Gemeinderat,
2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll
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totaler Unfug. Es ist ja in anderen Städten auch geglückt.
Wenn Sie nach Dresden schauen, nach Madrid, nach Paris, nach New York - immer
wieder ist es gelungen, eine Reihe von kleineren Einheiten zusammenzubringen
und damit wirklich einen Gesamterfolg zu ermöglichen und zu maximieren, der
weit über die Summe der individuellen Erfolge hinausgeht, meine Damen und Herren.
Da gilt es schon, in einem intelligenten Zusammenwirken
zwischen Bund und Stadt, auch eine maximale Lösung zu finden, aber - und auch
das sage ich sehr deutlich - in einem intelligenten Zusammenwirken der
Institutionen im
Museumsquartier. Das Quartier 21 wird hier - das ist ja auch angeklungen -
eine Vorreiterrolle zu übernehmen haben, und ich bin auch sehr glücklich über
die kolportierte zusätzliche Einrichtung - ich glaube, das ist ein Arbeitstitel
- Quartier 9, weil Wien als Hauptstadt dieses Landes da schon auch eine besondere
Funktion hat. Wir sind ein Teil des Ganzen, und ich glaube, wir müssen auch
alles tun, dass wir bei dieser neuen Idee eines Zusammenwirkens der
Bundesländer in Wien dabei sind. Wir haben ja tatsächlich in der vergangenen
Legislaturperiode erstmals die Kulturwochen eingeführt, die Bundesländer
eingeladen, bei uns in Wien Bundesländerkulturwochen zu veranstalten mit der
Zusage, das auch umgekehrt zu tun. Und wir wissen, meine Damen und Herren, dass
sich das bewährt hat.
Stadt der Musik. - Da wird jeder nicken, wenn wir das
im Zusammenhang mit Wien bringen. Stadt des Theaters. - Da werden auch die
meisten nicken. Stadt des Tanzes. - Da werden schon viele fragen: Stimmt das
wirklich? Stadt der bildenden Künste. - Auch da werden viele fragen: Stimmt das
wirklich? Es ist zwar viel los in Wien. Schaut euch die Galerien an, die
Ausstellungen! Aber wird Wien, wenn wir ehrlich sind, international wirklich
als Stadt der bildenden Künste empfunden, als Stadt der Kinderkreativität?
Meine Damen und Herren! Das sind Nachholbereiche, in
denen das Museumsquartier einen ganz entscheidenden Beitrag leisten wird
können.
Es war in den letzten Wochen - ich hoffe, es lesen
alle die Kulturseiten und nicht nur die Kultursprecher und Kulturpolitiker -
viel davon die Rede, was kulturpolitisch von der letzten Legislaturperiode
bleiben wird. Es sind der Judenplatz und das neue Archiv erwähnt worden, die
Dreijahresverträge und die Unvereinbarkeitsbestimmungen, die Rettung der
Einzelkinos, die Wiener Festwochenreform, das Schönberg-Center, die Restitution
und, und, und. Aber zu wenig erwähnt worden in meinen Augen sind zwei Einrichtungen,
über die wir heute auch sprechen, von denen ich mir sehr, sehr viel erwarte und
die ich auch, liebe Kollegen von den Grünen,
wirklich immer einbeziehen würde in all diese Appelle, nämlich das Kinderkreativzentrum
und das Tanzhaus. Das sind zwei Einrichtungen, die nicht vorgesehen waren im
Museumsquartier, die gedanklich nicht da waren, wo es uns in den letzten Jahren
aber gelungen ist, Entscheidungen zu treffen, die in meinen Augen - heute würde
ich sagen - unersetzlich sind für ein Gelingen des Museumsquartiers.
Denken Sie doch ganz kurz zurück, wie es ausgeschaut
hat in der Kinderkreativszene! Ich bin zu einer Pressekonferenz im Café
Landtmann eingeladen worden und man hat mir dort Ziegelsteine als erste Bausteine
für ein Kindertheater übergeben. Im 15. Bezirk wollte man das machen. Ich
habe mir damals schon gedacht: Ein Kindertheater in einem Bezirk draußen, weg
von großen Einrichtungen? - Okay, wenn wir nichts Besseres finden, immer noch
besser als gar nichts. Aber wir haben etwas unglaublich Besseres gefunden,
nämlich das Museumsquartier, wo es ein Kreativzentrum für Kinder geben wird,
mit dem schon bestehenden und äußerst erfolgreichen ZOOM, dem Kindermuseum -
wobei ich mich freue, dass die Finanzierung jetzt endgültig sichergestellt
wurde -, mit einem eigenen Infocenter, mit einer Workshopleiste für
Überbegabte, mit einem allgemeinen Zugang aller Kinder zu diesem
Kinderkreativzentrum und mit einem Kindertheater, das auch ein kindergerechtes
Kindertheater sein wird, wo man von jedem Sitz aus die Bühne sieht und nicht
nur dauernd herumschaut, weil man abgelenkt wird oder eben nichts sieht, meine
Damen und Herren.
Jetzt muss man sich einmal nur kurz vorstellen, was
das Museumsquartier ohne ein solches Kinderkreativzentrum wäre: Die Familien,
die Eltern, die alleinerziehenden Mütter müssten ihre Kinder irgendwo abgeben,
würden ins Museumsquartier gehen und die Kinder nach vier Stunden wieder
abholen. So können sich die Kinder im Fürstenhof mit der Kunst auseinander
setzen, die ihnen dort gezeigt wird, die Erwachsenen machen genau dasselbe in
den anderen Einrichtungen im Museumsquartier, und nachher können sie
miteinander diskutieren, wer es schöner gehabt hat. Ist das nicht eine
unglaubliche Bereicherung eines Projekts, das nicht so gedacht war, meine Damen
und Herren?
Und das Zweite ist schon das Tanzhaus. Auch da bin
ich froh, dass die endgültige und auch langfristige Finanzierung sichergestellt
wurde. Aber was hat es denn hier gegeben an Vorschlägen? - Tanzhaus in der
Remise. Eine total zerstrittene Choreographenszene. Im Jesuitentheater hat man
nach einem Platz gesucht und, und, und. Und dann saß ich mit Günther Bischof -
und deshalb habe ich ihn auch besonders hervorgehoben - einmal bei einem Kaffee
und wir haben darüber nachgedacht, ob es da nicht eine bessere Lösung gäbe und man
ist auf die Idee gekommen, eine zweite kleine Halle unter der großen zu bauen.
Das war nicht vorgesehen in den Plänen. Das nenne ich perspektivische
Kulturpolitik, meine Damen und Herren, wie wir sie in den letzten Jahren
vertreten haben. (Beifall bei der ÖVP.)
Da gleich ein Appell: Es scheint geglückt zu sein, meine
Damen und Herren, und es ist geglückt, weil wir unter anderem etwas getan
haben, was leider
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