3.3 Öffentlicher Raum
Der öffentliche Raum gehört allen Wienerinnen und Wienern. Parks, Plätze und Straßen der Stadt stehen allen zur Verfügung. Für uns spielen bei der Stadtentwicklung städtische Grünoasen und die Bodenentsiegelung eine wichtige Rolle. Das verhindert „Hitzeinseln“ und kommt besonders Wienerinnen und Wiener ohne eigenen Garten zugute – und das ist die Mehrheit.
Das Projekt CASY (Climate Adaption Control System) liefert die Grundlagen für klimagerechtes Bauen und Planen in Wien. Dabei werden punktgenau räumliche und zeitliche Informationen über zielgerichtete Maßnahmen zur Entschärfung von Hitzeinseln erstellt.
Stadtentwicklungsgebiete und neue Stadtteile werden klimafit geplant – mit großen Grünflächen statt Betonflächen, Begrünung von Gehsteigen, Straßenbegleitflächen, Fassaden und Dächern sowie Grüngleisen und Wasserspielen im öffentlichen Raum. Die Cooling-Offensiven der Stadt werden in den nächsten Jahren fortgesetzt und weiter intensiviert, denn das ist gerade für Wienerinnen und Wiener ohne eigenen Garten und Balkon im Hochsommer sehr wichtig.
Damit sich alle im öffentlichen Raum wohl und sicher fühlen, ist Sauberkeit wichtig. Seit 2008 sorgen die WasteWatcher für ein sauberes Wien, auch auf den Grünflächen.
Um alle diese Herausforderungen meistern zu können, sind unsere Ziele der Klimawandelanpassung in den Instrumenten und Prozessen der Stadtplanung im Zuge einer Neuausrichtung zu verankern. Die viel zu betonlastige Planung und Ausgestaltung von Plätzen und Stadtteilen ist nicht mehr zeitgemäß. Beton und Asphalt sind die großen Hitzetreiber. Die Stadtplanung muss wesentlich klimaorientierter ausgerichtet sein als vor dem Klimawandel.
Daher vereinbaren wir:
- Wir wollen und müssen Hitzeinseln durch eine neuausgerichtete Stadtplanung verhindern:
- Beschattung muss in der Stadtplanung eine wesentliche Rolle spielen.
- Weniger Beton und Asphalt, mehr Grünraum
- Verpflichtende Abschätzung der Klimafolgen durch den Stadtklimatolog_innen
- Schaffung von natürlichen „Klimaanlagen“ im dicht verbauten Gebiet durch vertikale Grünflächen (z.B. an Fassaden) und Dachbegrünungen
- Umsetzung der Ergebnisse von CASY rechtlich verbindend machen
- In dicht bebauten Grätzln Neupflanzung von Bäumen wo möglich bzw. handeln nach dem Programm „Raus aus dem Asphalt“.
- Neugestaltung von zumindest vier überregional bedeutsamen Straßen und vier Plätzen bis 2025, die als versiegelte Betonwüsten nicht mehr aktuell sind, und daher entsiegelt und begrünt werden sollen (wie beispielsweise Praterstern oder Simmeringer Hauptstraße). Die Festlegung der konkreten Projekte erfolgt gemeinsam.
Wir vereinbaren für den öffentlichen Raum weiters:
- Einsatz für ein friedvolles Miteinander, damit sich jede und jeder im öffentlichen Raum sicher fühlt.
- Straßen beruhigen und zu Treffpunkten machen sowie Errichtung von mehr Sitzgelegenheiten.
- Lebensqualität im Grätzl durch funktionierende Nahversorgung - ums Eck einkaufen, Besorgungen machen oder zum Arzt bzw. zur Ärztin gehen.
- Mehrfachnutzung von Flächen ausweiten: Grünflächen bei Neubauten von Schulen und Kindergärten nachmittags und an schulfreien Tagen für alle nutzbar machen.
Umsetzung des Konzeptes „Frühes Grün“
Das heißt die Errichtung der Grünräume ist der Bebauung um einen Schritt voraus, sodass die Nutzerinnen und Nutzer bereits bei der Besiedelung einen funktionierenden Grünraum vorfinden. Die Kosten pro Baum liegen nur zwischen 200 und 300 Euro. Dieses „Frühe Grün“ kann bei Bedarf kostengünstig zum Park weiterentwickelt werden. Dafür ist eine zeitgerechte Planung und Widmung nötig, damit einige Jahre vor der Bebauung schon Bäume gepflanzt werden und wachsen können.
Leuchtturm-Projekte und flankierende Maßnahmen zur Klimawandelanpassung im öffentlichen Raum
- Wir vereinbaren, mit einer Machbarkeitsstudie zu untersuchen, wo neue Gewässer an der Oberfläche umsetzbar wären. Dafür wird zeitnah eine Potentialanalyse erstellt. Diese prüft, wo Potential besteht und definiert Standards für solche Projekte. Diese sind modulartig in drei Projektkategorien aufgebaut - von kleinen Projekten bei wenig Platz über den mittleren Standard bis zu großen Wasserflächen. Anhand dieser Analyse werden Pilotprojekte in allen drei Kategorien umgesetzt. Ziel ist es, mittelfristig in vielen Bezirken neue Wasserflächen zu schaffen.
- Fassadenbegrünung mit effizienter Bewässerung soll für Private forciert kommuniziert und gefördert werden (in Zusammenarbeit mit den Baubehörden). Insbesondere bei Wettbewerben zur Errichtung neuer Gebäude/Stadtteile müssen Fassadenbegrünungen schon verpflichtend vorgeschrieben werden.
- Für das Aufstellen von Grünpflanzen auf Gehsteigen und in Baumscheiben durch Private soll ein möglichst einfaches und für die Bewohner_innen kostengünstiges Verfahren in Übereinstimmung mit den bundesrechtlichen Regelungen geschaffen werden. Nach dem Vorbild von „150 Grüne Häuser“ sollen bürokratische Hürden beseitigt und ein einfaches bürger_innenfreundliches Verfahren zur raschen Abwicklung geschaffen werden.
- Die Stadt wächst und die Wienerinnen und Wiener brauchen Wohnraum. Dabei ist es ein gemeinsames Ziel, bei Bauvorhaben möglichst viele Bäume zu retten. Dazu wird künftig bereits im Planungsprozess die zuständige Fachabteilung für Baumschutz MA 42 angehört und ihre Stellungnahme berücksichtigt. Dabei geht es nicht darum, Bauprojekte zu verhindern, sondern die Lage der Gebäude so zu optimieren, dass der Baumbestand- bestmöglich in das Projekt integriert wird.