3.1 Wie schaffen wir den Ausstieg aus fossilen Energien?
Die Versorgung von Gebäuden mit Wärme (Heizung und Warmwasser) und Kälte ist in Wien für rund 30 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich und ist damit neben der Mobilität der zweite große Hebel im Klimaschutz. Dabei geht es einerseits darum, weniger Energie zu verbrauchen und die notwendige Energie andererseits klimaneutral – also nicht mehr mit Erdgas oder Heizöl – zu produzieren. Wie die Statistik zum Energieverbrauch pro Kopf in Wien zeigt, ist dieser in den letzten Jahren nur leicht zurückgegangen.
Im Wiener Klimafahrplan werden Ziele für die Energieversorgung von Gebäuden festgelegt: Der Endenergieverbrauch für Heizen, Kühlen und Warmwasser in Gebäuden soll pro Kopf bis 2030 um 20 % und bis 2040 um 30 % (jeweils im Vergleich zu 2005) sinken. Bis 2040 ist darüber hinaus der vollständige Ausstieg aus fossilen Heizsystemen geplant.
Grundsätzlich sind kompakte, mehrgeschoßige Wohngebäude sowohl in der Errichtung als auch im Betrieb um einiges effizienter als Einfamilienhäuser. Aus diesem Grund steht Wien im Bundesländervergleich, was den Energiebedarf von Gebäuden betrifft, gut da (siehe Abbildung). Dennoch gibt es gerade im Gebäudebestand großes unausgeschöpftes Potenzial, was Sanierungen betrifft. Durch umfassende Gebäudesanierungen, die sowohl eine thermische Sanierung der Gebäudehülle als auch den Einsatz moderner, nachhaltiger Heizsysteme beinhalten, kann die Energieeffizienz in den nächsten Jahren noch einmal deutlich gesteigert werden. Zahlreiche städtische Förderschienen und Programme wie WieNeu+ zielen unter anderem darauf ab.
Mit der Verordnung der ersten Klimaschutz-Gebiete im Juni 2020 begann der strukturierte Ausstieg aus der fossilen Gasversorgung von Gebäuden. In diesen Gebieten wird sichergestellt, dass Neubauten ausschließlich mit einem klimaschonenden Energiesystem errichtet werden. Die diesbezüglichen Energieraumpläne liegen öffentlich zur Einsicht auf (auch online). Die Verordnung für alle Wiener Gemeindebezirke soll bis Anfang 2023 abgeschlossen sein.
Gemäß dem Wiener Klimafahrplan wird das Konzept „Wiener Wärme und Kälte 2040“ erarbeitet. Es beschreibt die Handlungsfelder und notwendigen Umsetzungsschritte, die für die Umstellung von mehr als einer halben Million Einheiten von Gas oder Heizöl auf Fernwärme, Wärmepumpen oder andere klimafreundliche Heizsysteme nötig sind.
Im Mai 2021 wurde der Startschuss für die Wiener Photovoltaik (PV)-Offensive gegeben. Bis 2025 soll die Produktion von Sonnenstrom laut dem Regierungsprogramm der Stadtregierung verfünffacht werden. Bis 2030 sollen PV-Anlagen etwa sieben bis neun Prozent des Wiener Stromverbrauchs decken.
Die Stadtverwaltung geht mit gutem Beispiel voran und stattet die eigenen Gebäude zunehmend mit PV-Anlagen aus. So wurden in den letzten beiden Jahren unter anderem Anlagen auf Dächern der Wiener Bäder, Öffi-Stationen der Wiener Linien, WiPark-Garagen, der Berufsrettung, Mistplätzen der MA 48, auf Gebäuden des Wiener Gesundheitsverbunds, auf Trinkwasserbehältern von Wiener Wasser, einer Kühlhalle der Wiener Stadtwerke und der Wiener Hauptkläranlage angebracht.
Für private und betriebliche PV-Anlagen können in Wien schon seit einigen Jahren Förderungen beantragt werden. Im Jahr 2020 wurden 246 PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 20,9 MWp mit 2.434.423 € gefördert. Weitere 217.690 € wurden als Förderung für 115 Stromspeicher mit einer Gesamtkapazität von 1198 kWh ausgeschüttet. Im Jahr 2021 wurden weitere 87 PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 14 520 kWh mit 2.369.784 € und 178 Stromspeicher mit 330.277 € und einer Gesamtkapazität von 2722 kWh gefördert.