Mitschrift
„Manche wissen das nicht mehr, aber der Stephansplatz war bis 1783 ein Friedhof.“
„Das ist so ein Schmankerl, wo ich ein bisschen schmunzeln hab müssen.“
„Weil Archäologie eben kein Abenteuer ist, weil Archäologie knochenharte Arbeit ist, bei jedem
Wetter, auf jeder Baustelle, bei jedem Lärm.“
„Ich kann beruhigen, wir haben dort eine Drain-Entwässerung, es wird auch kein Wasser in die
Stephanskirche hineinlaufen.“
„In meiner Funktion auf der Baustelle bin ich Bauinspizient, das heißt, ich bin für die Abwicklung der Bauarbeiten, für die Organisation, dass die Termine eingehalten werden und natürlich, dass zur Schlusssteinlegung die Baustelle dann fertig ist - spätestens am 15. November 2017.“
„Im Durchschnitt sind zirka 4 Partien auf der Baustelle, eine Partie besteht aus 3 Personen.
Das sind zirka 12 Bauarbeiter im Schnitt auf dieser Baustelle - jeden Tag.
Bis Ende der Baustelle werden zirka 30.000 Mannstunden gebraucht.
Natürlich ist die Oberflächenherstellung ‚der römische Verband‘ in Österreich in so einer Größe noch nie verbaut worden und gleichzeitig wurde die zweite Entwässerungsebene bis jetzt auch auf so einer Baustelle noch nie angewendet.“
„Die erste Schicht, die man an der Oberfläche auch erkennen kann, sind die Natursteinplatten.
Darunter liegt dann eine 20 cm dicke Pflastertrennschicht - einzigartig in Österreich,
eine zweite Entwässerungsebene, die dafür da ist, dass die unterirdischen Baulichkeiten
geschützt werden. Das sind die Katakomben, die Virgil Kapelle, die Magdalenen Kirche.“
„Ich sehe auf diesem Platz die lange Geschichte dieser Stadt.“
„Für mich zum Beispiel ist es faszinierend, dass in 100 Meter Höhe ein steinernes Gesicht genau so perfekt verarbeitet ist, wie in Augenhöhe am Platz. Kein Mensch sieht das da oben, außer eben der Liebe Gott, und diese Hingabe, die über uns hinausgeht, ist, glaube ich auch das Faszinosum, das in diesen Bauwerken steckt, die man spürt. Irgendwie nimmt man das wahr.“
„Dieser Ort hier hat gelebt, zu allen Zeiten und wenn ich heute drüber gehe, bin ich stolz, dass ich da drüber gehen darf und sozusagen dieses Flair der Geschichte aufsaugen darf. Irgendwie miterleben darf. Und wenn in 500 Jahren Archäologinnen und Archäologen da sind, bin ich
vielleicht auch ein Teil davon.“
„Im Frühjahr dieses Jahres haben wir hier am Stephansplatz, gleich hinter uns im Bereich der
Magdalenen Kapelle, die ungefähr 1303 hier entstanden ist, ein Skelett gefunden.
Jetzt muss man sagen am Stephansplatz, ein Skelett - ist nichts außergewöhnliches, weil wir haben hier seit der Römerzeit Bestattungen. Nur dieses Skelett war trotz der vielen Umbauarbeiten, die auf diesem Platz entstanden sind und trotz der vielen Umlagerungen dieser Gräber, nicht gestört.
Und das war spannend für uns.
Dass wir wirklich ein Skelett an der originalen Bestattungsstelle noch so liegend, wie es in den
Boden gekommen ist, bergen konnten.
Wenn wir dann beginnen diese Geschichte dieses Skeletts zu erzählen, dann sehen wir, wie die
Menschen auf unsere eigene Begeisterung reagieren. Und wenn ich merke, es kommt auf
fruchtbaren Boden und die Leute fragen und wollen noch mehr wissen, dann bin ich glücklich,
weil dann weiß ich, dass meine Arbeit einen Sinn hat.“
„Ich bin wahrscheinlich der 42. oder 43.
Wir haben relativ gute Aufzeichnungen. Aber in den ersten 2 Jahrhunderten ist es nicht ganz
eindeutig festzulegen.
Also ich bin sehr froh, dass der Platz neu gestaltet wird oder neu gemacht wird.
Es war tatsächlich schon so, dass manche dieser Steinplatten jedes Jahr neu verlegt werden
mussten, dass man stolpern konnte, dass immer mehr zu reparieren war. Es war einfach die Lebensdauer dieses Oberflächenbelages abgelaufen.
Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass das unverwechselbare am Stephansdom seine Asymmetrie ist, mit diesem einen extrem hohen Turm. Dadurch hat er eine wirklich fantastische Dynamik auch
in der Architektur und so hat er diese Spirale, die wirklich in die 3. Dimension und zum Himmel
hinauf zeigt.“
„Die Archäologie in Wien wird nie alles ausgraben können. Es ist ein großes Stadtgebiet, es ist ein
verbautes Gebiet und wir haben 7000 Jahre Geschichte.“
„Dieses Arbeiten an etwas, dass einen selbst überdauert, hat ja auch eine Faszination.
Also wir sind natürlich heute in unserer Gesellschaft eher geprägt auf schnell etwas zu beginnen, wo man schon weiß, wann die Fertigstellung sein wird - klappt auch oft nicht.
Aber es fasziniert mich, dass damals Leute begonnen haben, die selber gewusst haben, es
werden bestenfalls die Enkel oder Urenkel eine Fertigstellung erleben und ich finde das faszinierend in so etwas eingebettet zu sein, dass über einen längeren Strom geht.“
„Es ist auf jeden Fall eine Baustelle für die Ewigkeit. Das, was wir heute einbauen, soll auf jeden Fall die nächsten 50 Jahre halten und ich hoffe, dass ich es meine Enkelkinder auch noch zeigen
kann.“
„Eine Stadt, wie Wien, muss wachsen. Eine Stadt, wie Wien, bekommt immer mehr Menschen, die
immer mehr Raum brauchen, immer mehr Infrastruktur - also ist es notwendig Neues zu schaffen
und in die Zukunft zu blicken. Aber 100%ig prägen diesen Platz und diesen Dom die Stadt Wien
und zwar in jeder Epoche und zu jedem Jahrhundert.“
Archiv-Video vom 01.02.2018:
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Neugestaltung Stephansplatz - Episode 3
Die Neugestaltung des Stephansplatzes lässt sich auf ein Wort zusammenführen: Offenheit. Das ist nicht neu? Der Platz erfährt auch keine neue Nutzung und das ist heute wieder etwas Besonderes. Als zentraler Ort Wiens war er Sammel- und Mittelpunkt, Umschlags- und Heimatort, ohne Zwang, ohne Hierarchie. Der Stephansplatz ist offen für alles und alle. Wie er das war, vor fünfzig Jahr', und wie er es bleiben wird, begleitet querstadt in vier Episoden, mit den WienerInnen gemeinsam - vom Mittelpunkt zurückblicken, überblicken und ausblicken.
Länge: 7 Min.
Produktionsdatum: 2017
Copyright: Querstadt