Gemeinderat,
1. Sitzung vom 27.4.2001, Wörtliches Protokoll
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ganz einfach dazu - auch einige Informationen mehr haben,
als wir früher gehabt haben, werden wir sehr wohl und sehr konstruktive
Oppositionspolitik machen, wie unser Klubobmann DDr Görg schon gesagt hat,
keine fundamentalistische Oppositionspolitik, aber eine kraftvolle
Oppositionspolitik. Jeder von uns hat - wie ich übrigens auch meine
Leidenschaften habe - Gestaltungsideen, die wir massiv einbringen werden.
Gerade ich - viele hier im Saale kennen mich als
solche schon - werde sehr viele konstruktive Ideen einbringen. Ich werde auch
sehr darauf bestehen, dass ich meine Ideen soweit als möglich umsetzen kann,
auch in dieser Rolle der so genannten kontrollierenden Stadträtin, also eine
kontrollierende Opposition. Mein Hauptanliegen ist nicht verwunderlich, nämlich
die optimale Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Wien. Gerade dazu hat die
Koalition in den letzten viereinhalb Jahren einen sehr wesentlichen Beitrag
geleistet, auch wenn das - das muss ich auch sagen - bedauerlicherweise dem
Herrn Bürgermeister kein einziges Wort wert war. Wir haben aus meiner Sicht -
das ist auch objektiv gesehen durchaus zutreffend - besonders große Sprünge
vorwärts gemacht, insbesondere im Bereich der Technologiepolitik und der
konkreten Umsetzung, meine Damen und Herren, der Technologiepolitik. Es sind
heute schon Begriffe gefallen wie Biotechnologiezentrum, Techgate und so
weiter. Ich darf nur daran erinnern, das geht alles auf diese wenigen
viereinhalb Jahre Koalitionsregierung der letzten Periode zurück.
Ich sehe meine Kontrollfunktion auch so, dass ich
danach trachten werde, dass es keinen Rückfall in so genannte alte Zeiten gibt,
dass diese Dynamik, die in den letzten viereinhalb Jahren auf dem Sektor der
Wirtschaftspolitik in Gang gesetzt wurde, in dem gleichen Schwung fortgesetzt
wird, einige Vorhaben, die schon begonnen wurden, fortgesetzt werden sollen
oder auch verstärkt oder anders fortgesetzt werden sollen, wie zum Beispiel auf
dem budgetären Sektor keine weiteren Schulden, Verringerung des Defizits und
trotzdem Sicherstellung erhöhter Investitionsquoten im Allgemeinen und im
Besonderen für die Infrastrukturinvestitionen. Gerade für den
Wirtschaftsstandort Wien sind die technische Infrastruktur, die Verkehrsinfrastruktur
und die Teleinfrastruktur von ganz eminenter Bedeutung, noch dazu, wenn wir mit
anderen Standorten konkurrieren sollen. Wie das gehen soll, meine Damen und
Herren? - Durch sorgsamen Umgang mit vorhandenen Mitteln, ohne die Bürger mit
zusätzlichen Belastungen zu belasten - ich meine damit Gebühren- oder
Steuererhöhungen -, zum Beispiel durch Effizienzsteigerungen im öffentlichen
Verkehr.
Es ist der behandelte ÖPNV-Vertrag - also der Vertrag
mit den Wiener Linien - noch
nicht finalisiert. Ein optimaler Vertrag ist dies nicht, so wie er vorliegt.
Ein anderer, ein optimaler, Vertrag könnte durchaus eine Effizienzsteigerung
des öffentlichen Verkehrs bei sparsamer Mittelverwendung sicherstellen.
Gleichzeitig müssen wir danach trachten, dass wir zusätzliche
Investitionsmittel für die Verbesserung der Infrastruktur, eben auch für den
Ausbau des öffentlichen Verkehrs, aufbringen. Mir persönlich - das habe ich
schon einmal gesagt, das werde ich sehr vehement weiterverfolgen - schwebt ein
Verkehrsinfrastrukturfonds vor, für den ich auch ganz konkrete Vorschläge habe,
wie er dotiert werden kann. Ich hoffe, dass das in dieser Periode zumindest in
die Wege geleitet werden kann.
Natürlich bin ich auch für die Stärkung des
Wirtschaftsstandorts durch besondere Unterstützung und Modernisierung der
Wiener Wirtschaft selbst, zum Beispiel durch weitere technologische Aufrüstung,
auch der Klein- und Mittelbetriebe. Damit meine ich nicht nur einzelne
Technologieprojekte, die sehr wertvoll und unverzichtbar sind, sondern auch zum
Beispiel die mittelständische Wirtschaft ans Netz. Wir werden uns daran
gewöhnen müssen, dass die Wirtschaft ohne die modernen Technologien nicht
auskommen wird.
Ich persönlich wehre mich vehement dagegen, dass wir zu
sehr betonen, dass es eine New-Economy gibt, weil daraus müsste ich schließen,
es gibt eine Old-Economy. Ich glaube, das verdient sich die Wirtschaft nicht,
die im traditionellen Sektor tätig ist, dass sie old dasteht. Das heißt, durch
Aufrüstung und Modernisierung können wir sie durchaus auch in die Reihen der
New-Economy einreihen.
Transfer zwischen Forschung, Wissenschaft und
Wirtschaft, selbstverständlich auch Schwerpunktsetzung in der Ausbildung: Was
wir begonnen haben mit einer Dotation von 150 Millionen S für
Fachhochschulen, war wohl ein gut gemeinter Anfang, aber ein zu bescheidener
Anfang, wie sich jetzt herausgestellt hat. Da muss sehr viel mehr drinnen sein,
um das zu erreichen, was wir erreichen wollen und müssen. Damit decken wir auch
gleich die ganze Diskussion über den Arbeitskräftemangel, gerade im IT-Bereich,
ab. Dazu haben sich auch alle bekannt, dass das ein brauchbarer Weg ist, wenn
wir uns den Kopf darüber zerbrechen, wie wir unsere eigenen Leute schulen
können, um diesen Anforderungen des modernen Arbeitsmarkts gerecht zu werden,
durch Verbesserung auch der Rahmenbedingungen für die Wirtschaft, nämlich
Modernisierung der Verwaltung, Verfahrensvereinfachungen et cetera. Nun bin ich
zuversichtlich, weil all das sind ja keine ganz neuen Ideen, aber was viel
wertvoller ist, ich habe es auch aus der Regierungserklärung herausgehört. Das
macht natürlich zuversichtlich, weil damit habe ich doch die Hoffnung, dass
tatsächlich dieser Weg beschritten wird, auch im Konsens mit der Regierungspartei.
Der Herr Bürgermeister hat in seiner Erklärung auch von den
Herausforderungen für die Zukunft in einem erweiterten Europa gesprochen.
Natürlich müssen wir uns dieser Aufgabe stellen, nämlich einer Aufgabe, die da
lautet, unserer Wirtschaft muss weiterhin eine gedeihliche Entwicklung
abgesichert
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