Lebensmittelabfälle: Zahlen, Daten und Fakten

Verschwendung auf der einen Seite, Hunger auf der anderen

1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel werden im Jahr weggeworfen oder sind Verluste entlang der Wertschöpfungskette. Das ist rund ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel. Industrieländer und Entwicklungsländer unterscheiden sich in der Summe der Verluste an Lebensmitteln nicht wesentlich. Sie liegen jeweils bei 670 beziehungsweise 630 Millionen Tonnen.

Für Europa schätzen die Autorinnen und Autoren der FAO-Studie (1,1 MB PDF) einen jährlichen pro Kopf Verlust über die gesamte Wertschöpfungskette von 280 bis 300 Kilogramm. Europäerinnen und Europäer sowie Nordamerikanerinnen und Nordamerikaner werfen zwischen 95 und 115 Kilogramm Essen im Jahr im Haushalt weg, vor allem Obst und Gemüse, obwohl ein Großteil noch genießbar wäre. Hinzu kommen Berge von Lebensmitteln, die der Einzelhandel aussortiert.

Die Menschen in Afrika und im südlichen Asien werfen dagegen kaum etwas weg. Doch auch dort gibt es große Lebensmittelverluste von über 40 Prozent nach der Ernte und bei den folgenden Schritten, weil Lebensmittel unzureichend gelagert, verpackt und gekühlt werden.

Gründe für das Wegwerfen

Weggeworfene Lebensmittel pro Kopf und Jahr (in Kilogramm) in verschiedenen Regionen der Welt

Weggeworfene Lebensmittel pro Kopf und Jahr (in Kilogramm) in verschiedenen Regionen der Welt. Quelle: greenpeace magazin 5.11

In den Industrieländern gehen die Lebensmittel zu über 40 Prozent im Handel sowie bei den Konsumentinnen und Konsumenten verloren, überwiegend, indem essbare Lebensmittel weggeworfen werden. Die Gründe dafür liegen einerseits in der mangelnden Abstimmung zwischen den einzelnen Handelsstufen und andererseits in den Konsumgewohnheiten. Viele Lebensmittel werden weggeworfen, weil sie in Form und Aussehen nicht der erwarteten Norm entsprechen. Fehlende Einkaufsplanung oder übertriebene Vorsicht bei Haltbarkeitsdaten werden in der FAO-Studie genannt. Oft wird zudem mehr eingekauft, als tatsächlich benötigt wird. Durch den Kauf kleinerer Portionen oder Packungen und zum Beispiel durch das Einfrieren von Lebensmitteln könnte der Verschwendung mehr Einhalt geboten werden.

In der Europäischen Union werden jedes Jahr pro Person durchschnittlich 179 Kilogramm Lebensmittel weggeworfen. Das macht insgesamt zirka 89 Millionen Tonnen Abfall pro Jahr. Gemäß einer von der EU finanzierten Untersuchung "Preparatory study on food waste across EU 27" (6,2 MB PDF) gehen 42 Prozent aller weggeworfenen Lebensmittel auf das Konto der privaten Haushalte. 39 Prozent landen bei den Herstellern im Müll, 14 Prozent in der Gastronomie und fünf Prozent bei den Einzelhändlern.

Tonnen an Essbarem landen auch in Österreich im Müll

Österreichische Haushalte werfen bis zu 157.000 Tonnen an angebrochenen und original verpackten Lebensmitteln weg, obwohl diese bei rechtzeitigem Konsum genießbar gewesen wären. Durchschnittlich werfen der Wiener und die Wienerin jährlich rund 40 Kilogramm an Lebensmitteln weg, die eigentlich gegessen hätten werden können. Die Entsorgung über die Restmüllbehälter stellt dabei nur eine der Schienen dar, über die Lebensmittel entsorgt werden. Werden noch die anderen Entsorgungswege berücksichtigt, wie zum Beispiel Eigenkompostierung, Sammlung über die Biotonne usw. ist von einem noch größeren Anteil an weggeworfenen originalen und angebrochenen Lebensmitteln auszugehen. Oftmals wäre das Wegwerfen von Lebensmitteln bei rechtzeitigem Verzehr, ordnungsgemäßer Lagerung oder durch verbessertes Haushaltsmanagement vermeidbar gewesen.

