3.2 Das Zeitloch zwischen 2015 und 2025
Erstmals in der Geschichte der Stadtplanung wird der STEP nun nicht mehr nach seinem Erscheinungsjahr, sondern nach seinem Visionshorizont benannt. Im 2014 beschlossenen STEP 2025 nehmen Haltung und Prozesse die Vorreiterrolle ein. Ein Überblick.
Barbara Uhde
2014 wurde der STEP 2025 nach einem intensiven zweieinhalbjährigen Erstellungs- und Diskussionsprozess unter der Federführung der MA 18 mit Fachleuten aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft sowie mit Vertreterinnen aus Bevölkerung und verschiedenen Institutionen beschlossen. Die Formate umfassten Arbeitsgruppen, Workshops, Future-Talks, Enquetes, Vorträge, Kamingespräche, Ausstellungen und einen eigens eingerichteten BürgerInnenrat. Der Prozess erstreckte sich über drei Phasen – erstens Vorbereitung, Einrichtung des Projektmanagements sowie Entwicklung der STEP-Dokumentstruktur; zweitens Sammlung, Konkretisierung und Ausarbeitung von Themen, Haltungen und Richtlinien; und drittens Textabstimmung, Gemeinderatsbeschluss und öffentliche Präsentation.
Nicht nur das Endprodukt, auch die Zwischenergebnisse der einzelnen Arbeitsschritte wurden medial stark verbreitet. Die umfangreiche Webpräsenz beinhaltet den STEP 2025 in deutscher und englischer Sprache, sämtliche Dokumente stehen als Gratis-Download in Kurz- und Langversion zur Verfügung, zudem wurden auch die früheren STEP 84, 94 und 05 digitalisiert und online gestellt. Darüber hinaus gibt es mehrere Marketingvideos und eine eigene Vermittlungskampagne.
Von der Stadtplanung zur Strategie
Der STEP 2025 definiert sich selbst als „strategisches Planungsdokument, das Prinzipien und Initiativen zur Steuerung der Entwicklung Wiens“ darstellt. Neu ist auch die Namensgebung, also 2025 als Zielvision anstatt wie bisher 05 für das Erstellungsjahr 2005. Im Zentrum stehen das starke Bevölkerungswachstum von Stadt und Region und die daraus resultierenden Herausforderungen an Flächenentwicklung, Grün- und Freiräume, Mobilität, Sozialbereich sowie Wohnungs- und Arbeitsmarkt. Ziel sei es, Wien bis 2025, wie es im STEP heißt, „lebenswert, sozial und geschlechtergerecht, weltoffen, prosperierend, lernend, ökologisch, partizipativ und mit den Nachbarinnen und Nachbarn in guter Zusammenarbeit“ weiterzuentwickeln.
Die Inhalte des STEP 2025 sind breit gefächert und eher im Überblick behandelt. Es geht verstärkt darum, die politische Haltung der Stadt in Ziele und Narrative zu fassen und entsprechende Rahmenbedingungen für städtebauliche Entwicklungen vorzugeben. Für fachliche Präzisierungen und räumliche Detailplanungen verweist der STEP 2025 auf die Fachkonzepte zu spezifischen Themenaspekten, auf städtebauliche Leitbilder und Masterpläne sowie auf Flächenwidmungs- und Bebauungspläne, die auf den Vorgaben des STEP aufbauen sollen. Weitere Schwerpunkte sind Bodenmobilisierung, Realisierung von Infrastruktur, Kooperation mit Bezirken und Region, Beteiligungsprozesse, Einbeziehung Privater sowie Monitoring- und Reflexionsprozesse.
Auffällig ist, dass fachliche Details und lokale Aspekte auf andere Planungsprozesse verlagert werden. Der STEP 2025 sieht heutige Stadtplanung zuallererst in Steuerung, Koordination und „Management staatlicher, gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Akteurinnen und Akteure in netzwerkartigen Strukturen“. Ordnungspolitische Abwicklung großer Pläne, so heißt es darin, sei heute nicht mehr zeitgemäß und verstehe sich in Folge „nicht mehr als Plan im Sinne einer Karte“, sondern „vielmehr als motivierende und vielfältige Darstellung von Maßnahmen zur Steuerung der Entwicklung in der Region Wien“.
Fokus auf Transformation
Das städtebauliche Leitbild umfasst Innenwachstum vor Außenwachstum, Stärkung der polyzentralen Stadtstruktur, Entwicklung entlang vorhandener Infrastrukturen, kompakte Bauformen für eingegrenztes Siedlungswachstum, attraktives Grün- und Freiflächenangebot, Ressourcenschonung, Wohnraumentwicklung im bereits bebauten Stadtgebiet sowie Steigerung der Lebensqualität in bestehenden Stadtstrukturen. Ein besonderer Fokus richtet sich auf Transformationsareale wie etwa ehemalige Bahnhofsflächen, auf monofunktionale Wohngebiete der 1950er- bis 1970er-Jahre sowie auf die weiter zu sanierenden und entwickelnden gründerzeitlichen Stadtgebiete. In Summe will man bis 2025 Platz für bis zu 120.000 Wohnungen bereitstellen.
Das Instrument der sogenannten Zielgebiete aus dem STEP 05 soll weitergeführt, die Zielgebiets-Koordinationsstellen weiterhin gestärkt werden. Die Evaluierung des Bestands und die Adaptierung der jeweiligen Gebiete obliegen bereits seit 2011 dem Gemeinderat und sind daher aus dem STEP 2025 entkoppelt. Weitere räumliche Entwicklungen werden im STEP 2025 auf die Erstellung lokaler Leitbilder ausgelagert.
Angesichts der vielen und sich überschneidenden Planungsebenen nimmt die Stadtentwicklungskommission eine immer wichtigere Rolle ein. Sie bereitet alle bedeutsamen Planungen für Gemeinderat und Stadtsenat vor und berät sich über strittige Fragen. Darüber hinaus werden die Planungsgemeinschaft Ost und das Stadtumlandmanagement in Fragen der Stadtentwicklung des Wiener Ballungsraums zunehmend involviert. Die ÖROK-Partnerschaften und die Baukulturellen Leitlinien für Wien sowie jene des Bundes bieten weitere Orientierungspunkte.
Barbara Uhde,
geboren 1985 in Wien, studierte Architektur an der TU Wien und an der Bauhaus-Universität Weimar. Neben EU-Forschungsprojekten zu Stadtentwicklungsplänen anderer europäischer Städte sowie intensiver Mitarbeit am Fachkonzept Hochhäuser und an den Baukulturellen Leitlinien des Bundes lag ihr Schwerpunkt in den vergangenen Jahren in der Lehre. Sie forscht zu Fragen rund um die Stadtentwicklungspläne Wiens seit 2013.