5.1 Internationales und nationales Umfeld
Die Wiener eHealth Strategie baut auf nationalen und internationalen Vorarbeiten auf und konkretisiert sie auf regionaler Ebene. Damit soll gewährleistet werden, dass
-
keine lokalen – für das Gesundheitswesen teuren – Speziallösungen entwickelt werden,
-
bereits vorhandene und funktionierende eHealth-Lösungen berücksichtigt werden und
-
keine mit dem EU-Vorgaben inkompatiblen Lösungen entstehen.
Die internationalen Aktivitäten im Bereich eHealth haben sich in den letzten Jahren verstärkt. Die Planung bzw. Umsetzung von elektronischen Gesundheits- bzw.- Patient*innenakten und die damit verbundenen IKT Infrastrukturen sind in vielen Ländern Europas in den jeweiligen eHealth Strategien fest verankert und teilweise auch schon weit vorangeschritten. Als unabdingbare Grundlage wird die Vereinheitlichung und Strukturierung des Formats der Gesundheitsdaten (Interoperabilität) betrachtet.
Österreich
Für Telemonitoring wurde 2015 bis 2017 in Österreich die „Rahmenrichtlinie für die IT Infrastruktur bei der Anwendung von Telemonitoring: Messdatenerfassung“ entwickelt, die 2018 als Empfehlung veröffentlicht wurde.
Der Begriff „Telerehabilitation“ wurde 2019 im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz mit dem Ziel verankert, der Telerehabilitation im Rahmen der ambulanten medizinischen Rehabilitation einen rechtlichen Rahmen zu geben.
Der Telemonitoring Episodenbericht ist in ELGA seit Jänner 2022 per Verordnung möglich.
Europäische Union
Im Februar 2019 hat die EU Kommission die “Commission Recommendation on a European Electronic Health Record exchange format” herausgegeben. Die Kommission empfiehlt, neben Patient Summary und ePrescription/eDispensation auch Laborbefunde und Bilddaten und die dazugehörigen Befunde als Teil des EU Gesundheitsdaten Austauschs umzusetzen. Dafür werden auch spezifische Standards empfohlen, z.B. IHE Profile, sowie HL7 und DICOM Standards. Der neue HL7 Standard “Health Level Seven Fast Healthcare Interoperability Resources (HL7 FHIR) wird für zukünftige Anwendungen und als Basis der Weiterentwicklung empfohlen.
Im Juni 2019 hat das EU eHealth Network die „eHealth Network Guidelines to the EU Member States and the European Commission on an interoperable eco-system for digital health and investment programmes for a new/updated generation of digital infrastructure in Europe” beschlossen. Darin werden einige IKT Profile und Standards z.B. der IHE und HL7 zur Verwendung in der regionalen Beschaffung empfohlen. Dafür sind auch finanzielle Mittel vorgesehen.
In der 2020 präsentierten „Europäischen Datenstrategie“ , (European strategy for data) soll ein Binnenmarkt für Daten geschaffen werden. Dazu werden europäische „Datenräume“ (European Data Spaces) unter anderem für den Gesundheitsbereich definiert: Der „gemeinsamer europäischer Gesundheitsdatenraum, der für Fortschritte bei der Prävention, Erkennung und Heilung von Krankheiten sowie für fundierte, faktengestützte Entscheidungen zur Verbesserung der Zugänglichkeit, Wirksamkeit und Nachhaltigkeit der Gesundheitssysteme von wesentlicher Bedeutung ist.“ Grundlage für den Datenaustausch zwischen den Mitgliedsstaaten ist die eHealth-Diensteinfrastruktur (eHDSI), siehe dazu Abschnitt „Europäischer Raum für Gesundheitsdaten (EHDS)“.
Europäische Referenznetzwerke (ERN) „sind virtuelle Netze von Anbietern von Gesundheitsdienstleistungen in ganz Europa. Sie arbeiten zusammen, um komplexe oder seltene Krankheiten und gesundheitliche Beeinträchtigungen zu heilen, die hochspezialisierte Behandlungen sowie eine hohe Konzentration an Fachkenntnissen und Ressourcen erfordern“. Um Diagnose und Behandlung von Patient*innen zu überprüfen, berufen ERN-Koordinator*innen virtuellen Konsultationen von medizinischen Fachleuten ein. Mit Stand September 2020 gab es 25 ERNs im Juli 2022 mehr als 80 ERNs, das Expertisezentrum für pädiatrische Onkologie des St. Anna Kinderspitals ist Koordinatorin des "ERN PaedCan - European Reference Network on paediatric cancer". Im Rahmen des EU Horizon Programm gibt es umfangreiche Förderprogramme, um die Umsetzung in Europa weiter in die Fläche zu bringen.
Die Kommission definierte 2021 fünf neue „EU-Missionen“ um Antworten auf einige der größten Herausforderungen unserer Zeit zu finden, zu denen die Bekämpfung von Krebs, die Anpassung an den Klimawandel, der Schutz der Ozeane, Meere und Gewässer, das Leben in grüneren Städten und gesunde Böden und Lebensmittel gehören. Bei der Mission zur Bekämpfung von Krebs sind einige Programme auch mit eHealth Unterstützung geplant oder schon in Umsetzung, z.B. das European Cancer Patient Digital Centre (ECPDC).
International
Auch über die EU Grenzen hinaus ist dieser Trend in vielen Ländern zu beobachten und insbesondere in den USA hat die interoperable Vernetzung von Informationssystemen in der Gesundheitsversorgung durch die „Meaningful Use“ Initiative einen Entwicklungsschub erhalten.
Von den 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen ist die Nummer drei „Good health and wellbeing“ - „Ensure healthy lives and promote well-being for all at all ages“. eHealth kann auch zur Erreichung dieses Zieles beitragen, die WHO sieht in ihrer Strategie „Global strategy on digital health 2020-2025“ die Möglichkeit, die Umsetzung der Gesundheitsziele zu unterstützen.
Die 25+5 SDG Cities Leadership Platform bietet die Möglichkeit, gemeinsam in internationalen Netzwerken rascher zu besseren Ergebnissen zu kommen, der World Health Innovation Summit (WHIS) befasst sich ebenfalls mit eHealth Themen.