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Mitschrift

Michael Häupl, Wiener Bürgermeister: "Ich möchte mich bei diesen Missbrauchsopfern entschuldigen dafür, was ihnen angetan wurde. Wir werden mit dieser Entschuldigung dieses Leid nicht wiedergutmachen können, aber was wir damit wollen, ist, den Menschen ihre Würde wieder zurückgeben. Daher bitte ich Sie, dies auch mit all der Empfindung, die ich damit verbinde, so weiterzugeben."

47 Menschen die in Heimen der Wiener Jugendwohlfahrt untergebracht waren, haben sich bislang bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft gemeldet. Sie haben angegeben in den Jahren von 1944 bis 1997 Opfer von Missbrauch geworden zu sein. Gemeinsam mit dem Weissen Ring will die Stadt sich ihrer Verantwortung stellen.

Udo Jesionek, Weisser Ring: "Und das heißt, wenn ein Opfer kommt, einmal ein Gespräch anbieten und wenn es sich herausstellt, dass es psychische Probleme hat, ein Gespräch mit einer Therapeutin - allenfalls eine längere Therapie - das muss dann geschaut werden. Und dann noch die Abklärung, was sonst noch herum ist. Es ist ja sehr oft so, dass es nicht nur psychische Probleme sind, sondern der gesamte soziale Kontext ist durcheinander und da bin ich sehr froh, dass sich die Gemeinde Wien hier einschaltet."

Christian Oxonitsch, Stadtrat für Bildung, Jugend, Information und Sport: "Es gibt zum Beispiel ein Opfer, das ein Problem mit einer entsprechenden Gedenktafel einer Einrichtung hat, die wir historisch aufarbeiten wollen."

Die Kinder- und Jugendanwaltschaft ist zentrale Anlaufstelle für Opfer aus Heimen der Wiener Jugendwohlfahrt. Wobei die Weiterleitung der Akten an die Staatsanwaltschaft nur mit dem Einverständnis der Betroffenen erfolgt.

Udo Jesionek, Weisser Ring: "Ich glaube, es ist einmal ganz wichtig, dass es publik wird. Schauen Sie, bis jetzt war das ja völlig tabuisiert. Das Kind, das im Heim war, niemand hat darüber geredet. Wenn das Kind nach Hause gekommen wär und gesagt hätte, ich werde missbraucht, hätte er ein paar Watschen gekriegt, weil keiner glaubt, dass der brave Erzieher - noch entsetzlicher in der Kirche - dass der Kaplan das macht. Das war ja völlig hilflos. Das heißt, es gibt eine ungeheure Dunkelziffer. Viele, die sich einfach nicht an die Öffentlichkeit gewandt haben."

Das Publikmachen jedes einzelnen Falles kann bereits ein Schritt in Richtung Prävention sein. Aber auch an anderen Stellen kann Prävention weitere Kinder vor einem ähnlichen Schicksal schützen.

Christian Oxonitsch, Stadtrat für Bildung, Jugend, Information und Sport: "Also, ich denke, dass die Heimreform 2000 ein ganz wesentlicher Schritt war. Wir haben diese Großeinrichtungen, in denen es zu den entsprechenden Vorkommnissen gekommen ist, nicht mehr, oder wenn, dann nicht mehr mit diesem pädagogischen Konzept. Und wir müssen ständig unsere sozial-pädagogischen Standards überprüfen. Wir tun das. Wir haben als einziges Bundesland im Bereich der Jugendwohlfahrt eine eigene Forschungsstelle, die ständig die entsprechenden pädagogischen Standards überarbeitet, evaluiert, um hier auch entsprechend zusätzliche Maßnahmen zu bringen. Und, ganz wichtig natürlich: Auch die Ausbildung im Bereich der Prävention zu verstärken."

Jeder Betroffene, der in Obsorge des Wiener Jugendamtes war, hat das Recht, seine Akte und damit seine Geschichte einzusehen. Die Akteneinsicht kann bei der Wiener Kinder- und Jugendhilfe, Gruppe Recht, beantragt werden.

Archiv-Video vom 24.08.2010:
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Mediengespräch des Bürgermeisters: Unterstützung von Missbrauchsopfern

Für Menschen, die in den Heimen der Wiener Jugendwohlfahrt Opfer von Gewalt und Missbrauch geworden sind, übernimmt die Stadt nun Verantwortung. Neben Entschädigungszahlungen werden auch Therapiekosten ersetzt.

Länge: 2 Min. 58 Sek.
Produktionsdatum: 2010
Erstausstrahlung: 25.08.2010
Copyright: Stadt Wien

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