"Raus aus Gas"-Vorzeigeprojekt Kauergasse

  • Sanierung eines Gründerzeit-Wohnhauses auf Passivhausstandard (EnerPHit) inklusive Aufstockung in Holzbauweise und Begrünungsmaßnahmen
  • Umstellung von Einzelgasthermen beziehungsweise -konvektoren auf zentrale Fernwärme (Einbindung von Bäckerei-Abwärme in Planung)
  • Innovative Grauwasseranlage zur Unterstützung der Warmwasserbereitung aus Abwärme, Kühlung der Erdgeschoßlokale sowie zur Pflanzenbewässerung und WC-Spülung
  • 17-kWp-Dach-Photovoltaikanlage als gemeinschaftliche Erzeugungsanlage

Ein Gründerzeithaus im 15. Bezirk wird im Passivhausstandard saniert, auf Fernwärme umgestellt und mit einer innovativen Grauwassernutzung ausgestattet.

Gebäude in der Kauergasse

Ein Gründerzeit-Wohnhaus an der Ecke Kauergasse/Äußere Mariahilfer Straße im 15. Bezirk erfährt bis zum Frühjahr 2024 eine umfassende Transformation: Das teils desolate 3-stöckige Gebäude wird gemäß EnerPHit-Standard auf Passivhausniveau saniert, um 2 Dachgeschoße in Holzbauweise aufgestockt und mit Fassadenbegrünungen sowie einem Dachgarten versehen. Das Energiesystem wird im Zuge der Sanierung von dezentralen Gasthermen und Gaskonvektorheizungen auf eine zentrale Fernwärmeversorgung mit Wohnungsstationen umgestellt. Hierfür werden alle Wohnungen mit Fußbodenheizungen ausgestattet (bis auf eine, welche auf Wunsch der Mieter*innen mit Niedertemperatur-Heizkörpern versehen wird). Nach Möglichkeit soll auch Abwärme einer künftig im Erdgeschoß eingemieteten Bäckerei in das System eingebunden werden. Zudem wird eine 17-kWp-Dach-Photovoltaikanlage als gemeinschaftliche Erzeugungsanlage das Haus mit Sonnenstrom versorgen.

Eine große Besonderheit stellt darüber hinaus die Rückgewinnung von Grauwasser im Gebäude dar: Als Grauwasser wird das gering verschmutzte, fäkalienfreie Abwasser aus Bad, Dusche oder Waschmaschine bezeichnet, das etwa noch als Wärmequelle beziehungsweise anstelle von Frischwasser zum Beispiel zur WC-Spülung genutzt werden kann. In der Kauergasse wird das Abwasser aus Duschen und Waschbecken künftig in einem innovativen System gefiltert und anschließend über Wärmetauscher geleitet, um zuerst dessen Abwärme zur Unterstützung der Warmwasserbereitung zu nutzen und das abgekühlte Grauwasser sodann zur Kühlung der Erdgeschoßlokale einzusetzen. Abschließend wird das Wasser für die WC-Spülungen und zur Bewässerung eingesetzt. Letzteres geschieht automatisch über Tropfleitungen in den mit Pflanzen begrünten senkrechten Paneelen, die straßenseitig an den Balkonbrüstungen montiert werden (Greenwall-System).

Mit diesem gelungenen Maßnahmenmix wird das Gebäude aus der Gründerzeit direkt ins 21. Jahrhundert geholt.

Ausgangssituation der Energieversorgung

  • Unsanierter Gründerzeitbau mit sehr hohem Heizwärmebedarf von über 170 kWh/m2a
  • Dezentrale Gaskonvektoren beziehungsweise Gasthermen mit Heizkörpern
  • Dezentrale Warmwasserbereitung über Gas-Durchlauferhitzer beziehungsweise Gasthermen

Elemente des neuen Energiesystems

  • Zentraler Fernwärmeanschluss (künftige Einbindung von Abwärme einer Bäckerei im Erdgeschoss in Planung) mit Wohnungsstationen für Heizung und Warmwasserbereitung
  • Steigleitungen über neu errichtete Schächte im Stiegenhaus
  • Wärmeabgabe über neue Fußbodenheizungen beziehungsweise in 1 Einheit über Niedertemperatur-Heizkörper (Mieter*innen-Wunsch)
  • Wohnungsweise Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
  • Demonstrationsanlage zur thermischen und stofflichen Verwertung von Grauwasser zur Warmwasserbereitung, Kühlung der Erdgeschoßlokale sowie Pflanzenbewässerung und WC-Spülung
  • 17-kWp-Dach-Photovoltaikanlage als gemeinschaftliche Erzeugungsanlage (geplanter Jahresertrag 18.000 kWh)

Unterstützung durch die Stadt Wien

  • Das Gebäude wurde unter Verwendung von Förderungsmitteln des Landes Wien durchgreifend saniert (Sockelsanierung und Blocksonderförderung).

Über das Gebäude

  • Adresse: 15., Kauergasse 2
  • Gebäudetyp: Gründerzeit-Wohnhaus
  • Eigentümerschaft: privat
  • Fertigstellung: Frühjahr 2024
  • Heizwärmebedarf: höchstens 25 kWh/m2a gemäß EnerPHit (zuvor 170,2 kWh/m2a)
  • Bruttogrundfläche: 4.237 Quadratmeter (zuvor 2.523 Quadratmeter)
  • Anzahl der (Wohn-)Nutzeinheiten: 31 + 1 Betriebseinheit (zuvor 27 + 5)
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