Mitschrift
Pflegefamilien für Kinder mit besonderen Bedürfnissen gesucht
Familie Berger ist reich an Kindern. Nach vier eigenen haben sie noch ein fünftes Kind in Pflege genommen. Ihre drei Söhne und zwei Töchter, die beide mit Down-Syndrom auf die Welt gekommen sind, empfinden sie als das größte Geschenk.
Pflegemutter: "Also wir wollten noch ein Kind. Und wir haben gesagt: 'Naja, ein Eigenes? Die Heime sind eigentlich voll mit Kindern und nehmen wir uns doch ein Pflegekind.' Dann haben wir den Gedanken eigentlich weitergesponnen und haben gesagt: 'Ja, dann nehmen wir uns eigentlich ein Pflegekind mit besonderen Bedürfnissen.' Weil die haben eigentlich sehr wenige Chancen, genommen zu werden."
Leonie Coufal, Wiener Kinder- und Jugendhilfe - Amt für Jugend und Familie: "Also grundsätzlich einmal brauchen diese Eltern eine Pflegestellenbewilligung von uns. Das ist eine Art Eignungsüberprüfungsverfahren, wo einmal die grundsätzliche Eignung festgestellt wird. Und wenn es jetzt um die In-Pflegenahme eines Kindes mit besonderen Bedürfnissen geht, dann brauchen diese Pflegeeltern auch besondere Stärke, eine besondere Belastbarkeit, viel Zeit für das Kind."
Pflegevater: "Auf einmal ist man genötigt, langsamer zu werden. Die Kinder lernen dir das, dass du aus der Welt mit Stress und Hektik, wo nur die Leistung zählt, sagen wir das so, plötzlich eintauchst in eine Welt, wo die Gefühlsebene viel mehr betont wird, das Herzliche, das Gut-Miteinander-Umgehen."
Leonie Coufal, Wiener Kinder- und Jugendhilfe: "Ich denke, das sind Menschen, die einfach viel Liebe für Kinder haben, die viel Kapazität haben, die einfach gerne ihr Leben mit Kindern teilen. Und die unter Umständen auch schon eigene Kinder haben, die unter Umständen auch gerne eine große Familie haben möchten und die so bei ihrer Familienplanung sagen: 'Es muss ja nicht unbedingt noch das dritte leibliche Kind sein. Es gibt eben eine Reihe von Kindern, die dringend eine neue Familie brauchen. Warum nicht ein Pflegekind aufnehmen.'"
Pflegemutter: "An Grenzen stößt man im Alltag schon des Öfteren. Ja, wir können nicht unbeschwert irgendwo hingehen. Mit ihr vielleicht in ein Kaspertheater. Da können wir dann die Maria nicht mitnehmen, weil sie einfach das Laute und so nicht vertragt. Oder den Urlaub muss man zum Beispiel auch so planen, dass er für die Maria geeignet ist. Das schon. Am Anfang ist es mir auch sehr schwer gefallen, auch mit zwei besonderen Kindern bist du überall der Mittelpunkt."
Pflegevater: "Ja, aber nicht im Positiven."
Pflegemutter: "Dass die Leute halt teilweise stehen bleiben, sich umdrehen. Oder, ja, manche sind erschrocken."
Pflegevater: "Also man kann schon ein bisschen an die Grenze getrieben werden. Ein bisschen ins Out gedrückt werden."
Pflegemutter: "Ich glaube, es ist eine Furcht auch, nicht damit umgehen zu können mit der Situation. Oder oft auch erschrocken sein: 'Hoffentlich passiert das nicht mir oder hab das nicht ich.' So habe ich es auch oft erlebt. Nicht bösartig in dem Sinn, sondern einfach erschrocken sein. Erst, wenn man in der Situation ist, diesem behinderten Kind gegenübersteht, dann hat man die Kraft. Dann schafft man das wirklich, also Schritt für Schritt."
Leonie Coufal, Wiener Kinder- und Jugendhilfe: "Wir haben jetzt aktuell so viele Kinder wie schon lange nicht mehr in Krisenpflege aufnehmen müssen. Wo wir dann eben in der Folge eine Dauerpflegefamilie für das Kind brauchen. Dieser Bedarf ist groß."
Archiv-Video vom 03.12.2009:
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Pflegefamilien für Kinder mit besonderen Bedürfnissen gesucht
Familie Berger ist reich an Kindern. Nach vier eigenen haben sie noch ein fünftes Kind in Pflege genommen. Ihre drei Söhne und zwei Töchter, die beide mit Down-Syndrom auf die Welt gekommen sind, empfinden sie als das größte Geschenk.
Länge: 3 Min. 11 Sek.
Produktionsdatum: 2008
Erstausstrahlung: 31.10.2008
Copyright: Stadt Wien