Call 2019 "Digitaler Humanismus" - Ergebnisse

Aus den 86 Einreichungen zum Call "Digitaler Humanismus" der Kulturabteilung (MA 7) kürte im November 2019 eine Jury 9 Siegerprojekte. Die einstimmige Empfehlung lautete, diese Projekte mit insgesamt 320.000 Euro zu fördern.

Video: Call 2019 Digitaler Humanismus

Der Schwerpunkt lag dabei in den Bereichen Demokratie und Teilhabe sowie Datenschutz und Sicherheit, der Anspruch reichte von der Stärkung der User, bis zur Übersetzung des humanistischen Denkens in die digitale Welt. Charakteristisch war durchwegs die trans- und interdisziplinäre Zusammensetzung der Forschungsteams.


Thema des Calls

Die Stadt Wien ist sich der weitreichenden gesellschafts- und demokratiepolitischen Dimensionen des digitalen Veränderungsprozesses bewusst. Der Einfluss von Künstlicher Intelligenz ist beachtlich, denken wir an Gesundheitssystem, Versicherungswesen, Kreditvergaben, den Verkehr, die Sicherheit, den Klimaschutz. Doch wer bestimmt die Regeln und wer programmiert die Algorithmen, die hinter all dem stehen? Die Aussage des Erfinders des Internet, Tim Berners-Lees "The system is failing", besagt eigentlich alles, Expert*innen der IT-Branche wollen nicht, dass wir in eine Welt geraten, in der gesellschaftliche und somit auch politische Steuerungsfähigkeit von Konzernen übernommen wird. Unterwerfen wir uns blind der digitalen Welle?

Die Herausforderungen in Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaften machen es zu einer Priorität, die Brücken zwischen den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften (GSK) und dem Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik (MINT) zu stärken. Um mit modernen Methoden arbeiten zu können, werden alle Disziplinen die Digitalisierung zu ihrer Sache machen müssen. Zum anderen müssen die technologischen Entwicklungen und Anwendungen stärker unter das Primat der demokratiepolitischen Werte der Aufklärung und des Humanismus gestellt werden. Die Kulturabteilung griff das Thema auf und entwickelte unter anderem eine maßgeschneiderte Projektausschreibung.

Die 9 geförderten Projekte im Detail

  • Das Modell der DSGVO-konformen Einwilligungserklärung/Consent reqUest fRamEwork (CURE)
    • Einreicher*in: WU, Institute for Information Systems & New Media
    • Beschreibung: In diesem Projekt wird eine DSGVO-konforme Einwilligungserklärung entwickelt. Ziel ist die Erhöhung der Kontrolle, Verständlichkeit und Transparenz für AnwenderInnen. Bestehende Apps können miteinbezogen werden.
  • Counter-bot: KI im Einsatz gegen rassistische Hasspostings
    • Einreicher*in: Ludwig Boltzmann Institut für Menschenrechte
    • Beschreibung: Die sprachwissenschaftliche und statistische Analyse von rassistischen Hasspostings auf Twitter, liefert die Basis für das Erkennen von Mustern von Hasspostings und der Wirkung von Gegenrede. Die abgeleiteten Muster haben eine steuernde Wirkung auf das Funktionsprinzip des Counter-bot.
  • DIP: Digitale Infrastrukturen der Partizipation in Wien
    • Einreicher*in: Universität Wien, Soziologie Institut
    • Beschreibung: Es wird untersucht, wie ausgewählte Zielgruppen "digitale Infrastrukturen der Partizipation" hinterfragen, sich aneignen et cetera. Im Fokus stehen Aktivist*innen und Mitglieder von aktuellen Protestbewegungen.
  • If no vote, at least voice
    • Einreicher*in: ÖAW, Cultural Studies und Theatergeschichte
    • Beschreibung: Personen die bei der Wien-Wahl nicht wahlberechtigt waren, entwickeln Fragestellungen in Zusammenarbeit mit dem Team des etablierten Tools "Wahlkabine". Auf Basis der erarbeiteten Fragestellungen wird ein eigenes, an die "Wahlkabine" angelehntes Tool, entwickelt.
  • Algorithm Inventarium (AL+)
    • Einreicher*in: ÖAW, Exploration Space
    • Beschreibung: Bei diesem Projekt wird ein Inventarium zur Identifizierung und Diskussion stadtrelevanter Algorithmen entwickelt. Ziel ist die Entwicklung eines "Methodenkoffers", der Interessierte - von Bürger*innen bis Forscher*innen - dabei unterstützen soll, emanzipiert mit Algorithmen umzugehen.
  • Ethics-in-an-app
    • Einreicher*in: Epicenter.works
    • Beschreibung: Das Projekt formuliert ethische und rechtliche Ansprüche an Apps, aus Sicht der AnwenderInnen. Ziel ist die Entwicklung einer Wiener Deklaration für ethische Apps. Der so entstehende "Best-practice-guide" wird implementiert im F-Droid app store.
  • DYSEN: Dynamische Sentimentanalyse als emotionaler Kompass.
    • Einreicher*in: TU Wien, Koordination
    • Beschreibung: Ein Tool wird entwickelt, das die emotionale Polarisierung von Personen des öffentlichen Lebens in Online-Medien erfasst. Ziel ist es, im Sinne eines "Medienkompasses", sowohl polarisierende Trends, wie auch Medien, die solchen Trends entgegenarbeiten, zu identifizieren.
  • DigHumHub
    • Einreicher*in: TU Wien
    • Beschreibung: Ziel ist der Aufbau und Betrieb eines internationalen Informations-Hubs in Wien. Eine Reihe von Aktivitäten werden initiiert, u.a. das Angebot von Lehrveranstaltungen und einer Online-Lecture-Serie, zur Verfügung stellen eines Repository, die Gründung eines Steering Committees und die Organisation von Workshops und Konferenzen. Auf der Plattform wurde im Mai 2019 das "Vienna Manifesto on Digital Humanism" veröffentlicht, dieses kann von jeder Bürgerin und jedem Bürger online gezeichnet werden: The Digital Humanism Initiative (DIGHUM) - TU Wien
  • MAKING Cyber Heroes
    • Einreicher*in: Universität Wien, Soziologie Institut
    • Beschreibung: Im Projekt wird die jugendgerechte Gestaltung von Online-Zivilcourage erforscht. Wichtig für den Forschungsprozess ist, dass sich die Zielgruppe und das Forschungsteam auf Augenhöhe begegnen. Die Zielgruppe wird stark mit einbezogen.

Jury

  • Mag.a Dr.in Anita Eichinger, MA
  • Mag.a Irina Nalis-Neuner
  • Magdalena Reiter
  • Dr. Michael Stampfer
  • Univ.-Prof. Dr. Stefan Woltran
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