Landtag,
26. Sitzung vom 25.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 61
Abend: Die Kinder, die
Jugendlichen trauen sich nicht einmal mehr zu fahren. (Abg Godwin Schuster: Ah geh bitte!) Es gibt keinen Sicherheitsdienst, es gibt keine Aufzeichnung von Videos
(Abg Godwin Schuster: Das stimmt
nicht! Das stimmt nicht!), es ist komplett
unsicher. Es betrifft Frauen, Kinder, Jugendliche extrem, Männer natürlich
auch. Aber die haben irgendwie eine andere Möglichkeit, sich zu wehren. Ich
fühle mich in Wien nicht mehr sicher und ich vertrete hier, glaube ich, die
meisten Bürgerinnen und Bürger, die Ihnen das sagen würden. (Beifall bei der
ÖVP.)
Und Sie sagen als Einziges,
ich spreche halt jetzt Sie an, Herr Schuster; gehen Sie sich nachher beschweren
beim Herrn Bürgermeister, der sitzt nicht da, der Herr Landeshauptmann. Darum
sage ich alles Ihnen. Ich muss Ihnen ganz ehrlich sagen, es kann so nicht
weitergehen und Sie haben Verantwortungen und Sie haben Möglichkeiten. Ich sage
nur Bettelverbot, Reinhalteordnung, diese ganzen Schmierereien, Verwahrlosung
von Gegenden ... (Abg Godwin Schuster: Wie klären Sie damit einen Einbruch
auf? Wie klären Sie damit einen Einbruch auf? Mit diesen Verboten klären Sie
keinen einzigen Einbruch auf! Keinen einzigen Einbruch klären Sie damit auf!)
Dann schaffen Sie einmal eine Grundsituation, wo
schon einmal eine Stadt in Ordnung ist. Und laut Eurostat sind wir bei der
Anzahl von Polizisten im Verhältnis zu Einwohnern unter den fünf Besten. Also
folglich muss es hier an einer gewissen Desorganisation liegen, eine Stadt
einmal so in Ordnung zu halten, dass dann die Polizei ihre eigenen Aufgaben
wahrnehmen kann. Sie brauchen ja nur einmal Ihre Sachen in Ordnung zu bringen,
dann schauen wir schon besser aus. (Beifall
bei der ÖVP. – Abg Godwin Schuster: Das haben wir! Das haben wir! - Abg Nurten
Yilmaz: Die Frau Fekter, da gibt es nur eine Adresse!) Da gibt es nicht eine Adresse, Sie sind
wirklich wie ... (Abg Godwin
Schuster: Eure! Die Zustände sind von Ihnen gemacht worden! - Aufregung bei der
SPÖ.) Sie schieben die Schuld
anderen Menschen permanent zu, anderen ... (Abg Godwin Schuster: Aha, ach
so!)
Ich gebe Ihnen jetzt zwei
simple Möglichkeiten. Sie haben zwei Möglichkeiten. Wenden Sie sich an Ihren
Parteikollegen Faymann (Abg Dr
Herbert Madejski: Beim Darabos ist auch eingebrochen worden!) und vielleicht an die Frau Hosek und sagen: Wie wäre es, wenn man hier
vielleicht ein paar Planposten mehr macht? Das wäre ja eine wunderbare Idee.
Oder die zweite Variante: Sie sprechen mit Ihren Magistratsbeamten und erklären
ihnen, warum wir gerne eine einheitliche Sicherheitswacht hätten! (Beifall
bei der ÖVP. – Große Aufregung bei der SPÖ.)
Zum Schluss sage ich Ihnen: Chaos herrscht in Wien.
Es ist dringend notwendig, etwas zu tun. (Beifall bei der ÖVP.)
Präsident Prof Harry Kopietz: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr Abg Deutsch. Ich erteile es ihm.
Abg Christian Deutsch (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Herr Präsident! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Das Verlangen der FPÖ nach einer Aktuellen Stunde zum
Thema Sicherheitschaos ist eine besondere Chuzpe, denn es war die FPÖ, die in
der Zeit der blauschwarzen Bundesregierung von 2000 bis 2006 (Aufregung bei
der FPÖ.) die unverantwortlichen Kürzungen im Sicherheitsbereich
mitbetrieben und daher auch mitzuverantworten hat! (Beifall bei der SPÖ)
Sie waren dabei und Sie können sich jetzt nicht
davonstehlen! Das wird Ihnen nicht gelingen. Ich helfe Ihrer Erinnerung gerne
auf die Sprünge. Ihre Krokodilstränen zum Thema Sicherheit, die können Sie sich
sparen. Sie sind in dieser Frage in höchstem Maße unglaubwürdig und das wissen
auch die Wienerinnen und Wiener! (Beifall bei der SPÖ. – Weitere Aufregung
bei der FPÖ.)
Insbesondere Ihr Parteivorsitzender, der Herr
Strache, der hat den Personalabbau bei der Polizei mitzuverantworten. Er war
Obmann-Stellvertreter, als die schwarz-blauen Kürzungen durchgesetzt wurden, er
war dabei und hat daher auch das Ansteigen der Kriminalitätsrate zu
verantworten. (Beifall bei der SPÖ.) Er hat aber diese
unverantwortlichen Personalkürzungen nicht nur geduldet, er hat kein Wort über
das Sparen bei der Polizei verloren, er hat alles gut geheißen und heute will
er nicht dabei gewesen sein! Das ist das Ergebnis, sobald die FPÖ in
Verantwortung kommt! (Beifall bei der SPÖ.)
Stattdessen, und das ist besonders absurd,
stattdessen forderte er genau an dem Tag, an dem auf Grund eines Amoklaufs in
Deutschland tote Schulkinder im Schulhof lagen, die Bewaffnung der privaten
Haushalte! Das ist nicht nur voll daneben, dieser Mann ist auch ein
Sicherheitsrisiko für die Stadt und das gesamte Land! (Beifall bei der SPÖ.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, das Ergebnis
ist bekannt: Wir haben einen massiven Personalnotstand bei der Wiener Polizei.
Die negativen Folgen dieses Kaputtsparens dauern eben bis heute an. Wir haben
zu wenig Polizistinnen und Polizisten, die ihren Dienst auf den Straßen Wiens
versehen. Dafür tragen ÖVP und FPÖ auch die Verantwortung.
Auch die heutigen Wortmeldungen haben gezeigt, wie
konzept- und ideenlos beide Parteien in dieser Frage agieren. Sie versuchen
nun, sich mit abstrusen Ideen hier gegenseitig zu übertrumpfen: Die FPÖ, die
einen Trupp mit Schlagstöcken möchte, oder die ÖVP, auch da sollten Sie sich
erinnern, die seit neun Jahren das Innenministerium personell besetzt, die für
Personalkürzungen und die Zerschlagung bewährter Strukturen verantwortlich ist
- ich weiß, dass Ihnen das nicht gefällt - und die nun mit einer Stadtwache
versucht, ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen, obwohl Ihnen sehr bekannt ist,
dass das (Aufregung bei den Abgen Dipl-Ing Roman Stiftner, Mag Wolfgang
Gerstl und Robert Parzer.) verfassungswidrig ist, außer Sie wollen eine
Stadtwache ohne Befugnisse. Aber dann wird ja Ihre eigene Forderung immer
absurder.
Meine sehr geehrten Damen und
Herren, die Kriminalitätsbekämpfung ist und bleibt alleine eine Aufgabe
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