Gemeinderat,
2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll
- Seite 32 von 74
nicht immer üblich war: Wir haben das Intendanzprinzip auch
bei diesen Einrichtungen gefordert und eingeführt. Wir haben daher auch die
künstlerische Leitung des Tanzhauses - ich möchte fast sagen: selbstverständlich
- international ausgeschrieben und nicht irgendjemanden aus dem eigenen
Sekretariat damit beauftragt.
Das ist neue Kulturpolitik gewesen, von der ich mir
erwarte, dass sie fortgesetzt wird. Denn wer ist von einer sehr guten Jury aus
50 Bewerberinnen und Bewerbern ausgewählt worden? - 50 aus ganz Europa,
die nach Wien drängen, die das Tanzhaus in Wien übernehmen wollen, leiten
wollen, meine Damen und Herren! Das ist ja an sich schon ein unglaubliches
Kompliment für unsere Stadt. Herausgekommen ist Sigrid Gareis, an die ohne
öffentliche Ausschreibung kein Mensch gedacht hätte, die sich aber schon jetzt
in der Vorbereitung unglaublich bewährt hat.
Ich erwarte mir von der neuen Kulturpolitik in dieser
Stadt, dass diese Standards beibehalten werden, wenn es etwa zur Bestellung der
künstlerischen Leitung des Kindertheaters kommt, wenn es zur Neubesetzung der
Kunsthalle kommt. Es geht nicht, meine Damen und Herren, dass diese so
entscheidenden Funktionen nicht international ausgeschrieben werden und man
nicht alles tut, um tatsächlich die bestqualifizierten Personen für solche
Funktionen zu finden. (Beifall bei der
ÖVP.)
Das Thema ist endlos. Wir könnten darüber sicher noch
sehr viel länger reden. Ich möchte mit einem Satz schließen, von dem ich hoffe,
dass sich alle damit identifizieren können. Ein paar Wochen müssen wir noch
mitstreiten, mitzittern, mitkämpfen, uns mitverantwortlich und
hauptverantwortlich fühlen für den Abschluss dieser Phase, die da mit den
Eröffnungen, die jetzt kommen, tatsächlich auch abgeschlossen sein wird. Ab
dann, meine Damen und Herren, soll das Museumsquartier den Künstlerinnen und
Künstlern gehören! Wenn das nicht ein Museumsquartier der Künstlerinnen und
Künstler, der Künste wird, dann kann es niemals erfolgreich sein! Denn den
täglichen Offenbarungseid in allen Kunsteinrichtungen, die es dort geben wird,
den haben nicht wir zu leisten, auch nicht die Kunstmanager oder
Theatermanager, den haben die Schauspieler, die Maler, die Architekten und,
und, und zu leisten.
Und auf diesem Weg, meine Damen und Herren, der der
einzige Weg ist, der erfolgversprechend ist, der zum Erfolg des
Museumsquartiers führen wird, auf diesem Weg wollen wir allen, die daran
mitwirken werden in den nächsten Jahren, sehr viel Glück und Erfolg wünschen. -
Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzende GR Josefa Tomsik: Als
nächster Redner ist Herr StR Herzog zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
StR Johann Herzog: Frau Vorsitzende!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Herr StR Marboe, ich glaube, das künftige
Museumsquartier soll nicht nur ein Museumsquartier für Künstler sein, es muss
auch ein Museumsquartier für die Bürger werden. Wenn es das nicht wird, ist es
kein Erfolg, sondern wird genau das werden, was Sie befürchten, was Sie nicht
haben wollen: eine Insel. Genau das soll nicht erzielt werden und ist nicht
erwünscht. Ich glaube also, wenn man das verhindern will, wird man ein
Zusammenwachsen mit außen herbeiführen müssen.
Natürlich sind Museen immer davon bedroht,
Inselcharakter zu haben - keine Frage -, es hängt davon ab, wie man erstens das
Museum in sich selbst gestalten wird und wie zweitens das Umfeld des
Museumsquartiers gestaltet wird, welcher Charakter von hoffentlich nicht
Sterilität dort entstehen wird. Daher liegt die Zukunft sicherlich in der
Identifizierung, und dann, glaube ich, ist es keine Frage, dass die Sogwirkung,
von der Sie gesprochen haben, eintreten wird; eine Sogwirkung klarerweise deshalb,
weil hier eben eine solche Fülle von Angeboten erfolgen kann, die ganz einfach
die Wirkung aufs Publikum nicht verlieren wird.
Ob allerdings die architektonische Gestaltung
vernünftigerweise im Zusammenprall von Alt und Neu bestehen muss, das ist etwas,
worüber wir anderer Ansicht sind, da glauben wir, es hätten sich andere
Lösungen besser angeboten. Gar keine Frage! (Beifall
bei der FPÖ.)
Der richtigen und ungemein wichtigen und
begrüßenswerten Initiative zur Einrichtung des Tanzhauses stimmen wir selbstverständlich
zu und halten das für eine wichtige und notwendige Ergänzung des Angebots.
Aber, meine Damen und Herren, wenn ich heute zu diesem Thema sprechen darf,
möchte ich Folgendes sagen: Es ist heute fast die letzte Gelegenheit, einen
Rückblick zu machen, über die Gegebenheiten von gut und gern 15 Jahren und
länger, die dieses Projekt sozusagen vor sich hingewerkt hat, wobei wir
zumindest im Bereich vor allem der architektonischen Gestaltung - nicht so sehr
der inhaltlichen, wie ich vorhin gesagt habe - eine ganz eindeutig andere
Meinung haben, als die anderen Parteien.
Beim Gesamtkomplex des Museumsquartiers ist es von
der Gestaltung der architektonischen Seite her eine lange, eine wechselvolle
und leider eine sehr widersprüchliche Zeit und eine widersprüchliche Geschichte
gewesen, eine Geschichte verlorener Chancen, was wir allerdings anders sehen,
als es vielleicht die Grünen
ebenfalls so ungefähr angedeutet haben. Diesbezüglich werden wir wohl beide
einer Meinung sein.
Wir Freiheitliche sind immer dafür gewesen, dass die
Hofstallungen museal genutzt werden sollen. Es ist gar keine Frage, dass wir
für die Einrichtung eines solchen Museumsquartiers eingetreten sind. Es ist nie
eine Frage des Ob gewesen, sondern eine Frage des Wie, und bei der Gestaltung
haben wir eben immer massivste Defizite beklagt. Wir glauben, dass die Bauten
Fischer von Erlachs für sich gesehen für die museale Nutzung schon ungemein
geeignet sind, her-
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular