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Gemeinderat, 2. Sitzung vom 23.5.2001, Wörtliches Protokoll  -  Seite 26 von 74

 

Realität, denn selbst dann, wenn in sechs Wochen beziehungsweise im Laufe des Jahres die großen Institutionen ihre Pforten öffnen werden und dann möglicherweise auch große Mengen von japanischen Touristen und Touristinnen, um die ja das Museumsquartier in den letzten Wochen heftig geworben hat, auch in das Museumsquartier stürmen werden, bleibt doch eine ganz zentrale und entscheidende Frage noch immer offen, und das ist die Frage nach der inhaltlichen Gesamtausrichtung des Museumsquartiers.

 

Die Architektur des Museumsquartiers ist durch jahrzehntelange Diskussionen - leider muss man sagen - ein bisserl aufs Mittelmaß nivelliert worden: kein Leseturm, keine starken visuellen oder symbolischen Zeichen, die vielleicht auch den Architekturkritikerinnen und -kritikern zu schreiben geben würden, wie wir das an Hand eines Guggenheim-Museums in Bilbao verfolgen haben können - nein, die "Kronen Zeitung" hat wieder einmal gesiegt, und wir haben leider keinen Leseturm im Museumsquartier.

 

Das sollte uns aber nicht davon abhalten zu überlegen: Was können denn symbolische Zeichen sein, die dieses Museumsquartier trotzdem zu einem spannenden Ort machen, über den geredet werden wird? - Wir glauben, die Quadratmeterzahl alleine kann kein Maß der Dinge sein. Tatsache ist doch, dass das Museumsquartier in erster Linie über eine Nutzung und einen spannenden Nutzungsmix überhaupt erst für eine breite interessierte Öffentlichkeit interessant wird.

 

Die Frage ist also: Soll das Museumsquartier alleine der touristischen Nutzung dienen? - Wir glauben, nein. Wir glauben, das Museumsquartier soll lebendig sein, ein Ort der künstlerischen Produktion, der Auseinandersetzung mit neuen künstlerischen Tendenzen und Strömungen, ein Ort des theoretischen Diskurses und der Diskussion, ein Ort, an dem alte auf neue Medien treffen können, ein Ort der Vielfalt.

 

Warum ist das überhaupt eine Frage, die für Wien wichtig ist? - Oft hat man ja leider in den letzten Jahren den Eindruck gehabt, dass die Stadt Wien als nur 25-prozentiger Miteigentümer sich eher elegant aus der Affäre ziehen will und sich da sehr zurückhält. Wir glauben, dass das ein bisserl zu wenig ist. Man stelle sich vor, das Burgtheater, das ja auch eine Institution des Bundes ist, würde plötzlich Theater auf Vorstadtniveau machen. Das würde dann auch die Bundeshauptstadt Wien treffen, das würde uns auch nicht glücklich machen. Und ich denke, ähnlich verhält es sich mit dem Museumsquartier.

 

Vor ziemlich genau einem Jahr hat der Wiener Gemeinderat einem Resolutionsantrag zugestimmt, der von den Grünen eingebracht wurde, und in diesem Resolutionsantrag wurde festgehalten, dass sich der Gemeinderat sehr nachdrücklich für den Erhalt der kulturellen Vielfalt im Museumsquartier ausspricht. Ganz konkret ging es da um die "basis wien", um das Depot, um Public Netbase, um die Zeitung "springerin".

 

Ein Jahr später hat sich aber leider sehr wenig geändert an dieser Situation. Der Herr Bürgermeister hat zwar einen sehr netten Brief an die Frau Bundesministerin Gehrer geschrieben, aber leider, leider die so genannten Drittnutzer, die schon von mir angesprochenen Institutionen, haben immer noch nicht klare Angaben darüber erhalten, ob sie einziehen, unter welchen Bedingungen sie einziehen und wann sie wieder einziehen werden.

 

Dass diese Institutionen international erfolgreiche Arbeit leisten und Spannendes für das Museumsquartier beitragen, haben sie, glaube ich, in den letzten Jahren schon ziemlich eindrucksvoll gezeigt. Das Depot hat fast jeden Tag in den letzten Jahren spannende Diskussionen zum theoretischen Diskurs in der Kunst geboten, und der Publikumszuspruch hat, glaube ich, eindeutig gezeigt, dass es dafür nicht nur ein Publikum gibt, sondern dass wir dafür dann auch international durchaus anerkannt werden.

 

Ähnlich verhält es sich auch mit den anderen so genannten Drittnutzern. Da dieser Begriff "Drittnutzer" ein bisserl ein verunglückter ist, weil er sozusagen die Einführung der Mehrklassengesellschaft in diesem Museumsquartier anzeigt, werden diese Drittnutzer jetzt Fixstarter genannt, nur muss man sich jetzt natürlich schon fragen: Was heißt denn das genau? Welche Räume bekommen diese Fixstarter? Wie viel Platz soll denn der Theorie und der Diskussion, den neuen Medien und dem experimentellen Zugang gegeben werden? Wo wird denn dieser Platz sein? Wie viel wird dieser Raum kosten? Wer bestimmt denn über diese Mietkosten? Und werden sich diese Institutionen, wenn sie dann einziehen können, auch wirklich 137 S pro Quadratmeter leisten können? Wie lange werden sie bleiben können? - Es verlangt ja niemand Mietverträge auf 100 Jahre für diese Institutionen, aber ein Mindestmaß an Planung muss man auch diesen Institutionen zugestehen.

 

Und dann gibt es noch das sagenumwobene Quartier 21, eine Erfindung der Geschäftsführung des Museumsquartiers, mit der eigentlich ziemlich gescheiten Intention, ein lebendiges Labor in diesem Museumsquartier zu schaffen, das kleinteiliger ist, das flexibler ist, das kurzfristiger und projektorientiert angelegt ist, also ein Labor, das eigentlich eine gute Idee wäre. Leider hört man, dass der Stand der Einreichungen nicht sonderlich befriedigend ist - das ist sehr bedauerlich - und dass nunmehr die Mitglieder des Beirats Quartier 21, des berühmten Netzwerkes 21 - hier bitte die Wahl der Worte auch zu beachten: Drittnutzer Quartier 21, Netzwerk 21, es gibt auch ein Quartier 9 -, eingeladen worden sind, eigene Projektideen einzubringen, weil leider doch der Zuspruch der Institutionen in dieser Stadt nicht so erfreulich groß ist.

 

Und hier fragen wir schon, mit welcher Legitimation dieses Netzwerk 21 nun vorhat, im Museumsquartier Programm zu machen. Man sieht ganz deutlich, in der Frage Quartier 21 und in der Frage des Wiederein-

 

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