Mitschrift
Mit Wörtern kann man
einen ganzen Kosmos ausdrücken.
Aber dazu braucht's viele Wörter.
Also, ich hab eigentlich
immer gerne dicke Bücher.
* ruhige Musik *
Die gläserne Decke
ist genauso da wie damals.
Wenn Frauen tüchtig
in einer Firma arbeiten,
sind die Männer die Chefs -
wurscht, was.
Ich hatte einmal einen Bürojob.
Das war so:
Wie alles besprochen wurde,
hieß es:
"Möchten Sie
einen Arbeitsmantel haben?"
Und ich sag: "Nein,
ich hab sowieso einen, einen weißen."
"Nein, das geht nicht."
"Weiße Arbeitsmäntel
tragen nur Herren."
* ruhige Musik *
Dann hab ich g'lacht
und hab g'sagt:
"Ja, aha, interessante Hierarchie."
Durch meine Arbeit
in der Anwaltskanzlei
bin ich sehr oft konfrontiert gewesen
mit Gewalt in der Ehe.
Und das war ein Impuls,
wo ich gewusst hab:
Ich bin nicht unabhängig
in einer Gesellschaft,
wo Frauen unterdrückt werden.
Ich schreibe für Frauen,
die einfach nur lesen können.
Ich schenke auch
sehr oft Bücher her -
Frauen, die nicht gewöhnt sind,
dafür Geld auszugeben.
Und die sind dann
ziemlich begeistert:
"Ach, da hat's schon
so kämpferische Frauen gegeben,
das ist ja toll."
Ich versuche, das zu vermitteln.
Und außerdem:
Es macht mir große Freude,
diese Frauen
vor den Vorhang zu kriegen.
Das ist eine wirklich Lust,
diese Arbeit.
* ruhige Musik *
Untertitel: AUDIO2
Archiv-Video vom 10.05.2023:
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Eva Geber
Eva Geber, geboren 1941 in Wien, ist Grafikerin, Autorin und Kulturpublizistin. Sie leitete über 20 Jahre lang eine selbstverwaltete Druckerei, war von 1975 bis zu deren Einstellung 2011 Mitherausgeberin und Redakteurin der feministischen Zeitschrift "AUF - Eine Frauenzeitschrift" und mitbegründete 1992 die AUFedition. Ihre Buchpublikationen sowie zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien gelten vorwiegend den feministischen Vorkämpferinnen, die sie in Erinnerung ruft. Eva Geber wird mit dem Preis der Stadt Wien für Publizistik 2022 geehrt.
Länge: 1 Min. 32 Sek.
Produktionsdatum: 2023
Copyright: Maximilian Brustbauer / Stadt Wien Kultur