Häufige Gründe sind falsche Planung von Einkäufen und Mahlzeiten (ungeplante Genusskäufe), falsche Lagerung bzw. Aufbewahrung von Lebensmitteln. Viele Menschen wissen nicht mehr, wie man Lebensmittel richtig lagert und wie man deren Qualität feststellen kann. Viele verlassen sich auf das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD), das umgangssprachlich ja auch Ablaufdatum heißt. Damit wird fälschlicherweise assoziiert, dass nach seinem Erreichen ein Lebensmittel ungenießbar wird. Aber auch zu große Lock-Packungen oder häufiges Außer-Haus-Essen sind Anlass zum Wegschmeißen.

Essen statt kübeln - Tipps gegen Lebensmittelverschwendung

Wie wertvoll sind Lebensmittel?

Lebensmittel werden äußerst rohstoffintensiv produziert, kilometerweit transportiert, gekühlt und zu qualitativ hochwertigen Speisen verarbeitet. Wenn sie weggeworfen werden, müssen sie energie- und kostenintensiv entsorgt werden. Der Wert der Lebensmittel, die von einem österreichischen Haushalt jedes Jahr weggeworfen werden entspricht etwa 300 bis 400 Euro.

Aus den Befragungsergebnissen AMA-Motivanalyse 2010 ist der Preis eines Lebensmittels eines der Hauptkriterien für eine Kaufentscheidung. Angesichts der großen Mengen an originalen und angebrochenen Lebensmitteln im Restmüll erscheint es für Verbraucherinnen und Verbraucher schwer vorstellbar, dass zum Beispiel in Salzburg pro Jahr durchschnittlich 227 Euro auf diese Weise in den Restmüllbehältern von Privathaushalten verschwinden.

Aufklärung und Bewusstseinsbildung

Viele Bilder bleiben nachhaltig in Erinnerung und führen uns vor Augen, dass unser Umgang mit Lebensmitteln auch dramatische Folgen für Menschen in anderen Ländern der Welt hat. Weggeworfene Lebensmittel sind nicht nur ethisch und für die Gesellschaft ein Problem, sondern verursachen, angefangen von der Landwirtschaft über die Lebensmittelverarbeitung, den Handel bis hin zur Entsorgung durch die Konsumentinnen und Konsumenten, unterschiedliche Umweltauswirkungen.

In Wien wird täglich jene Menge an Brot als Retourware vernichtet, mit der die zweitgrößte Stadt Österreichs, das ist Graz, versorgt werden kann.

Dieser Satz bestürzt seit dem Jahr 2005 tausende Kinobesucherinnen und -besucher des österreichischen Films "We feed the World" von Erwin Wagenhofer.

Im Kinofilm "Taste the waste" vom Filmemacher Valentin Thurn wird berichtet: "Die Lebensmittel, die wir in Europa und Nord-Amerika wegwerfen, würden ausreichen, um die Hungernden der Welt dreimal zu ernähren."

Buch- und Filmtipps

Was sind Lebensmittelabfälle?

Die im Haushalt anfallenden Lebensmittelabfälle können nach ihrem Vermeidungspotenzial in folgende Gruppen unterteilt werden:

  • Zubereitungsreste: fallen beim Putzen und bei der Zubereitung von Obst, Gemüse, Fisch und Fleisch an und sind großteils nicht essbare Bestandteile der Lebensmittel. Beispiele sind Eierschalen, Kaffeesud, Schalen und Knochen
  • Speisereste: klassische Tellerreste nach der Mahlzeit
  • originale Lebensmittel: Teil einer größeren Verpackungseinheit oder ganzes Stück eines unverpackten Lebensmittels, zum Beispiel ein ganzer Apfel
  • angebrochene Lebensmittel: halbvolle Packungen, angeschnittene Lebensmittel

Während Zubereitungsreste bei der Verwendung von frischen Produkten kaum zu vermeiden sind, können die drei anderen Lebensmittelabfallarten durch sorgfältige Planung, Einkauf, Lagerung, Verarbeitung und Verwendung theoretisch zu einem Großteil vermieden werden.

Tipps gegen Lebensmittelverschwendung - Bundesministerium

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