Heuschrecken

  • Wien ist die Heimat von 85 Heuschreckenarten. Das entspricht 61 Prozent der Arten in Österreich.
  • Die Tiere ernähren sich meistens von Gräsern. Manche Arten fressen aber auch andere Insekten.
  • Die meisten Arten sind im Wienerwald im Westen und in der Lobau im Osten anzutreffen.
  • Die Zahl der Arten nimmt stetig ab. Daher werden in Wien Schutzmaßnahmen für Heuschrecken umgesetzt.

Aussehen

Große Sägeschrecke: Die räuberisch lebende Langfühlerschrecke zählt zu den größten und seltensten Arten in Österreich. Ihre Nahrung sind vorwiegend andere Heuschrecken, Grillen und sogar Gottesanbeterinnen.

Heuschrecken gibt es in unterschiedlichen Größen, von wenigen Millimetern Länge bis zu gut 7 Zentimeter. Charakteristisch für alle Heuschrecken-Arten sind die zu Sprungbeinen umgestalteten Hinterbeine. Mit ihnen können sie mit einem Satz ein Vielfaches ihrer Körperlänge zurücklegen.

Farblich sind sie meist gut an ihre Umgebung angepasst. Sie treten in unterschiedlichen Grün- oder Brauntönen auf, einige Arten wie zum Beispiel die Höckerschrecke sind auffallend mehrfarbig, mit schwarzen, roten und gelben Farbtönen.

Alle Heuschrecken weisen beißend-kauende Mundwerkzeuge auf. Sie haben meist 2 Flügelpaare. Bei manchen Arten sind diese auf ein Minimum zurückgebildet, bei anderen wiederum sind sie voll entwickelt. Diese Flügel ermöglichen es vielen Heuschreckenarten, gut zu fliegen.

Ihre Fühler verwenden Heuschrecken, um sich in ihrer Umgebung sensorisch zu orientieren.

Fürs Sehen haben Heuschrecken 2 Augentypen. Mit den Facettenaugen nehmen sie ihre Umwelt wahr. Bewegungen können sie gut erkennen. Die Einzelaugen auf der Kopfvorderseite nutzen die Heuschrecken zum Sehen in der Dämmerung.

Verbreitung und Lebensraum

Beiges Insekt mit schwarzer Musterung, Fühlern und Sprungbeinchen

Große Höckerschrecke: Die Weibchen können nicht fliegen, die Männchen sind hingegen gute Flieger und erzeugen im Flug ein weiches Schnarren. Markant sind die roten Schienen (Tibiae) der Hinterbeine. Sie legen ihre Eier in erdige Böden ab.

Weltweit gibt es rund 26.000 unterschiedliche Heuschrecken-Arten. Ihre Verbreitung zieht sich über alle Kontinente. Sie sind beinahe überall anzutreffen: im Wald, auf Wiesen, doch auch im Wüstensand oder im Gebirge.

Wien ist die Heimat von bislang 85 Heuschreckenarten (das entspricht 61 Prozent der Arten in Österreich). Ein Grund für die hohe Artenvielfalt in Wien liegt an der geographischen Lage. Hier trifft die pannonische Klimaregion auf die alpine. Ein weiterer Grund ist der hohe Anteil an Schutzgebieten und unterschiedlichsten Grünflächen. Viele Arten fühlen sich auf mageren, trockenen Wiesen besonders wohl. Zu finden sind sie aber überall im Stadtgebiet, wo es Grünflächen gibt. Eines ihrer auffälligsten Merkmale ist das Sprungvermögen, von dem sich auch ihr Name (schrecken ist aufspringen) ableitet.

Am beliebtesten bei den Wiener Heuschrecken sind der Wienerwald im Westen und die Lobau im Osten. Hier können die meisten Arten angetroffen werden.

Heuschrecken lieben große Magerwiesen mit einer vielfältigen Struktur, wie sie zum Beispiel im Wienerwald vorkommen. Doch auch die Trockenwiesen entlang der Donauinsel oder die Feuchtgebiete am Wienfluss und in der Lobau bieten zahlreichen Arten Lebensraum.

