Landtag,
26. Sitzung vom 25.06.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 61
ist wie in Wien. So schaut es aus.
Wir haben inzwischen in diesen ersten Monaten des
Jahres 2009 bei den Einbrüchen in Einfamilienhäusern eine Zunahme um 70 Prozent
zu verzeichnen und bei Wohnungseinbrüchen eine Zunahme von nahezu
30 Prozent und gleichzeitig ein Rekordtief bei der Aufklärungsquote. Die
ist nämlich in der Zwischenzeit bei unter 3 Prozent, also ein
Armutszeugnis und eine absolute sicherheitspolitische Pleite! Das liegt auf der
Hand.
Wer ist in den letzten zehn Jahren Innenminister in
dieser Republik? Wer sitzt im Innenministerium? Wer besetzt das
Innenministerium, das ja auch für die Verbrechensbekämpfung zuständig wäre? Wer
besetzt die Innenminister in diesem Land? Wer stellt sie seit einem Jahrzehnt?
Die ÖVP! (Aufregung bei der ÖVP.) Wer saß gemeinsam mit der ÖVP in jenen
Jahren in der Regierung, als die Wiener Polizei niederreformiert und kaputt gespart
wurde? Die FPÖ, die jetzt aber von einer sonderbaren Amnesie befallen ist und
sich überhaupt nicht mehr daran erinnern kann, was in den Jahren 1999 bis 2009
passiert ist. (Abg Barbara Novak: Genau! Genau! – StR Johann Herzog: Unter
Einem schon vorher!)
Besonders spannend finde ich, dass der Herr Gudenus
erst jetzt drauf kommt, das ist auch ein Beleg für Amnesie, dass ich seit
nahezu einem Jahrzehnt 1 000 Polizistinnen und Polizisten mehr für Wien
fordere, denn das ist es, was es in dieser Stadt braucht. (Beifall bei Abg
Marco Schreuder.) Sie wissen, dass die Wiener Polizei 1 300
Polizistinnen und Polizisten weniger hat als vor zehn Jahren. Sie, Sie, Sie und
Sie sowohl von der ÖVP als auch von der FPÖ präsentieren sich ununterbrochen
als Law-and-order-Parteien in dieser Stadt, die aber dafür verantwortlich sind,
dass die Kriminalpolizei heute minus 30 Prozent Personalstand hat, dass
sie zerschlagen wurde, dass sie aus der Kommissariatsstruktur abgezogen wurde -
die waren ja vorher in die Bezirksstruktur eingebettet, dort sind sie nicht
mehr -, dass eingespielte Teams zerschlagen wurden, dass die Ausbildung zum
Kriminalpolizisten nicht mehr existiert - soll ich noch weiter aufzählen, was
da alles an fatalen Fehlern passiert ist? Und zehn Jahre später wundern wir
uns, wie es kommt, dass wir es in der Bundeshauptstadt mit einer massiven
Zunahme unter anderem auch der Einbruchskriminalität zu tun haben und mit einer
völlig hilflosen Kriminalpolizei ebenfalls zu tun haben, die inzwischen, wie
gesagt, ein Rekordtief in der Aufklärung zu verzeichnet hat.
Und dann anstatt das zu tun, was das einzig Sinnvolle
wäre, nämlich, uns im Kampf für mehr und gut ausgebildetes Personal in Wien zu
unterstützen, kommen Sie her und schlagen eine Sicherheitswacht vor! Das ist ja
wirklich sozusagen die Höhe! Sie gaukeln den Wienerinnen und Wienern
Sicherheitswacht, Stadtwache, wie wir es auch immer benennen wollen, vor.
