Umfeld schon breit ausgeführt,
daher kann ich mir das schenken. Aber ich habe in den Unterlagen unverdächtige
Kommentare aus der Kulturpolitik gefunden, in denen davon gesprochen wird - ich
zitiere -: "Die inhaltlichen Kritikpunkte richten sich vor allem gegen den
Mangel an wirklich künstlerischen Projekten." Dann heißt es weiter:
"... auch einen Mangel an Innovation aufweisen". Ferner heißt es:
"Von Künstlern hört man häufig die Klagen von mangelhafter
Betreuung." - Soweit zum Inhaltlichen dieses Vereins.
Aber dieser Verein - das muss
man bedenken - bekommt immerhin mehr als 10 Millionen S an Subvention
für sein Jahresbudget. Man kann in der Öffentlichkeit auch nachlesen, dass eine
notwendige Wirtschaftsprüfung verzögert wird, dass Subventionen umgewidmet
werden - also Dinge, die an und für sich aufklärungsbedürftig sind. - Soweit
ein Teil der Vorwürfe, die im Raum stehen. (GR Mag Christoph Chorherr: Die
falsch sind!)
Dann kommen endlich
Politiker und Beamte ihren Aufgaben nach und bremsen die Subvention, weil sie
offensichtlich begriffen haben, dass sie dem Bürger verantwortlich sind.
Wenn sich der Bund schon
Gedanken über die Verwendung von Steuergeldern macht, so bedeutet das
offensichtlich noch lange nicht, dass das in der Gemeinde Wien ebenso ist. Man
muss auch bedenken, dass es sich immerhin um eine kulturelle Angelegenheit
handelt. Dem ehemaligen StR Marboe war es offensichtlich nicht Kultur genug,
dass er hier Subvention - man muss immer bedenken, für das vergangene Jahr 2000
fehlt der Betrag von 5,9 Millionen S - nachschmeißt.
Anders natürlich die Frau
Vizebürgermeisterin: Sie stellt sofort die fehlenden Geldmittel einem - sagen
wir es, wie es ist - über seine Verhältnisse lebenden Verein zur Verfügung. Sie
hat sofort aus den Mitteln des Kontos 3811 eine Überschreitung gemacht und
das Geld für das Defizit des vergangenen Jahres - man muss immer bedenken,
worum es sich dabei handelt - zur Verfügung gestellt und zugeteilt. Damit nicht
genug, geht sie auch noch so weit, dass sie hier die Notkompetenz gemäß
§ 98 der Wiener Stadtverfassung strapaziert, die - davon gehe ich aus -
von den seinerzeitigen Verfassern sicherlich nicht für solche Fälle gedacht
war.
Wie inzwischen ebenfalls
öffentlich bekannt geworden ist, wurde dem Verein auch zugesagt, dass er für
das Vorjahr und ebenso für heuer eine Grundsubvention vom Bund erhält. Aber das
hat keinerlei Auswirkungen auf die Subvention der Gemeinde Wien, mit der man -
das muss man ja bedenken - den Abgang des vorigen Jahres ausgleichen will. Hier
wurde das in keiner Weise berücksichtigt und es hat keinerlei Konsequenzen
seitens der Gemeinde Wien dazu gegeben.
Ich gehe davon aus, dass - wie wir die Lage kennen
und wie wir gehört haben - auch für das Jahr 2001 eine weitere Überschreitung
des Ansatzes 3811, nämlich für die Jugendarbeit, zur Subventionierung
dieses Vereins zu erwarten ist. Ich glaube, dass es zum gegebenen Zeitpunkt
zweckmäßig sein wird, diese ganze Angelegenheit untersuchen und überprüfen zu
lassen.
Dieser Akt und diese Vorgangsweise erhalten jedenfalls
nicht unsere Zustimmung. (Beifall bei der
FPÖ.)
Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Ich
danke. - Zum Wort gemeldet ist Herr GR Vettermann. Ich erteile es ihm.
GR Heinz Vettermann (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtags und Gemeinderats): Frau Vorsitzende! Frau
Berichterstatterin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Zum Kollegen Römer: Ich meine, dass Wien, wenn der
Bund schon nichts bezahlt, anders agieren kann und in einigen Fällen auch soll.
Das halte ich eigentlich für eine Sache, die für Wien und nicht unbedingt dagegen
spricht - weil Sie das so anklagend gesagt haben -, ich kann das soweit
durchaus nehmen. Selbstverständlich machen wir uns auch Gedanken darüber, diese
müssen aber nicht immer zu den gleichen Schlüssen führen, die Sie hier
anscheinend gezogen haben.
Zu dem Protokoll möchte ich eine einzige Sache sagen;
ich habe es damals auch gelesen, wies es publiziert oder von der ÖVP
dargestellt wurde. An diese behaupteten Wahlgeschichten kann ich mich überhaupt
nicht erinnern. Es war eine kritische Passage über Frau StR Ederer drinnen, was
uns aber in keiner Weise zu einem Umdenken in dem Sinn geführt hat: Wer Kritik
übt, bekommt nichts mehr; da steht ein kritischer Halbsatz drin, das darf nicht
sein!
Ganz im Gegenteil, es wurde, weil es inhaltlich gut
und richtig war, eine gewisse Akzeptanz aufrechterhalten. Es war ja so, dass
wir zwar den Dreijahresvertrag hatten, dann aber die Bundesgelder ausgeblieben
sind und daher eine neue Situation entstanden ist.
Für die Veranstaltung "World-Information.Org" war
es notwendig, die Wiener Finanzierung sicherzustellen, um Geld auch aus Brüssel
zu bekommen. Soweit
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