Wirkung der Anhebung der Parkgebühr am 1. März 2012
Am 1. März 2012 wurde die Kurzparkgebühr in Wien von 1,20 Euro auf 2 Euro pro Stunde angehoben. Im Rahmen des Forschungsprojektes COMPASS wurden Parkraumerhebungen in zwei Testgebieten durchgeführt, die unter anderem die Reaktion der Nachfrage auf die Preisanhebung untersuchen konnten. Damit ergab sich zum ersten Mal in Wien die Möglichkeit, die direkten Auswirkungen einer Parkgebührenerhöhung auf die Nachfrage zu analysieren.
Die vorherigen Änderungen der Parkgebühren waren entweder zu geringfügig für eine signifikante Nachfrageänderung oder sie waren mit anderen Änderungen des Stellplatzregimes verbunden, wie insbesondere Ausweitungen des Gebietes oder der Bewirtschaftungszeiten.
Methode
Für die Parkraumuntersuchung wurden zwei Testgebiete mit jeweils rund 1.500 Straßenstellplätzen im 1. und 6. Bezirk ausgewählt. Das Testgebiet im 1. Bezirk liegt zwischen Parkring und Seilerstraße, das Testgebiet im 6. Bezirk umfasst den Mittelteil des Bezirks im Bereich von Gumpendorfer Straße und Hofmühlgasse.
In beiden Testgebieten wurden in drei Erhebungswellen die Zahl der Kurz- und Dauerparkerinnen- und -parker sowie die Abstelldauer erhoben. Die erste Erhebungswelle wurde Ende Februar 2012 (8. Kalenderwoche), kurz vor der Gebührenerhöhung von 1,20 auf 2 Euro pro Stunde durchgeführt. Die beiden anderen fanden drei beziehungsweise sieben Wochen nach der Gebührenerhöhung statt.
Hauptergebnis
Die deutliche Gebührenerhöhung um 67 Prozent hat zu signifikanten Nachfrage-Reaktionen geführt: Die Nachfrage durch Kurzparkerinnen und -parker konnte im 1. Bezirk um 12 Prozent und im 6. Bezirk sogar um 21 Prozent verringert werden. Dabei ist sowohl die Zahl der ankommenden Fahrzeuge kleiner als auch die mittlere Abstelldauer kürzer geworden. Bei den Dauerparkerinnen und -parkern konnte hingegen keine Reaktion beobachtet werden. Da diese von der Erhöhung der Kurzparkgebühren nicht betroffen sind, war das auch erwartet worden.
Infolge des Nachfrage-Rückgangs hat die Zahl der freien Stellplätze im 1. Bezirk um 34 Prozent und im 6. Bezirk um 19 Prozent zugenommen. Dies führt erfahrungsgemäß auch zu einer Reduktion der verkehrsbehindernden Falschparkerinnen und Falschparker und des Parkplatzsuchverkehrs.
Die unterschiedliche Nachfrage-Reaktion im 1. und 6. Bezirk ist ein deutlicher Hinweis auf die unterschiedliche Zahlungsbereitschaft der Parkplatzsucherinnen und -besucher in unterschiedlichen Stadtgebieten. Kurzparkplätze im 1. Bezirk haben einen höheren "Marktwert" als jene im 6. Bezirk.
Download
Vorher-Nachher-Analyse der Erhöhung der Parkgebühren in Wien am 1. März 2012 (1,9 MB PDF)
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