Gemeinderat,
1. Sitzung vom 27.4.2001, Wörtliches Protokoll
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Schuster: Reden Sie ihnen doch keine Angst ein!) Ich will mich nicht rausreden, nein, überhaupt nicht. (GR Godwin Schuster: Nein, ich sage, Sie
sollen ihnen keine Angst einreden!) Ich habe Ihnen nur ein paar Beispiele
aufgezählt.
Sie könnten
aber auch mit Ihrer absoluten Mehrheit völlig anders umgehen. Sie könnten zum Beispiel
die Bürgerinnen und Bürger beim Ausländerwahlrecht miteinbeziehen. Sie könnten
die Bürgerinnen und Bürger beim Erreichen einer möglichst drogenfreien Stadt
miteinbeziehen. Sie könnten die Bürgerinnen und Bürger bei altersgerechten und
Generationen verbindenden Wohnungen mitbestimmen lassen. (GR Godwin Schuster: Sollen wir sie aus den Wohnungen herausnehmen,
wenn sie nicht wollen?) Sie könnten die Bürgerinnen und Bürger bei einem
Pflegeheimgesetz sowie bei einem Pflegescheck mitbestimmen lassen. Sie könnten
die Bürgerinnen und Bürger bei einem kostenlosen Kindergartenplatz mitbestimmen
lassen. Sie könnten die Bürgerinnen und Bürger bei einer Reform des Wiener
Familienzuschusses mitbestimmen lassen, damit es den AlleinerzieherInnen besser
geht. Sie könnten die Wienerinnen und Wiener bei der Errichtung einer HTL für
Berufstätige mit dem Schwerpunkt für Informationstechnologie mitbestimmen lassen.
Sie könnten zum Beispiel die Bürgerinnen und Bürger bei der Bebauung des
Westbahnhofgeländes mitbestimmen lassen. Diese Liste ließe sich beliebig lang
fortsetzen!
Für uns
Freiheitliche ist es spannend, wie Sie und der Herr Bürgermeister mit dem
großen Vertrauen der Wählerinnen und Wähler in den nächsten fünf Jahren umgehen
werden. Für uns Freiheitliche war der Wahltag eine herbe Enttäuschung, es hat
wehgetan. Aber ich denke mir auch, dass wir den Denkzettel verstanden haben (GR Josefa Tomsik: Hoffentlich!) und
dass dieser Denkzettel uns zugleich Auftrag sein wird, noch mehr für die Bürger
zu arbeiten, noch mehr mit den Bürgerinnen und Bürgern über ihre Sorgen, über
ihre Ängste zu reden, diese aufzuzeigen und hier in diesem Haus die
entsprechenden Initiativen einzubringen. Und dann wird abzuwarten sein, was
Sie, meine Damen und Herren der Sozialdemokratie, machen.
Der Herr
Bürgermeister hat heute gemeint, er wird auch unsere Ideen aufnehmen. Die
letzten Jahre war das leider nicht so. (GR
Godwin Schuster: Na ja, sie waren auch nicht so besonders gut!) Für mich
werden die nächsten fünf Jahre sehr, sehr spannend werden, denn Sie sind mit
einer Absoluten ausgestattet. Ich denke mir aber, wenn ein Bürgermeister am
Wahltag sagt, dass er dieses Wahlergebnis mit Demut zur Kenntnis nimmt, dass
diese Demut auch für die Wienerinnen und Wiener sehr, sehr wichtig ist. Ich
denke mir auch, dass wir alle hier im Haus, alle Fraktionen, in diesem Sinne
arbeiten sollten. Wir Wiener Freiheitliche sind dazu bereit. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender
GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Frau GR Erika Stubenvoll. Ich erteile es ihr.
GR Erika Stubenvoll (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Gemeinderats und Landtags):
Sehr geehrte Damen und Herren!
Es ist heute
schon viel gesagt worden. Es ist auch immer wieder betont worden "Wien ist
anders". Ich möchte es trotzdem noch einmal wiederholen: Wenn Herr Tschirf
heute gesagt hat, es gibt keine Phantasie in Wien, dann werde ich ihm doch auch
einige Beispiele bringen, wo es sehr wohl sehr viel Phantasie in dieser Stadt
und auch die Kraft in dieser Stadt zu gestalten gemeinsam mit den Bürgerinnen
und Bürgern gibt.
Ich habe im
Wahlkampf ein Zukunftsprogramm der ÖVP sehr vermisst. Was die Wahlplakate
ausgesagt haben, war, dass man den Herrn Görg wählen soll. Ich weiß nicht, ob
das das Zukunftsprogramm ist. Es war aber auch plakatiert "Kein zurück ins
rote Wien". Ich denke, das rote Wien ist ein gutes Zukunftsprogramm und
vielleicht haben die Wählerinnen und Wähler in Wien das auch gespürt. (Beifall bei der SPÖ.)
Ich denke
auch, dass die Wienerinnen und Wiener bei dieser Wahl gezeigt haben, was sie
nicht wollen. Sie haben auch bei dieser Wahl die bisherige Politik von Bgm
Häupl honoriert. Sie haben gefühlt, dass Wien eine weltoffene Stadt ist und sie
wollen keine verschlossene, weltfremde und fremdenfeindliche Stadt.
Wien hat
gezeigt, dass es zukunftsorientiert ist statt rückwärtsgewandt, was eben auch
in der letzten Zeit durch die Politik der Bundesregierung so deutlich spürbar
gewesen ist.
Wien hat
gezeigt, dass es sozial ist, eben weil wir die Ellbogenpolitik ablehnen.
Wien schätzt
die Freiheit der Kultur, statt der künstlerischen Zensur und der geistigen
Enge.
Wien hat viele
junge Ideen und das ist uns ganz, ganz wichtig, denn wir wollen die jungen
Menschen für die Mitgestaltung der Politik in dieser Stadt gewinnen. Wien hat
viele junge Ideen und keine alten Zöpfe, keine Bierzeltkultur und keinen
Provinzialismus, der sehr oft auch in den Reihen der Freiheitlichen zu finden
ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Wien ist
frauenfreundlich, statt in einem überholten Rollenklischee fixiert zu sein.
Wenn heute Frau Landauer hier gesagt hat, wie toll das Kindergeld ist, so haben
wir dazu eine andere Meinung. Wir wollen vom Versicherungsprinzip eigentlich
nicht abgehen und für uns ist die Wahlfreiheit, die die Frauen jetzt angeblich
haben sollen, eigentlich die Freiheit, dass sie nicht mehr in den Beruf zurück
können, weil man ihnen die Chancen durch eine lange Abwesenheit aus dem Beruf
nimmt. Für uns sind der Wiedereinstieg und die Wiedereinstiegshilfen wichtig,
aber auch der Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen. Meine Kollegin Martina
LUDWIG wird das dann noch näher ausführen.
Wien schaut auch auf
leistbare Wohnungen. Auch das ist ein ganz wichtiger Beitrag zur Sozialpolitik.
Wir haben das gerade auch im Obdachlosenbereich immer wieder betont, dass wir hier
auf leistbare Wohnungen
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