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Mitschrift

"10. September 1917 - um 9.35 Uhr von Südbahnhof ins Feld abgereist"
"9. Oktober 1917 - um 6 Uhr früh gestorben"
"6. Februar 1918 - bei Stiftskaserne nachgefragt, noch nichts da."

Das sind nur drei von unzähligen Notizen, die sich Guido Morpurgo während des Ersten Weltkrieges auf der Suche nach den sterblichen Überresten seines Sohnes Bruno gemacht hat. Der junge Soldat war an der Isonzofront gefallen und sein Vater hielt seine bis zum Kriegsende andauernde Suche akribisch fest - in diesem Notizbuch.

Gerhard Milchram, Wien Museum: "Das ist ein Notizbüchlein, das eine ganz besondere Geschichte dieses Krieges erzählt. Es ist die Geschichte eines Vaters und eines Sohnes, eine Geschichte die sicherlich in diesem Krieg so oder so ähnlich hunderttausend Mal vorgekommen ist, aber die Besonderheit ist so die Verschriftlichung dieser Sache."

Das Notizbuch ist eines der Gegenstände der Ausstellung "Wien im Ersten Weltkrieg - Stadtalltag in Fotografie und Grafik". Im Wien Museum am Karlsplatz ist von nun an bis zum 18. Jänner 2015 die so genannte "Kriegssammlung" zu sehen. Sie wurde ab 1914 im Auftrag vom damaligen Wiener Bürgermeister Richard Weiskirchner angelegt, um diese - Zitat - "historisch bedeutende Zeit" zu dokumentieren. Aber es war vor allem auch eine Zeit der Not und des Mangels.

Gerhard Milchram, Wien Museum: "Wir haben uns bei dieser Ausstellung eben auf die Auswirkungen des Krieges konzentriert, und Wien war im Ersten Weltkrieg eine Stadt, die ganz, ganz massiv von den Kriegsauswirkungen betroffen war."

Not, Mangelernährung und eine katastrophale medizinische Versorgung - so sah der Kriegsalltag aus. Im Laufe des Krieges kam es immer wieder zu Streiks und Hungerrevolten. Um die Bevölkerung im Auge zu behalten, wurde die Polizei mit der Berichterstattung über das allgemeine Geschehen beauftragt.

Gerhard Milchram, Wien Museum: "Diese Berichte, die hier angefertigt wurden, wurden als Stimmungsberichte bezeichnet. Einmal in der Woche, waren für den internen Gebrauch bestimmt, wahrscheinlich für das Innenministerium, und diese Stimmungsberichte geben ein recht unverfälschtes Bild der Lage der Stimmung der Bevölkerung wieder."

Als es ab 1915 zu ersten Engpässen bei Nahrung und Kleidung kommt, bilden sich immer öfter Menschenschlangen - egal ob vor Küchen, vor Geschäften oder bei Ämtern.

Gerhard Milchram, Wien Museum: "Und da war auch immer die Polizei zugegen, denn dort kam es immer zu den größten Unmutsäußerungen gegen die Regierung, gegen die Stadtverwaltung. Und natürlich hat die Polizei das als eine Vorstufe zu Krawallen und zur Revolution betrachtet und daher immer ganz genau beobachtet."

In zwölf Kapiteln wird die Realität des Kriegsalltages sehr greifbar gemacht. Ein Alltag, der heute, 100 Jahre danach, unvorstellbar scheint.

Archiv-Video vom 28.10.2014:
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Wien im Ersten Weltkrieg

"Wien im ersten Weltkrieg - Stadtalltag in Fotografie und Grafik" nennt sich die neue Ausstellung im Wien Museum am Karlsplatz. Die Schau zeigt bis 18. Jänner 2015 die sogenannte "Kriegssammlung" der Stadt. Sie wurde ab 1914 angelegt, um diese historisch bedeutende Zeit zu dokumentieren.

Länge: 3 Min. 13 Sek.
Produktionsdatum: 2014
Erstausstrahlung: 29.10.2014
Copyright: Stadt Wien

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