Mitschrift
Die Literatur lebt davon,
dass man Menschen
die Moeglichkeit gibt,
sich vielfaeltige Bilder zu den Texten
selber zu erarbeiten,
zu erstellen.
* entspannte Musik *
Die erste Erinnerung mit ...
.. Wien
verbinde ich mit einem Haus,
in dem russische Migrantinnen
und Migranten gelebt haben.
Ein heruntergekommenes Haus,
kurz vor dem Abriss.
Aber ich hab es nicht schlecht
in Erinnerung,
weil ich ja erst
sechs Jahre alt war.
Und es waren so viele Menschen dort,
die relativ beengt
nebeneinander gelebt haben.
Fuer ein kleines Kind ist so etwas
wiederum sehr heimelig
und bietet Sicherheit.
Ich hab den Plot
in groben Zuegen schon im Kopf,
bevor ich zu schreiben beginne,
aber dann beginn ich ein Kapitel
und bin beim Schreiben
auch mein erster Leser.
Und wundere mich dann selbst,
warum sich die Figuren in einer
bestimmten Art und Weise verhalten
und was sie tun.
Der Schreibprozess ist auch fuer mich
ein Erkundungsprozess der Welt.
Wenn ich mich umschau
und ich nehm Sachen wahr,
kann ich sie erst dann
so richtig einordnen und verarbeiten,
wenn ich sie in irgendeiner Weise
verschriftliche.
Wien ist ganz anders geworden.
Es ist gentrifiziert,
und natuerlich ist die Infrastruktur
eine ganz andere.
Es ist eine viel reichere Stadt,
es ist auch eine viel weltoffenere
Stadt geworden -
trotz aller Probleme.
Dieses raunzende Wien
gibt's ja immer noch.
Man sagt ja, Wien ist eine Metropole
mit der hoechsten Lebensqualitaet
der Welt.
Gleichzeitig gilt Wien
als eine der unfreundlichsten
Großstaedte der Welt.
Und das sagt ja doch sehr viel aus.
* energische Akkorde *
Preis der Stadt Wien: Literatur
Preis der Stadt Wien: Literatur an Vladimir Vertlib
Länge: 1 Min. 52 Sek.
Produktionsdatum: 2024
Copyright: Stadt Wien Kultur