Selbst auf Verkehrsinseln, in Gewächshäusern oder am Balkon finden Heuschrecken ein Zuhause.

Lebensweise

Schwarzes Insekt mit Fühlern und Springbeinen

Die Feldgrille ist ein Allesfresser und nimmt überwiegend pflanzliche Nahrung auf, aber auch Bodentiere. Die geschlechtsreifen Männchen locken mit ihrem Gesang Weibchen an.

Heuschrecken sind wechselwarm und damit stark von der Umgebungstemperatur abhängig. Um im Sommer auf "Betriebstemperatur" zu kommen, nehmen sie gerne einmal ein Sonnenbad.

Ihre Ernährung ist je nach Art unterschiedlich. Die meisten Arten fressen Grünfutter (bevorzugt Gräser), die Laubheuschrecken bevorzugen jedoch Mischkost. Sie verzehren neben verschiedenen Pflanzen auch Insekten. Mit ihrem Beißwerkzeug trennen sie Nahrungsstücke ab, die sie dann zermahlen.

Zur tierischen, eiweißhaltigen Nahrung der Heuschrecken zählen vorwiegend Insekten wie Fliegen, Raupen, Blattläuse oder Artgenossen. Einzelne Arten ernähren sich auch von Kadavern größerer Tiere. Ihren Durst stillen sie einerseits über die Nahrung, andererseits vor allem durch Morgentau.

Der Entwicklungszyklus der meisten Schrecken in Österreich startet im Frühjahr mit dem Schlüpfen der ersten Nymphen. Während die Tiere wachsen, häuten sie sich je nach Art 4 bis 10 Mal, bis sie nach der letzten Häutung voll entwickelt sind. Dabei können sich manche Arten in ihrer Färbung der jeweiligen Umgebung anpassen.

Die Männchen beginnen nun mit der Brautwerbung und tragen ihre Gesänge vor, je nach Art bei Sonnenschein oder auch nachts. Nach der Paarung legen die Weibchen im Hochsommer ihre Eier ab. Hierfür bevorzugen einige Arten den Boden, andere nutzen Pflanzen.

Im Herbst sterben die meisten Heuschrecken, während ihre Eier die kalte Jahreszeit überdauern, bevor im Frühjahr wieder Nymphen schlüpfen. Einige Arten überwintern als Nymphen oder als erwachsenes Tier (zum Beispiel Feldgrille und Dornschrecke).

Gefährdung und Schutzmaßnahmen

Die Zahl der Heuschrecken-Arten nimmt, wie auch jene anderer Insekten-Arten, stetig ab. Die Gründe dafür sind der Verlust von Lebensräumen durch die Aufgabe der Bewirtschaftung oder Intensivierung. Auch Gewässer-Regulierungen oder Pestizide machen ihnen das Überleben schwer.

Heuschrecken, die auf den Wiesen Wiens die größte Biomasse darstellen, sind somit entscheidender Faktor für den Naturhaushalt und für das Überleben zahlreicher anderer Tierarten wie Eidechsen, Vögel, Maulwürfe et cetera überlebenswichtig. Unter den Vögeln sind viele gefährdete Großinsektenjäger, wie der Wiedehopf, auf das Vorhandensein von Heuschrecken angewiesen.

Schutzmaßnahmen für Heuschrecken und andere Insektenarten:

  • Erhaltung von "Gstätten" (Brache) und anderen strukturreichen, offenen, trocken Lebensräumen (zum Beispiel Trockenrasen und -wiesen, naturnahe Uferbereiche)
  • Gezieltes Schutzgebietsmanagement
  • Erhalt und das Anlegen von Korridoren zwischen den Vorkommensgebieten

Tipps für mehr Heuschrecken-Vielfalt im Garten:

  • Statt häufigem Rasenmähen eine Blumenwiese anlegen
  • Strukturreichtum durch Totholz, Staudenbeete oder offene Bodenstellen fördern
  • Auf Dünger und Gift verzichten, heimische Pflanzen bevorzugen
  • Den Garten wachsen lassen, denn ständige Änderungen stören eine artenreiche Entwicklung.

Publikationen

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