Arbeitsschritte bei der Sanierung der Rathausfassade
Sichern, lösen und vorfestigen
In den ersten Arbeitsgängen werden lose Teile gesichert. Schadhafte Stellen und Ergänzungen, wie zum Beispiel Vierungen (Steinauswechslungen) sowie die Fugen, werden ausgelöst. Poröse (löchrige) Fassadenteile werden mit Kieselsäureester vorgefestigt. Kieselsäureester verwandelt sich bei Luftfeuchtigkeit zu Kieselgel, das feinste Risse und Spalten im Stein auskleidet.
Reinigen
Anschließend wird mit der Reinigung der Steinelemente begonnen. Zur Anwendung kommt ein Niederdruck-Rotationsstrahlverfahren. Bei diesem Verfahren wird ein kreisender Strahl aus Glaspudermehl mit niedrigem Druck auf den Stein geblasen. Die Körner des Glaspudermehls haben einen Durchmesser von 0,09 bis 0,25 Millimetern. Der Druck beträgt maximal 0,8 Bar.
Stellen mit sehr weichem und porösem Stein werden mit einem Mikrosand-Strahlgerät mit einem deutlich geringeren Druck von 0,2 Bar gereinigt. Derartige Geräte werden im Allgemeinen nur bei Laboruntersuchungen verwendet. Sie bedeuten einen erhöhten Arbeits- und Zeitaufwand. Beide Strahlverfahren sind besonders materialschonend.
Erneuerung kleiner Schäden
Nach der Reinigung werden beschädigte Fassadenteile mit einer Fläche ab circa 10 mal 10 Zentimetern geviert, das heißt ausgewechselt beziehungsweise erneuert. Davon sind vor allem exponierte Zierteile im Bereich der Wimpergen (giebelartige Bekrönungen über Portalen und Fenstern) oberhalb der Balustrade betroffen. Wenn erforderlich, werden diese Teile zusätzlich mit Zapfen und Klammern aus rostfreiem Stahl gesichert.
Kittungen und ergänzende Auftragungen in Kunststein werden nur wenn unbedingt notwendig ausgeführt. Die einzelnen spezifischen Maßnahmen werden bei regelmäßigen Begehungen vor Ort festgelegt.
Fugen sanieren
Danach folgt die Steinfugensanierung, bei der die Fugen in Körnung, Farbe, Dichte (Porosität), Härte und Oberflächenstruktur dem Originalstein angepasst werden. Um die Steinfassade nachhaltig vor Schädigung durch Niederschläge zu schützen, wird der alte Mörtel aus allen offenen, lockeren und unsauberen Steinfugen bis in ausreichende Tiefe entfernt und mit einem neuen Mörtel verschlossen.
Verfugungen der waagrechten Fassadenteile (Gesimse, Balkon et cetera) und Anschlussfugen an andere Materialien wie Fensterrahmen oder Blechteile werden mit einer dauerelastischen Dichtmasse verschlossen.
Kalkschlämme auftragen
In Bereichen mit stark verwitterter Oberfläche wird zur optischen Beruhigung beziehungsweise zur Glättung eine Kalkschlämme aufgetragen. Der Grobkorn- und Feinkornanteil der Schlämmen muss sich in seiner Oberflächengestalt dem umgebenden Gestein anpassen. So können ausreichende porenfüllende und oberflächenreduzierende Eigenschaften gewährleistet werden.
Gesimse und Balustraden verblechen
Die Balustrade und das oberste Gesims des Rathauses sind der Witterung besonders ausgesetzt. Ein entsprechend hoher Zerstörungsgrad wurde festgestellt. Künftig sollen diese exponierten Stellen durch Bleche geschützt werden. Als Material wird nicht-glänzender Edelstahl verwendet. Das Blech wird vom Gehsteig aus nicht sichtbar sein.
Restaurierung der Figuren
Die Figuren spielen bei der Sanierung eine besondere Rolle. Die vielen Fehlstellen und Verluste erfordern ein hohes Maß an bildhauerischer Ergänzung. Zudem wurden die Figuren aus Savonnières-Kalkstein geschaffen, der ein hochsensibles Material darstellt.
Weiterführende Informationen
Stadt Wien | Bau- und Gebäudemanagement
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