Gemeinderat,
2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll
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ein zusätzliches Angebot, über das wir sehr stolz sind. Und wir sind sehr
froh, dass wir das hier gemeinsam mit Frau VBgm Laska resultieren können, denn
eines ist klar: Es muss ein breites Angebot auch in der Ausbildung, auch in der
Nachwuchsförderung geben, damit der österreichische Film natürlich finanziell
die notwendigen Möglichkeiten seitens der Produzenten hat, damit es aber auch
von der Qualität, vom Nachwuchs und von der nötigen Breitenwirkung hier zu dem
Effekt kommt, den wir uns alle wünschen, denn wir wissen, dass wir in der
Qualität der Kurzfilme, der Dokumentarfilme schon sehr, sehr gut sind, auch im
Vergleich mit ausländischen Filmen, wie man es sich auf der Viennale anschauen
konnte. Was die großen tragenden Spielfilme betrifft, da müssen wir ganz
ehrlich sein, da haben wir noch einen Entwicklungsbedarf, durchaus auch
verglichen mit kleinen Ländern wie zum Beispiel Neuseeland, den Niederlanden,
Finnland, Schweden und so weiter.
Wir werden hier guten Gewissens einer neuen Struktur und dem Geld des
Wiener Film Fonds zustimmen. Wir sind uns sicher, dass die Gelder sinnvoll und
ordentlich verwaltet werden. Wir hoffen nur, dass es in Zukunft nicht eine
kindische Diskussion zwischen Bund und Wien gibt, und da erwarte ich mir dann
zum Beispiel auch die Unterstützung der Sozialdemokraten im Parlament, wenn,
was ich sehr hoffe - und da wünsche ich mir auch die Unterstützung von unserem
Koalitionspartner auf Bundesebene, der Freiheitlichen Partei -, endlich zum
Beispiel ein Finanzminister - und ich höre, dass das geplant ist - einen Antrag
einbringt, dass Investitionen in den Kulturbereich, Investitionen in den
Filmbereich, steuerlich absetzbar sind. Das ist dann nämlich nicht eine
Diskussion um 5 Millionen mehr oder um 7 Millionen mehr, sondern das
wäre eine massive Verbesserung für die gesamte österreichische Filmwirtschaft.
Ich bitte alle, die sich hier aus tiefer Überzeugung - und ich glaube es jedem
Einzelnen - dafür ausgesprochen haben, das in ihrem jeweiligen Bereich politisch
zu unterstützen, damit wir hier nicht nur Worte spenden, sondern damit wir auch
finanziell zu einer entsprechenden Besserstellung des österreichischen Films
beitragen können. - Danke. (Beifall bei
der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Danke schön. - Zum Wort gemeldet ist Frau GR Renate Winklbauer. Ich erteile es
ihr.
GR Renate Winklbauer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtags und Gemeinderats): Herr Vorsitzender! Frau Berichterstatterin!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich gebe einmal zwei Versprechen ab. Erstens, dass ich zum Akt reden werde
und zweitens, dass ich kurz sein werde. Kurz zum Teil deswegen, weil sehr
vieles, was Kollege Chorherr gesagt hat, sich auch mit meiner Meinung deckt.
Vor allem in Bezug auf das ORF-Gesetz, das mir auch große Sorgen macht. Kurz
deswegen, weil ich auch nicht darauf eingehen werde, was der Kollege Salcher in
seiner nun schon bekannten Selbstbeweihräucherung wie eine Gebetsmühle
wiederholt. Es wird dadurch nicht richtiger, was er sagt. Aber darauf möchte
ich noch ein bisschen eingehen.
Zum Akt möchte ich reden und da unterscheide ich mich vom Herrn StR Marboe,
der noch ungewohnt in seiner Rolle hier als Nichtamtsführender sich halt zum
falschen Akt zum Wort gemeldet hat und dann auch noch ein bisschen in Selbstlob
zerflossen ist.
Zum Akt: Wien wird 110 Millionen für die Filmförderung zur Verfügung
stellen und das ist mehr als der Bund für ganz Österreich zur Verfügung stellt.
Der Bund hat von 169 Millionen im Vorjahr auf 104 Millionen heuer
gekürzt. Das ist eine massive Kürzung und wie man das argumentieren kann, so
wie der Kollege Salcher mit angeblichem Erbe, das muss er mir erst erklären.
Wenn es im Vorjahr 169 Millionen gegeben hat, dann sehe ich nicht ein,
warum es heuer nur 104 sein müssen. (GR
Gerhard Pfeiffer: Das Nulldefizit!) Ja, damit das Nulldefizit, das der Herr
Grasser diktiert hat, halt erfüllt wird oder ich weiß nicht. Ist das die
Argumentation, der Sie sich anschließen? - Dann würde ich sagen, es gibt andere
Bereiche, in denen man mehr reduzieren könnte, als es in diesem Fall der Fall
ist.
Der Fonds - und das hat Kollege Salcher ja angesprochen - wurde auch umstrukturiert.
Auch die Schwerpunktsetzung geht in eine Richtung, die durchaus begrüßenswert
ist, in Richtung mehr Projektentwicklungsförderung und auf Förderung von
Festivalteilnahmen. Das schlägt sich auch in den Zahlen des Jahres 2000 nieder,
wo wir neben der Herstellungsförderung eben gerade auch in der Projektentwicklung
und für den Dokumentarfilm und für junge Filme sehr viel geleistet haben. Auch
für den schon sehr oft erwähnten Haneke-Film hat Wien etwas beigetragen, ebenso
wie der ORF, aber ebenso auch wie das ÖFI. Ich glaube, wir können wirklich
stolz darauf sein, dass jetzt ein österreichischer Film eine derart große Bedeutung
bei einem Filmfestival errungen hat. Der Erfolg hat viele Väter, meistens hat
er weniger Mütter und sehr viele Väter. Ich freue mich wirklich, dass das so
ist und ich bin ein wenig stolz abseits von dem, wer dafür durch Förderungen
einen Beitrag geleistet hat.
Wien fördert mehr als der Bund. Mir macht diese Entwicklung Sorge, weil es
eben Konsequenzen für die Filmschaffenden in ganz Österreich hat. Ich mache mir
auch Sorgen, weil der ORF als wichtiger Partner, als Investor nicht in Frage
gestellt werden darf und es nicht dazu kommen darf, dass auf diese Weise die
Finanzmittel ausgedünnt werden, die dem wesentlichen Wirtschaftsfaktor Film zur
Verfügung stehen. Es ist eben ein wirtschaftliches Potential: Wenn man nur die
Förderungen des Vorjahres nimmt, beträgt allein der Filmbrancheneffekt der vom
Wiener Film Fonds geförderten Filme eine halbe Milliarde. Also nur das, was in
Ausgaben, in Investitionen direkt in die Filmbranche hineinfließt, ist eine
halbe Milliarde. Das ist immerhin ein ganz ein schöner Effekt.
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