Homophobie, Heterosexismus und Heteronormativität - Definitionen

Homophobie

Homophobie wird oft als irrationale, weil sachlich durch nichts zu begründende Angst vor homosexuellen Menschen und ihren Lebensweisen definiert. Bei Homophobie handelt es sich jedoch nicht um eine Phobie (Angst). Die ihr innewohnende Psychodynamik ist eine andere. Während Menschen mit Phobien die angstauslösenden Situationen strikt zu vermeiden versuchen, suchen homophobe Menschen Homosexuelle und deren Lebenswelten oft gezielt auf, um ihnen aggressiv zu begegnen. Homophobie ist also keine Angst, sondern eine feindselige aggressive Haltung. Homophobie fasst die verschiedenen Formen von sozialer Ausgrenzung, Diskriminierung, Nichtwahrnehmung und Gewalt zusammen, mit denen Menschen oftmals auf Grund ihrer homosexuellen Lebensweise konfrontiert sind.

Biphobie

Biphobie kann als irrationale, weil sachlich durch nichts zu begründende Angst vor bisexuellen Menschen und ihren Lebensweisen definiert werden, die sich in Ablehnung oder gar Hass äußert. Bisexuelle Menschen erfahren oft Diskriminierung sowohl von heterosexuellen Menschen, als auch von homosexuellen Menschen. Das reicht von nicht ernst nehmen über Ausgrenzung bis hin zu Beschimpfungen oder gar Gewalt. Wichtig ist daher, auch Bisexualität als eigenständige sexuelle Orientierung sichtbar zu machen.

Erscheinungsformen

Homophobie tritt in verschiedenen Erscheinungsformen auf. Manifeste körperliche Gewalt gegen homosexuelle Menschen kommt öfter vor, als man denkt. Die Opfer körperlicher Übergriffe sind öfter schwule Männer als lesbische Frauen, die Täter oft junge Männer, die in der Gruppe agieren. Andere Erscheinungsformen sind soziale Ausgrenzung, Diskriminierung, Nichtwahrnehmung und Ignoranz. Etwa zwei Drittel aller Lesben und Schwulen wurden schon einmal an ihrem Arbeitsplatz diskriminiert. Auch die klischeehafte Wahrnehmung von Schwulen und Lesben sowie die Meinung, homosexuelle Menschen könnten keine Kinder aufziehen oder die Vermischung der Themen Homosexualität mit Missbrauch sind Ausdruck von Homophobie.

Homophob verhalten sich oft auch Institutionen und gesellschaftliche Subsysteme: Die meisten Religionsgemeinschaften lehnen gelebte Homosexualität ab, die Wissenschaft hat lange Zeit Homosexualität als kriminell und später als krankhaft beschrieben. Politik und Justiz diskriminieren auch in Österreich Lesben und Schwule. In den Medien finden sich immer wieder lächerliche Klischeevorstellungen.

Mögliche Ursachen

Eine Ursache für homophobes Verhalten ist sicher die Tatsache, dass schwule Männer das immer noch gängige patriarchale Männerbild unserer Gesellschaft in Frage stellen. Sie ergänzen das traditionelle Männerbild (Rivalität, Stärke, Durchsetzung, Vernachlässigung der emotionalen Anteile) durch die Dimension der Nähe, der Zärtlichkeit und Erotik. Sie sind nicht die eine Frau als Objekt begehrenden Subjekte, sondern sind beides in einem: begehrendes Subjekt und begehrtes Objekt. Dies kann heterosexuelle Frauen und Männer in ihrem Selbstverständnis verunsichern. Um dieser Unsicherheit zu entgehen, reagieren viele von ihnen homophob.

Zwei Frauen oder zwei Männer, die in einer gleichgeschlechtlichen PartnerInnenschaft leben, müssen ihre Rollen, ihre Macht- und Aufgabenverteilung individuell, partnerschaftlich gestalten und können diese nicht einfach am Geschlecht festmachen. Daher stellen lesbische und schwule Beziehungen die patriarchale Geschlechterordnung in Frage.

Weitere Ursache von Homophobie/Heterosexismus kann die Angst heterosexueller Männer vor dem Verlust ihrer Macht sein.

Heterosexismus

Unter Sexismus versteht man die Grundeinstellung von Menschen, andere Menschen allein auf Grund ihres Geschlechts zu benachteiligen. Dies kann sich in sexistischen Einstellungen (zum Beispiel Reduzierung von Frauen auf Sexualobjekt), sexistischen Äußerungen (zum Beispiel "Männer können keine Gefühle zeigen") und in sexistischen Handlungen (zum Beispiel Benachteiligung, Diskriminierung) äußern.

Heterosexismus ist die Diskriminierung homosexueller Menschen auf Grund ihrer sexuellen Identität. Der Begriff wurde in den 1980er-Jahren geprägt. Er betont an Stelle des individuellen Aspekts die gesellschaftlich-ideologische Dimension, die jede nicht der heterosexuellen Norm entsprechende Lebensform ablehnt und diskriminiert.

Heteronormativität

Heteronormativität beschreibt die Tatsache, dass in unserer Gesellschaft Heterosexualität als Norm angesehen wird. Homosexuelle Menschen müssen sich daher als nicht-heterosexuell, als "anders" wahrnehmen. Sie sind gezwungen, ein Coming-out zu machen, wenn sie von ihrem sozialen Umfeld nicht mit unzutreffenden Vorannahmen über sich selbst konfrontiert werden möchten.

Was tun gegen Homophobie und Heterosexismus?

Man kann Homophobie bekämpfen, auch wenn das nicht immer einfach ist. Als sinnvoll hat sich Information und Aufklärung erwiesen. Heterosexuelle Menschen und Fachleute in psychosozialen, staatlichen und kirchlichen Organisationen sollten über Lesben und Schwule sowie über deren Lebensformen informiert und zur Auseinandersetzung damit angeregt werden. Weiters müssen die Hintergründe der Homophobie analysiert und transparent gemacht werden. Das bedeutet immer auch, traditionelle patriarchale Strukturen zu hinterfragen und Respekt und Akzeptanz gegenüber anders empfindenden Menschen zu stärken. Ein besonders guter Weg, dies zu erreichen, ist das Ermöglichen persönlicher Begegnungen, zum Beispiel in berufsspezifischen Weiterbildungsveranstaltungen.

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