Wissen Sie, worum es geht? Es geht um eine Pseudopolizei, die keine Befugnisse
hat und Sie wissen, dass Sie keine Befugnisse haben würde (Aufregung bei Abg
Mag Barbara Feldmann.), weil so etwas auch im Rahmen der Verfassung nicht
möglich ist (StR Johann Herzog: Sie haben sich nicht informiert, Frau
Kollegin!), die darüber hinaus über keinerlei oder kaum eine Ausbildung
verfügen würde. (StR Johann Herzog: Das ist falsch, was Sie sagen!) Bitte
sehr, der Herr Gudenus hat uns gerade ausgeführt, nach sechs Monaten würden sie
auf die Straße gelassen werden und sollen dann Sicherheitsagenden übernehmen! (StR
Johann Herzog: Das ist keine Polizei!) Ja, glaubt denn wirklich
irgendjemand in dieser Stadt, dass ein Kommunalbeamter mit sechsmonatiger
Ausbildung (StR Johann Herzog: Das gibt es ja schon! Das gibt es ja schon!) tatsächlich
ein Mehr an Sicherheit bringt und tatsächlich auch verhindern kann, dass in
Wohnungen und in Häuser eingebrochen wird? (Aufregung bei der ÖVP.) Wieso
versuchen Sie auf diese Art und Weise, mit einem peinlichen Etikettenschwindel
so zu tun, wie wenn Sie für Wien sicherheitspolitische Vorschläge hätten, wo
Sie doch in Wahrheit genau wissen müssten, dass das, was Sie vorschlagen,
erstens überhaupt nichts bringt und zweitens das Budget der Stadt Wien mit
wirklich viel Geld belasten würde (StR Johann Herzog: Das ist falsch!),
das wir dringend brauchen, um sozialpolitische, sinnvolle Maßnahmen zu
finanzieren, wo uns das Geld ausgeht und wir jetzt nicht wissen, wie wir im
nächsten Jahr die Pflege zu Hause finanzieren sollen, wo wir nicht wissen, wie
wir die Sozialhilfe für diejenigen, die jetzt in der Wirtschaftskrise
arbeitslos werden, finanzieren sollen. Aber nein, das alles spielt ja keine
Rolle, weil wir ja unbedingt eine Sicherheitswacht brauchen.
Eines sage ich Ihnen, meine Damen und Herren, was sie
tun, ist doppelt unsozial. (Abg Mag Barbara Feldmann: Sie machen gar nichts,
gar nichts!) Sicherheit ist ein hohes Gut in der Republik. Es ist Aufgabe
der Polizei und überall, wo es an Sicherheit krankt, gibt es die Reichen, die
können es sich richten, die können sich Sicherheitstüren leisten, die können
sich Alarmanlagen leisten, die können sich private Securitys leisten. Aber der
kleine Mann, den Sie vorgeben zu vertreten, das ist der, der leidet.
Unterstützen Sie uns endlich im Kampf um mehr Polizei in der Bundeshauptstadt. (Beifall
bei GRÜNEN und SPÖ.)
Präsident Prof Harry Kopietz: Als nächster Redner hat sich Herr Abg Dr Ulm
gemeldet. Ich erteile ihm das Wort.
Abg Dr Wolfgang Ulm (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Zur Polemik
von den GRÜNEN und von der SPÖ lassen Sie mich gleich zu Beginn einmal
feststellen: Wir haben ... (Abg Godwin Schuster: Es war polemisch?) Ich
habe schon dem Bürgermeister zuvor in der Fragestunde erklärt, er war
polemisch. Ich halte fest, wir haben heute keinen Polizisten weniger in diesem
Land und in dieser Stadt, als wir im Jahr 2000 hatten. Wir hatten im Jahr 2000
in Österreich 26 000 Polizisten, wir haben heute 26 000 Polizisten. (Abg
Franz Ekkamp: Das stimmt nicht!) Wir hatten in Wien im Jahr 2000
6 000 Polizisten, wir haben heute 6 000 Polizisten. Wir hatten
im Jahr 2000 in Wien 4 500 Polizisten auf der Straße und wir haben im Jahr
2009 wieder 4 500 Polizisten auf der Straße. (Aufregung bei der SPÖ.) Es
hat sich daran nichts geändert. (Beifall bei
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular