Gemeinderat,
2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll
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nicht sagen, ihr seid
Fixstarter und wir laden euch ein. Dann kostet die Miete 137 S pro
Quadratmeter und man sagt: Aber mehr Geld bekommt ihr nicht. Und über die Miete
können wir natürlich auch nicht verhandeln. Das ist einfach kein ernsthaftes
Angebot, und wir fordern hier ernsthafte Angebote.
Die kleinen
Nutzer sind essentielle Frischzellen dieses Museumsquartiers und sie sollen es
auch als unabhängige Einrichtungen bleiben. Daher wollen wir keinen Umbrella,
keine Korsette, keine Kontrolle für diese Nutzer.
Wir wollen auch keine
politische Einflussnahme und auch keine politischen Vereinnahmungen. Wir
glauben, dass die Autonomie und die Vielfalt die Stärke des Museumsquartiers
sind und das soll auch in Zukunft so bleiben.
Wir haben nichts gegen das Quartier 21. Wir waren immer dafür, dass es
auch zusätzliche Räume für aktuelle künstlerische Entwicklungen gibt. Wir
werden aber als Stadt Wien sehr sorgsam beobachten, dass das Quartier 21
nicht ein Instrument der Verdrängung oder Bevormundung wird. Und da werden wir
auch in den nächsten Jahren sicher sehr darauf schauen.
Ein bisschen mehr Skepsis habe ich, was das Quartier 9 betrifft. Das
ist dieser teilweise obskure Vorschlag des Staatssekretärs Morak und des
oberösterreichischen Lhptm Pühringer, die gesagt haben, dass man im
Museumsquartier einen Raum, ein Quartier für die österreichischen Bundesländer
schaffen sollte. Ich finde, das ist einigermaßen skurril und provinziell, weil
ich einfach nicht glauben kann, dass die geographische Herkunft ein
Auswahlkriterium für zeitgenössische Kunst sein kann. Zeitgenössische Kunst
definiert sich über Qualität und Aktualität und nicht durch Herkunft und das
steht auch im Widerspruch zur aktuellen Kunstentwicklung und Kunstproduktion.
Es geht uns um Qualität und Aktualität von Kunst und nicht um die Herkunft aus
irgendeinem Bundesland! Das heißt natürlich nicht, dass Künstlerinnen, Künstler
und Kulturvereinigungen aus den Bundesländern im Museumsquartier nicht präsent
sein sollen! Aber nicht durch eine eigene Quote oder nicht in einem eigenen
Kastl, sondern im Programm! Wir sind für Kunstschaffende und Kunstproduktion
aus den Bundesländern. Wir sind vor allem auch für Kunstproduktion aus dem
Ausland. Das ist anders ja überhaupt nicht möglich. Daher sind wir sehr
skeptisch, was das Quartier 9 betrifft. Wir sind dafür, dass Künstlerinnen
und Künstler im Museumsquartier gezeigt werden, aber im Rahmen der vorhandenen
und unabhängigen Institutionen, die das auch selbst entscheiden und kuratieren.
Nun zur Position der FPÖ: Die ist zwar falsch, aber konsequent - das muss
man einmal ganz ehrlich sagen -, denn Sie sagen hier seit 20 Jahren
eigentlich dasselbe. Sie reden für Altsubstanz, die nie unter Denkmalschutz
gestanden ist. Sie reden davon, dass Altbauten abgerissen werden, die
schützenswert waren. Das stimmt alles nicht. Alles, was schützenswert war - und
da schaut schon der Denkmalschutz drauf -, wurde erhalten und alles, was nicht
schützenswert war, wurde meines Erachtens zu Recht entfernt und durch Neubauten
ersetzt. Die Zubauten, die jetzt weggenommen worden sind, waren ja nicht von
Fischer von Erlach oder Barockbauten, sondern das waren Messehallen der
Fünfziger- und Sechzigerjahre, noch dazu baulich ganz schlechte und
architektonisch völlig wertlose. Sie sind jetzt weggerissen worden. Die FPÖ
sollte sich das einmal anschauen! Die FPÖ-Argumentation wird sich selbst
richten, wenn die Wienerinnen und Wiener und die interessierte
Kunstöffentlichkeit, auch international, die Einrichtungen sehen - und das
sieht man jetzt schon, wenn man hingeht -, dann ist das Faktische einfach die
Voraussetzung dafür, dass diese Argumentation nicht mehr hält. Es ist
tatsächlich hervorragende Architektur geschaffen worden, ein hervorragendes
Nebeneinander zwischen Alt und Neu und jeder, der das sieht, wird nicht mehr
darüber weinen, dass da jetzt irgendeine alte Messehalle aus den
Fünfzigerjahren, die auch funktionell für die Kunst nicht geeignet gewesen
wäre, nicht mehr zu sehen ist.
Den Kolleginnen und Kollegen der FPÖ würde ich auch empfehlen, vielleicht
einmal in die Kunsthalle zu gehen, denn dann würden sie nämlich bei der Steve
McQueen-Ausstellung sehen, dass man das zum Beispiel im alten Barockteil nicht
zeigen kann, weil man ganz finstere Räume braucht, denn sonst kann man diese
Kunst nicht präsentieren. Das heißt, man braucht eine Blackbox, die lichtmäßig
dicht ist, weil man sonst diese Kunst nicht zeigen kann. Es ist nicht möglich,
in eine alte Halle mit vielen Fenstern so eine Kunst hineinzustellen. Das
heißt, die Kunst von heute - das weiß die FPÖ vielleicht nicht, aber das könnte
man sich ja noch aneignen - braucht andere Räume und diese Räume, die die Kunst
von heute braucht, die haben wir im Museumsquartier tatsächlich geschaffen.
Das Museumsquartier ist ein sehr erfolgreicher Mix aus heterogenen, kleinen
und großen Einrichtungen. Das ist die beste Basis für den Erfolg. Wir glauben,
dass die Museumsquartiergesellschaft ihre Rolle als Facility-Manager wahrnehmen
soll und nicht als Veranstalter. Wir glauben, dass, wenn es diese Autonomie und
diese Vielfalt gibt, das Museumsquartier ein spannender und lebendiger Ort der
zeitgenössischen Kunst bleibt und sein wird. Und wir glauben, dass das
Museumsquartier ein Ort sein soll, der diese Autonomie der einzelnen
Einrichtungen nicht nur ermöglicht, sondern zum Programm macht. Daher werden
wir auch den Anträgen zustimmen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter:
Danke schön. - Zum Wort gemeldet ist Herr amtsf StR Mag Dr Mailath-Pokorny. Ich
erteile es ihm.
Amtsf StR Mag Dr Andreas Mailath-Pokorny:
Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Sie werden es mir nicht verdenken, dass es mir
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