5.1 Was tut Wien gegen die Hitzebelastung?
Die Wiener*innen haben in den letzten Sommern deutlich gespürt, dass es heißer wird. Meteorologische Zeitreihendaten bestätigen diese Wahrnehmung und zeigen, wie stark Hitzeperioden zugenommen haben: 13 der 14 wärmsten Jahre aus fast zweieinhalb Jahrhunderten Messgeschichte traten nach 2000 auf, das letzte leicht unterdurchschnittlich temperierte Jahr liegt mittlerweile 27 Jahre zurück. Das hat dramatische Konsequenzen für die Gesundheit der Menschen. Seit den 2010er Jahren liegt das Ausmaß der Übersterblichkeit infolge von Hitzewellen in Österreich bereits regelmäßig über der Anzahl der Verkehrstoten pro Jahr. Klimawandelprognosen lassen darauf schließen, dass diese Entwicklung gerade erst beginnt.
Der präventive Hitzewarndienst der Wiener Landessanitätsdirektion in Kooperation mit der ZAMG informiert z.B. Krankenanstalten, Einrichtungen zur Pflege und Betreuung, Rettungsorganisationen und den Zivilschutzverband im Voraus über bevorstehende Hitzewellen. Eine Hitzewelle findet statt, sobald die mittlere gefühlte Tageshöchsttemperatur an mindestens drei Tagen hintereinander über 35 Grad Celsius liegt und nachts nicht weniger als 20 Grad Celsius gemessen werden. Die Bevölkerung wird über die Stadtmedien rechtzeitig vor der bevorstehenden Hitzebelastung informiert.
Anknüpfend daran ist kürzlich der Hitzeaktionsplan der Stadt Wien erschienen, der konkrete Maßnahmenpakete aufzeigt, um unterschiedliche Zielgruppen – auch kurzfristig – bestmöglich vor den Folgen von Hitzebelastung zu bewahren. Der Aktionsplan widmet sich schwerpunktmäßig dem Schutz von vulnerablen Gruppen, wie Menschen mit physischen oder psychischen Erkrankungen, Kindern und älteren Personen, da diese in Hitzeperioden besonders gefährdet sind.
Eine wichtige Rolle spielen dabei auch die Wiener Bäder, die den Bewohner*innen die Möglichkeit zur Abkühlung und Erholung geben und sich zusätzlich positiv auf das Umgebungsklima auswirken. Die Wiener Bäderstrategie 2030 stellt sicher, dass diese auch in Zukunft hohe Qualität haben und für alle Wiener*innen zugänglich sind.
Wo die Stadt besonders empfindlich für Überhitzung ist, wissen wir: in den dicht bebauten inneren Bezirken und auf betonierten Flächen ohne Beschattung, wie Verkehrsflächen. Die umfassende Stadtklimaanalyse, die im Jahr 2021 durchgeführt wurde, ermöglicht es, diese städtischen Hitzeinseln zu verorten. Erstmals wurden sämtliche Messreihen der letzten 35 Jahre zusammengeführt, um Aussagen zum Stadtklima zu treffen. Neben thermischen Komponenten wurde auch die Winddynamik im Stadtraum erhoben, die einen erheblichen Einfluss auf die gefühlte Temperatur hat. Diese Datengrundlage ist notwendig, um besonders betroffene Gebiete identifizieren und gezielte Maßnahmen setzen zu können sowie zukünftige Bebauung klimaresilient zu gestalten.
Das Programm Infrastrukturelle Anpassung an den Klimawandel (InKA) der Stadtbaudirektion widmet sich seit 2018 intensiv der Frage, wie bauliche Maßnahmen zur Klimaanpassung rasch und effizient umgesetzt werden können. Im Zuge dessen werden geschäftsgruppen- und dienststellenübergreifend Maßnahmen und Projekte erarbeitet sowie Erkenntnisse aus bestehenden Strategien gebündelt. Schwerpunkte des Programms sind Begrünungsmaßnahmen und die flächendeckende Umsetzung des Schwammstadtprinzips, das die Wiener Stadtbäume auch in trockenen Zeiten mit ausreichend Wasser versorgen soll.
Konkrete Projekte zur Klimaanpassung fallen meistens in den Zuständigkeitsbereich der Bezirke. Über das Förderprogramm „Lebenswerte Klimamusterstadt“ können daher jährlich Klimaförderungen im Umfang von insgesamt 20 Millionen € von den Bezirken bezogen werden, bis 2025 werden 100 Millionen € investiert. Für Fassaden-, Dach- und Innenhofbegrünungen gibt es separate Fördertöpfe, auf die auch Privatpersonen zugreifen können. Straßenseitige Begrünungen werden mit max. 5.200 €, Dachbegrünungen mit max. 20.200 € gefördert. Projekte können online über die Website der Stadt Wien eingereicht werden.