Marlies Ettl - Preisträgerin Frauenpreis 2024

Marlies Ettl wurde in der Kategorie "Alltagsheldin" mit dem Wiener Frauenpreis 2024 ausgezeichnet.

Eine Frau mit Blumenstrauss, eine Frau mit Urkunde in den Händen

Die Jury des Wiener Frauenpreises begründet ihre Entscheidung folgendermaßen:

Als Schuldirektorin kann man sehr viele Verbesserungen für das Leben junger Menschen bewirken, wenn man ein klares Ziel dazu hat und sich auch nicht beim kleinsten Gegenwind einschüchtern lässt, sondern diesem Ziel überzeugt und couragiert folgt. So eine ist Marlies Ettl, die die letzten 15 Jahre ihrer Berufslaufbahn die Hertha Firnbergschulen in der Donaustadt leitete. Seit 1. Juli ist sie in Pension, aber weiterhin in vielen feministischen Bereichen aktiv. Unter anderem bei Terre des Femmes Österreich.

Die Hertha Firnberg Schulen sind mittlere und höhere berufsbildende Schulen mit einer Hotelfachschule, einer Höheren Lehranstalt für Tourismus und einer Höheren Lehranstalt für Wirtschaft. Einzigartig ist hier, dass das Thema Gleichstellung von Frauen und Männern seit Anbeginn vor 30 Jahren die gesamte Schulphilosophie durchdringt. "Es zählt das Individuum, die Leistung und das Engagement und nicht das Geschlecht und auch nicht die soziale Herkunft", lautet das Motto.

Und das hat Marlies Ettl - und davor schon ihre Vorgängerin Viktoria Kriehebauer - mit Leben erfüllt. Sie lebt dieses Motto auch mit jeder Faser ihrer Persönlichkeit. Viktoria Kriehebauer beschreibt sie so: "Marlies Ettl ist eine zutiefst feministisch sozialisierte moderne Frau, die sehr ehrlich und hartnäckig, aber liebevoll motivierend und auch humorvoll Alt und Jung für die Gleichstellungsanliegen begeistert". Denn - so ist Marlies Ettl überzeugt, eine gute Schule für Mädchen ist immer auch eine gute Schule für Burschen.

So hat sie zum Beispiel im Rahmen der Schulautonomie ein Programm weiterentwickelt, das Mädchen gezielt an die sogenannten MINT-Fächer heranführt. Die Schüler*innen des Zweiges "Kommunikations- und Mediendesign" besuchen 1-mal pro Woche die Fachhochschule Technikum Wien in der Brigittenau und werden hier von FH-Lehrkräften in den technischen Fächern unterrichtet. Hier erleben sie auch die Technik-Studierenden und sehen, wie diese sich sozialisieren. So wird den jungen Frauen die Schwellenangst vor einer komplexen technischen Ausbildung genommen.

Die Devise "Wenn die Mädchen nicht zur Technik kommen, kommt die Technik zu den Mädchen", ist voll aufgegangen. Oder: In jeder Klasse gibt es eine Gender-Botschafterin, einen Gender-Botschafter, die für Veranstaltungen und Diskussionen bezüglich Gleichstellung verantwortlich sind. Jedes Jahr gibt es Veranstaltungen, wo die einzelnen Klassen ihre Gleichstellungsideen vorstellen - kleine Filme, Theaterstücke, Diskussionen auf der Bühne etc.

Die besten werden von einer Schüler*innen-Jury ausgezeichnet. Bei den Maturaabschlussarbeiten muss immer ein Gender-Aspekt dabei sein. Und auch der wöchentliche Newsletter der Direktorin an alle Kolleg*innen beinhaltet immer auch feministische Aspekte. Das neu einzustellende Lehrpersonal muss der Gleichstellungsausrichtung der Schule voll und ganz Rechnung tragen. Auch hier ist Marlies Ettl streng. Es werden starke Frauenpersönlichkeiten - Künstlerinnen, Autorinnen, Vertreterinnen von Institutionen, die für Frauen wichtig sind, in die Schule eingeladen. Sie diskutieren mit Schüler*innen und Lehrpersonal auf Augenhöhe.

Das sind nur einige Beispiele, die zeigen, dass man mit Mut und Ausdauer und mit guten Argumenten viel an Verbesserungen im Bildungsbereich erreichen kann. Marlies Ettl hat mit Courage, tiefer Überzeugung und sehr viel Einsatz genau das gemacht.

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