Schadensanalyse an der Rathausfassade

Gesteinsverwitterung ist ein unvermeidbarer natürlicher und lebensnotwendiger Prozess, der Besiedelung mit Leben auf dem Planeten Erde ermöglichte. Prinzipiell sind chemische - also im weitesten Sinne lösende - und physikalische - also im weitesten Sinne sprengende - Vorgänge für die Gesteinsverwitterung verantwortlich.

Im Rahmen der umfassenden Voruntersuchungen und Analysen für die Restaurierung der Fassaden wurden folgende unterschiedliche Schadensbilder festgestellt:

Krusten- und Schalenbildung

Ausgebrochene Stellen an einer Steinfigur

Abgeblätterte Kruste

Die an den Außenfassaden vorherrschenden Schadenszustände sind auf die Einwirkung von Wasser zurückzuführen. Die Folgen sind Krusten- und Schalenbildung, Salzkristallisation und Frostsprengung.

Aufgrund der im Gestein in den Porenräumen zirkulierenden, zum Beispiel durch Kohlen- oder Schwefelsäure angesäuerten Feuchtigkeit kommt es zu Lösungsprozessen, die im Bereich der Verdunstungsoberflächen häufig zu Krustenbildung führen. Im Großstadtbereich, mit ehemals hoher SO2-Belastung, bestehen diese Krusten meist aus Gips, die durch Ruß- und Staubpartikel schwarz gefärbt sind.

Das Hauptproblem der Krusten und Schalen ist ihre abdichtende Wirkung. Das Gestein kann nicht mehr ungehindert austrocknen. In der Stauzone hinter der Kruste kommt es zu einer vermehrten Gesteinszersetzung durch chemische Lösungsprozesse. Außerdem sind diese Bereiche dicht von Algen, Bakterien und Pilzen besiedeln. Diese zerstören die Gesteinssubstanz. Durch die schwarzen Krusten heizt sich der Stein auch deutlich stärker auf. Durch die Hitze dehnt sich die Oberfläche. Die Spannungen, die dabei entstehen, lockern den Stein unter der Kruste noch weiter auf.

Verschmutzung und Bewuchs

Dunkle Schmutzschicht auf Steinfigur

Graue bis schwarze Verschmutzungen

Die Natursteinfassaden weisen flächige, meist homogene graue bis schwarze Verschmutzungen mit Neigung zur Krustenbildung auf. Teilweise sind die Steinoberflächen mit Belägen wie zum Beispiel Flugstaub, Flugerde oder Vogelkot verschmutzt. Zudem besiedeln partiell Moose, Algen, Flechten sowie Mikroorganismen die Steinoberflächen.


Mineralische Ablagerungen

Helle Ablagerungen auf Steinfigur

Versinterung an einem Figurenarm

Gipssinterbildungen liegen entweder als harter Glassinter, als dicker Zäpfchensinter oder aber auch als dünner heller Belag vor. Sinter nennt man Gestein, das durch mineralische Ablagerungen entsteht. In manchen Bereichen reicht die Vergipsung einige Millimeter tief in den Stein hinein. Insgesamt ist der Vergipsungsgrad, mit Ausnahme der Front Rathausplatz, aber nicht sehr ausgeprägt.


Rückwitterung

Brüchige Oberfläche einer Steinsäule

Schadhafte Säule

Partielle tiefgreifende Bindemittelverluste der Kalksandsteine schwächen die Werksteine vor allem in exponierten Bereichen und führen zu massiven Folgeschäden. Stellenweise zeigen die verwitterten Gesteinsoberflächen Absandungen, Abschalungen, Abplatzungen, Aufblähungen sowie Riss- und Haarrissbildungen. Vor allem letztere führen zu größeren Fehlstellen, die sehr oft mit Formverlusten einhergehen (zum Beispiel bei Kapitellen, Säulenbasen, Skulpturen, Reliefs oder Gesimsen).

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