Gemeinderat,
2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll
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aus dem Wiener Kulturbudget hineinfließen. Damit es aber
auch so bleibt und damit das eine lebendige Kulturstadt bleibt, glaube ich,
sind wir uns darin einig, dass ein wesentlicher Bestandteil die autonome Kulturszene,
die Off-Szene, die freie Kulturszene, ist, wie immer sie sich organisiert oder
auch nicht organisiert. Ich glaube, es ist daher selbstverständlich - deshalb
freut es mich im Grunde, wenn ich das richtig verstanden habe, einen Konsens
feststellen zu können -, dass wir uns zu dieser Förderung weiter verstehen.
Ich sehe auch mit großer Freude, dass die Förderung
für die Freien Gruppen in Wien sehr hoch ist. Ich kann das nur wiederum in
Vergleich zum Bund setzen, wo zwar in den letzten Jahren auch einiges geschehen
ist, aber die Stadt Wien, glaube ich, nicht nur in absoluten, sondern auch in
relativen Zahlen sehr viel mehr macht. Ich glaube, dass wir in Zukunft, weil
sich diese Szene ganz besonders gut und interessant entwickelt, dem noch ein
größeres Augenmerk schenken müssen, aber auch - das ist mir immer wieder sehr
wichtig - indem wir uns damit auseinander setzen. Sozusagen bedarf es dazu auch
einer ernsthaften Auseinandersetzung und nicht nur der Worte darüber.
Ich weiß auch aus meiner langjährigen, vorherigen
Tätigkeit, wie wichtig es ist, flexibel zu reagieren, möglichst rasch zu
reagieren und darauf zu schauen, dass die Förderungen und die Verwaltung dieser
Förderungen möglichst rasch und unkompliziert funktionieren, bei aller
Transparenz, bei aller Umsicht, Wirtschaftlichkeit und Effizienz. Aber ich
glaube, es ist auch eine der Hauptaufgaben einer guten Verwaltung, dass sie auf
die Bedürfnisse derjenigen, die das eigentlich angeht, möglichst unkompliziert,
möglichst rasch und flexibel eingeht.
Jetzt weiß ich, dass - ich habe das auch mit großer
Befriedigung gesehen - dieses Haus, dem ich jetzt die Ehre habe, vorzustehen,
eine besonders gute, besonders gut funktionierende und effiziente Verwaltung
hat, jedoch denke ich, dass es besonders im Bereich der Freien Gruppen notwendig
ist, rasch zu reagieren. Daher auch diese Form der Beschlussfassung. Wenn hier
ein bisschen so getan wird, als wüsste der Steuerzahler dann nicht, wohin das
Geld fließt, so haben wir doch entsprechende Formen der Berichterstattung, des
Kulturberichts, wo man das nachlesen kann. Es wird selbstverständlich auch jederzeit
Auskunft gegeben. Aber ich nehme die Aufforderung und Anregung gerne mit. Wir
werden uns überlegen, wie wir das noch transparenter gestalten können.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich bin
irgendwie etwas überrascht gewesen von der Geschwindigkeit der Debatte hier,
konnte mich daher, was ich ursprünglich wollte, zum Film nicht zum Wort melden.
Ich bitte daher um Nachsicht, wenn ich jetzt den einen oder anderen Gedanken
zum vorherigen Thema nachtrage, weil mir das besonders wichtig erscheint.
Wir haben hier in Wien eine gut funktionierende
Filmförderung. Wir haben in Wien einen guten und vor allem auch flexibel
funktionierenden Filmfinanzierungsfonds mit einem hervorragenden Leiter, dem
Peter Zawrel. In Wien ist für die Filmförderung in den letzten Jahren viel geschehen.
Eben deshalb und weil ich glaube, dass es hier das
Bewusstsein gibt, dass die audiovisuelle Industrie, also die Filmwirtschaft,
aber auch alles, was rundherum noch ist, eine ganz wichtige, eine zukunftsweisende
Industrie ist, die nicht nur die künstlerische Komponente, sondern natürlich
auch einen großen wirtschaftlichen Faktor hat, weil hier ein solches Bewusstsein
herrscht, ist es so wichtig, dass wir das hinaustragen und gemeinsam
weiterarbeiten an Projekten, die wir auch schon gemeinsam begonnen haben.
Es würde mich sehr reizen, dem Kollegen Salcher, der
jetzt leider nicht mehr hier ist, einiges zu sagen, weil im Unterschied zu ihm
war ich vor einigen Jahren dabei, als es darum ging, zum ersten Mal in
Österreich ein Filmförderungsgesetz zu formulieren. Im Unterschied zu ihm war
ich dabei, als es darum ging, dieses Filmförderungsgesetz nach einigen Jahren
zu novellieren und vor allem etwas einzuführen, was es damals noch nicht
gegeben hat, nämlich eine Referenzfilmförderung. Im Unterschied zu ihm war ich
dabei, als es bis vor zwei Jahren, unmittelbar bevor die neue Bundesregierung
ins Amt gekommen ist, sehr erfolgreiche und sehr weit führende Gespräche zur
Zukunft des österreichischen Films gemeinsam mit der Filmwirtschaft, mit dem
ORF, mit den Bundesstellen und mit den Wiener Stellen gegeben hat. Das war so
etwas, was in diesen Tagen zu Recht von den Filmschaffenden wieder eingefordert
wird, nämlich einfach das Bedürfnis, zu sagen, wenn so viele der Einsicht sind,
dass für den Film etwas getan werden muss, dann setzen wir uns doch zusammen,
definieren das, suchen das noch einmal, was ohnedies schon lang, häufig und
zahlreich formuliert wurde, wieder zusammen und überlegen wir uns gemeinsam,
wie es weitergehen soll.
Das bedeutet aber natürlich auch, dass das, was
derzeit in Bezug auf den ORF diskutiert wird, für die österreichische
Filmwirtschaft katastrophal ist. Das bedeutet auch, dass die Filmkürzungen -
das tut mir Leid, aber das ist nun einmal leider in den eineinhalb Jahren
geschehen, über 30 Prozent - katastrophal für den österreichischen Film
sind.
Ich sage das an dieser Stelle, weil das natürlich auch - das
lässt sich ja nicht trennen - den Wiener Film betrifft und die Filmstadt Wien natürlich
so gut oder so schlecht wie das gesamte Umfeld der Region und des Landes Österreich
ist. Sie alle wissen, dass die Filmwirtschaft etwas ist, das nicht nur ein
Inseldasein haben kann. Ich meine - deshalb meine Intervention hier -, ich lade
noch einmal, auch von dieser Stelle aus, alle ein, wir sollten uns
zusammensetzen und nicht einfach vor dem Gespräch fliehen und Angst davor haben,
aus welchen Gründen auch immer. Es
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